Weißes Haus bestreitet ungeheuren Vorwurf

  28 Juni 2020    Gelesen: 444
Weißes Haus bestreitet ungeheuren Vorwurf

Es wäre ein Schlag ins Gesicht für alle US-Soldaten: Angeblich weiß US-Präsident Trump, dass Russland Taliban-Kämpfer in Afghanistan dafür bezahlt, amerikanische Soldaten zu töten - und greift nicht ein. Das Dementi aus dem Weißen Haus folgt prompt. Es bezieht sich aber nur auf einen Teil des Vorwurfs.

Das Weiße Haus hat einen Pressebericht zurückgewiesen, wonach US-Präsident Donald Trump über Geheimdiensterkenntnisse informiert worden sei, denen zufolge russische Agenten afghanischen Taliban-Kämpfern Geld für Angriffe auf US-Soldaten angeboten haben sollen. "Weder der Präsident noch der Vizepräsident wurden über die angeblichen russischen Geheimdienst-Prämien informiert", sagte eine Sprecherin in Washington. Russland sprach von "unbegründeten Anschuldigungen", auch die Taliban wiesen den Bericht der "New York Times" zurück.

Die US-Zeitung hatte am Freitag unter Berufung auf Regierungskreise berichtet, Agenten des russischen Militärgeheimdienstes (GRU) hätten Kämpfern der radikalislamischen Taliban und diesen nahestehenden Kriminellen Geld für tödliche Angriffe auf in Afghanistan stationierte US- und Nato-Soldaten gegeben.

"Weder der Präsident noch der Vizepräsident wurden über die angeblichen russischen Geheimdienst-Prämien informiert", sagte die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany. Dies spreche für die "Ungenauigkeit der 'New York Times'-Geschichte, die fälschlicherweise andeutet, dass Präsident Trump in dieser Angelegenheit gebrieft wurde". Die Existenz derartiger Geheimdienstinformationen schloss sie somit nicht aus.

Die russische Botschaft in Washington twitterte, infolge der Vorwürfe habe es bereits Todesdrohungen gegen Mitarbeiter der Botschaften in Washington und London gegeben. Die russische Vertretung warf der "New York Times" vor, "Fake News" zu verbreiten.

Konfliktreiche Geschichte

Dem Bericht zufolge informierten die Geheimdienste Trump im März über diese Erkenntnisse. Dieser habe jedoch noch nicht reagiert. Unklar sei, ob die von Taliban-Kämpfern angenommenen Prämien tatsächlich unmittelbar mit der Tötung von US-Soldaten zusammenhingen. Ein von der "New York Times" zitierter Kreml-Sprecher gab an, nichts von den Vorwürfen zu wissen.

Die Taliban wiesen den Bericht ebenfalls zurück und erklärten, sie fühlten sich weiter dem im Februar mit Washington unterzeichneten Abkommen verpflichtet, das den Weg für einen Abzug aller ausländischen Truppen aus Afghanistan ebnen soll. "Der 19-jährige Dschihad des Islamischen Emirats ist nicht der Wohltätigkeit irgendwelcher Geheimdienstorgane oder fremden Ländern geschuldet", erklärten die Taliban in Kabul. Die Miliz wurde mutmaßlich jahrelang vom pakistanischen Geheimdienst ISI unterstützt.

Russland verbindet mit Afghanistan eine konfliktreiche Geschichte. Die ehemalige Sowjetunion war 1979 in Afghanistan einmarschiert; es folgte ein zehnjähriger Krieg gegen islamistische Milizen, die damals von den USA unterstützt wurden. Als sich die sowjetischen Soldaten zurückzogen, entstand aus den Milizen die radikalislamische Taliban-Bewegung.

Vor kurzem war Russland von US-Seite bereits vorgeworfen worden, deren Kämpfer mit Waffen zu versorgen. Auch diesen Vorwurf wiesen die Taliban zurück.

Rache für tote Söldner?

Dem jüngsten Bericht zufolge kursieren verschiedene Theorien dazu, warum Russland Taliban-Angriffe unterstützen sollte. Eine Theorie besage, dass sich Russland für die Tötung russischer Söldner in Syrien durch US-Soldaten rächen wolle. Im Syrienkrieg steht Moskau an der Seite von Machthaber Baschar al-Assad. Andere vermuteten ein russisches Interesse daran, dass die Vereinigten Staaten noch lange in dem festgefahrenen Konflikt in Afghanistan verbleiben.

Trump hat mehrfach angekündigt, den langjährigen Militäreinsatz in dem Land beenden zu wollen. Im Februar einigten sich die USA und die Taliban auf ein Abkommen, das den schrittweisen Abzug der US-Streitkräfte regelt. Voraussetzung für den Abzug ist allerdings ein Rückgang der Gewalt in Afghanistan.

Quelle: ntv.de, chr/AFP


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