Italien riegelt vom Coronavirus betroffene Städte ab

  23 Februar 2020    Gelesen: 850
Italien riegelt vom Coronavirus betroffene Städte ab

Die überraschend schnelle Ausbreitung des Coronavirus veranlasst die Regierung in Italien zu drastischen Maßnahmen. Die betroffenen Städte im Norden des Landes werden abgeschottet, zwei Fußballspiele in der Serie A abgesagt. Dem Karneval in Venedig droht ebenfalls das Aus.

Die italienische Regierung will die Ausbreitung des Coronavirus im Norden des Landes stoppen und die am stärksten betroffenen Städte abriegeln. Diese Notfallmaßnahme teilte Ministerpräsident Giuseppe Conte nach Krisengesprächen mit der Zivilschutzbehörde des Landes an. "Das Ziel ist es, die Gesundheit der italienischen Bevölkerung zu schützen." In den als Epidemiezentren geltenden Gebieten werde den Bewohnern weder die Einreise noch die Ausreise gestattet, sagte Conte. Die Menschen könnten sich nur mit "besonderen Ausnahmeregelungen" bewegen.

In Italien ist inzwischen bei mehr als 79 Menschen Sars-CoV-2 nachgewiesen worden, zwei Menschen starben, wie örtliche Behörden mitteilten. Die Infizierten verteilen sich auf die Lombardei, Venetien und die Region Piemont. Der große Ausbruch in der Lombardei geht auf einen 38-Jährigen zurück, der schwer erkrankt in der Klinik der Kleinstadt Codogno behandelt und am Donnerstag positiv auf den Erreger getestet wurde.

Zudem wurden alle Sportveranstaltungen in der Lombardei und in Venetien für Sonntag abgesagt. Davon betroffen sind auch zwei Serie-A-Spiele zwischen Inter Mailand und Sampdoria Genua sowie zwischen Hellas Verona und Cagliari Calcio. Inzwischen gibt es Überlegungen, den noch bis 25. Februar dauernden Karneval von Venedig eher zu beenden.

Zwei Todesfälle

Zwei Todesfälle werden mit dem Virus in Verbindung gebracht. Bei einer am Donnerstag verstorbenen 77-Jährigen aus der Lombardei wurde Sars-CoV-2 posthum nachgewiesen, sie werde nun als Covid-19-Todesopfer geführt, auch wenn unklar sei, woran genau sie starb, teilte der Gesundheitsbeauftragte der Lombardei, Giulio Gallera, mit. Die Lungenerkrankung gilt auch bei einem 78-Jährigen aus Venetien als mutmaßliche Todesursache, wie ein Sprecher des italienischen Zivilschutzes mitteilte. Der Erreger wurde demnach unter anderem bei der Frau und einer Tochter des am Freitag verstorbenen Mannes nachgewiesen.

In einem Dutzend Gemeinden der Lombardei wurden zuvor bereits Schulen und ein Großteil der Geschäfte vorübergehend geschlossen. Rund 50.000 Einwohner sind aufgerufen, möglichst zu Hause zu bleiben. Großveranstaltungen wie Gottesdienste, Karnevalsfeste und Sportevents wurden verboten. Auch nahe der betroffenen Region liegende Städte wie Cremona und Piacenza schlossen Schulen und sagten Großveranstaltungen ab. Auch in Venetien - dort ist die Gemeinde Vo nahe Padua betroffen - wurden Maßnahmen ergriffen, die eine weitere Ausbreitung des Virus verhindern sollen. Die Universitäten der Region sollten in der kommenden Woche schließen, teilte der Präsident der Region, Luca Zaia, mit.

Wo sich der schwer erkrankte 38-Jährige in Codogno ansteckte, auf den alle Fälle in der Lombardei zurückgehen, war zunächst unklar. Der Verdacht, er könnte sich bei einem kürzlich aus China zurückgekehrten Freund infiziert haben, bestätigte sich nicht: Tests hätten ergeben, dass dieser Mann nie mit dem Virus infiziert war, hieß es am Abend. Für den Ausbruch in Venetien wurde eine Einschleppung durch dort arbeitende chinesische Geschäftsleute vermutet. Der Fall im Piemont geht auf Kontakte zu Infizierten in der Lombardei zurück. Vor den zwei aktuellen Ausbrüchen waren in Italien erst drei Infektionen erfasst.

Weitere Infizierte in Südkorea und China

Auch auf der koreanischen Halbinsel spitzt sich die Lage zu: Wie die Gesundheitsbehörden am Samstag mitteilten, wurden in Südkorea binnen eines Tages 229 weitere Ansteckungen mit Sars-CoV-2 nachgewiesen. Damit stieg die Zahl erfasster Fälle auf 433. In keinem anderen Land außerhalb Chinas, wo Covid-19 im Dezember ausgebrochen war, wurden bisher mehr Infektionen gemeldet.

In China lag die Zahl in der offiziellen Statistik erfasster Infektionen am Samstag bei gut 76.000, mehr als 2300 Menschen starben an der Lungenkrankheit. Experten gehen von einer weitaus höheren Dunkelziffer in der Volksrepublik aus. Die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen werden weiter aus der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei gemeldet, wo Covid-19 im Dezember in der Millionenstadt Wuhan ausgebrochen war.

Quelle: ntv.de, mba/dpa


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