Tschetscheniens Machthaber möglicherweise mit Coronavirus infiziert

  22 Mai 2020    Gelesen: 790
  Tschetscheniens Machthaber möglicherweise mit Coronavirus infiziert

Der tschetschenische Regionalpräsident Ramsan Kadyrow hat sich möglicherweise mit dem neuartigen Coronavirus infiziert.

Er sei mit einem Flugzeug nach Moskau gebracht worden, wo er nun unter "medizinischer Überwachung" stehe, berichtete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass am Donnerstagabend. Demnach war sein Zustand "stabil". Laut der Agentur Ria-Nowosti wird der 43-Jährige in einer Moskauer Klinik behandelt.

Die tschetschenischen Behörden kommentierten die Berichte zunächst nicht und betonten nur, Kadyrow leitete die Maßnahmen zur Eindämmung der Coronavirus-Pandemie. Der seit 2007 autoritär herrschende Kadyrow geht angesichts der Corona-Krise noch härter gegen Kritik und abweichende Meinungen in seinem Land vor als sonst. Aus seinem isolierten Machtbereich dringen neue Vorwürfe von Pressezensur und Einschüchterungen durch die Polizei nach außen.
Kadyrow gilt als unumstrittene Nummer eins in der Kaukasusrepublik. Der Kreml rechnet dem 43-Jährigen hoch an, dass er nach vielen Jahren Krieg und islamistischen Unruhen Stabilität in die Region gebracht hat. Menschenrechtsgruppen verweisen jedoch auf erschreckende Fälle von außergerichtlichen Tötungen und Entführungen.

Als sich in Russland die Corona-Pandemie ausbreitete, zirkulierten in Online-Netzwerken Videos von tschetschenischen Polizisten, die durch Straßen patrouillierten und die Ausgangssperre mit Knüppeln durchsetzten. Die Moscheen in der mehrheitlich muslimischen Kaukasusrepublik verkündeten Strafen für die Missachtung der Quarantäne und der Vorschriften zum Tragen von Schutzausrüstung in der Öffentlichkeit.

Bislang wurden in Tschetschenien offiziell rund tausend Infektionsfälle und elf Corona-Tote gezählt. Beobachter vermuten, dass die Zahlen höher sind.

AFP.com


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