Warum wirken Süßstoffe nicht wie Zucker?

  24 Mai 2020    Gelesen: 1061
Warum wirken Süßstoffe nicht wie Zucker?

Schokolade, Kekse, Gummibärchen: Naschen entspannt und macht leider auch dick. Aus diesem Grund werden vor allem Softgetränke und Fertigprodukte mit kalorienfreien Süßstoffen versehen. Warum die nicht genauso wirken wie die Zuckerbomben, erklärt ntv.de.

Die Vorliebe für Süßes ist aus evolutionärer Sicht tief im Menschen verankert. Alles, was süß schmeckte, wurde mit energiereicher Kost gleichgesetzt. Das wiederum bedeutete für unsere Vorfahren einen echten Überlebensvorteil. Heute ist das jedoch anders. Mit durchschnittlichen 95 Gramm pro Tag ist die Zucker-Tagesdosis der Deutschen dreimal so hoch, wie es die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt.

Aus diesem Grund sollte jeder Griff zu Süßem wohlüberlegt sein, denn zu viel Zucker und damit zu viel Energie kann Übergewicht und eine Reihe von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes oder Herz-Kreislauferkrankungen fördern. Diese führen wiederum zu Folgeerkrankungen. Getränkehersteller und Hersteller von Genussmitteln setzen deshalb auf Süß- und Zuckeraustauschstoffe. Sie wollen damit wesentlich weniger oder sogar null Kalorien bei gleich süßem Geschmack erzielen. Das soll Verbrauchern suggerieren, dass man sich gesünder beziehungsweise bewusster ernährt und nicht auf den süßen Geschmack verzichten muss.

Der Sinn von Süßstoffen
Doch Süßstoffe sind in den letzten Jahren in Verruf geraten. Sie können nachweislich weder bei der Gewichtsreduktion helfen noch den Appetit auf Süßes lindern. Wieso das mit den Zuckeraustauschstoffen nicht gelingt, haben Forscher der Columbia University New York herausgefunden. Das Team um Hwei-Ee Tan fand mithilfe von Mäusen heraus, dass auch diese bereits nach 24 Stunden echte Zuckerlösung gegenüber einer Süßstofflösung bevorzugen. Das liegt den Wissenschaftlern zufolge nicht an den Geschmackszellen, sondern an einer Verbindung zwischen Darm und Gehirn, die nur durch echten Zucker aktiviert wird.

Die Forscher sahen, dass ein besonderer Bereich im Gehirn, der sogenannte caudale Nucleus solitarius (cNST), auch aktiviert wird, wenn Zucker an den Süßrezeptoren der Zunge vorbei direkt in den Darm appliziert wird. Die Forscher konnten ihre Vermutung, dass Rezeptoren im Darm bei Zucker Signale über den sogenannten Vagusnerv direkt ins Gehirn senden, mit späteren Untersuchungen beweisen. Der Vagusnerv wird als eine wichtige Verbindung zwischen Gehirn und dem sogenannten Bauchgehirn angesehen.

Die Forscher identifizierten daraufhin eine Reihe von Nervenzellen im Vagusnerv, die auf Zucker reagierten. Die Rezeptoren, die sich auf diesen Zellen befinden, sind auf Glukose, also den Stoff, der in Zucker vorkommt, spezialisiert. Bei Zuckeraustausch- oder Süßstoffen blieb diese Aktivierung jedoch aus. Die Forscher gehen deshalb davon aus, dass durch Süßstoffe die Süßsättigung, also ein wohliges Gefühl, das nach dem Naschen eintritt, nicht erreicht werden kann.

Übrigens: Auch Zucker macht nicht glücklich. Das viel zitierte "Zuckerhoch" ist ein Mythos. Das haben Forscher um Elizabeth Maylor von der University of Warwick bei der Analyse von 31 Studien mit insgesamt 1259 Probanden herausgefunden.

 


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