Tomsker Hotel macht Ergebnisse der Untersuchung von Nawalnys Zimmer publik

  22 September 2020    Gelesen: 775
Tomsker Hotel macht Ergebnisse der Untersuchung von Nawalnys Zimmer publik

Ein Vertreter der Verwaltung des Hotels Xander in der sibirischen Stadt Tomsk, wo sich der russische Kreml-Kritiker Alexej Nawalny aufgehalten hat und angeblich eine Wasserflasche mit Giftstoffspuren gefunden worden sein soll, hat gegenüber der Agentur RIA Novosti die Ergebnisse der Untersuchung im Hotelzimmer des Bloggers bekannt gegeben.

Laut dem Vertreter der Hotelverwaltung wurde Nawalnys Zimmer von der russischen Verbraucherschutzbehörde (Rospotrebnadsor) auf Sicherheit geprüft.

Eine Rezeptionistin des Hotels äußerte gegenüber RIA Novosti, dass die Aufsichtsbehörde nach dem Vorfall mit Nawalny und nach der Entdeckung von „verdächtigen Wasserflaschen“ das Hotel überprüft habe.   

„Rospotrebnadsor hat Proben entnommen und man hat dort nichts gefunden. Das Zimmer wurde wie üblich, so wie alles, sehr sorgfältig gereinigt (...). Wenn es etwas gegeben hätte, hätten wir nicht offen“, sagte sie.

Tomsker Hotel zu Qualität von Flaschenwasser im Hotel
Zur Qualität des in Flaschen abgefüllten Wassers im Hotel erläuterte der Vertreter der Hotelverwaltung, dass die Gaststätte Flaschenwasser für die Zimmer bei einem geprüften Lieferanten kaufe.  

Die Anzahl der Flaschen im Zimmer hänge von der Anzahl der Gäste ab, so eine Mitarbeiterin des Hotels Xander.

Wenn im Zimmer zwei Gäste untergebracht seien, würden zwei Flaschen ins Zimmer gestellt, wenn nur einer – dann eine. Das Flaschenwasser werde jeden Tag gewechselt.

„Mit diesem Lieferanten (von Flaschenwasser – Anm. d. Red.) arbeiten wir schon seit langem zusammen (…) es wird überall verkauft, es ist ein sehr beliebtes Wasser in der Stadt“, fuhr die Rezeptionistin fort.

Ihr zufolge hat Nawalny das Hotelzimmer allein gemietet und es habe dort eine entsprechende Anzahl von Flaschen nach der Zahl der Tage gegeben.

Auf die Frage der Agentur, warum im Video des Fonds für Korruptionsbekämpfung FBK von Alexej Nawalny im Zimmer mehrere Wasserflaschen zu sehen sind, antwortete die Rezeptionistin, dass sie das nicht wisse. Sie hält es für wahrscheinlich, dass sie jemand dorthin gebracht haben könnte.

„Wiener Kaffeehaus“ in Tomsk, wo Nawalny Tee trank, in routinemäßigem Betrieb
Das „Wiener Kaffeehaus“ im Flughafen Tomsk, wo der Blogger Alexej Nawalny Tee getrunken hatte, bevor ihm an Bord des Flugzeugs schlecht wurde, hat wie üblich geöffnet, berichtet  ein RIA-Novosti-Korrespondent vom Flughafen.

Die Verkehrspolizei war zuvor dem zeitlichen Ablauf von Nawalnys Aufenthalt in Tomsk nachgegangen. Unter den Orten, wo er Getränke und Speisen zu sich genommen hatte, war auch das Café im Flughafen Tomsk.

Das „Wiener Kaffeehaus“ befindet sich im Abflugbereich, wie Medien zuvor berichtet hatten.

Die Gaststätte war nach dem Vorfall mit Nawalny für eine Woche geschlossen gewesen und hatte am 28. August seinen Betrieb wieder aufgenommen.

Am Sonntag, dem 20. September, sei das Café im üblichen Betrieb gewesen. Passagiere, die auf ihren Flug warteten, hätten dort Tee und Kaffee gekauft.

Indes wollten die Mitarbeiter des Cafés dem RIA-Novosti-Korrespondenten nicht erklärten, inwiefern der Fall Nawalny ihre Arbeit beeinflusst hat. Die Leitung des Cafés hätte ihnen verboten, mit der Presse zu sprechen.

Der Direktor des „Wiener Kaffeehauses“ in Tomsk, Pjort Filonenko, wollte ebenfalls keinen Kommentar dazu abgeben.

Fall Nawalny
Der russische Blogger Alexej Nawalny hatte am 20. August auf einem Flug von Tomsk nach Moskau das Bewusstsein verloren, woraufhin das Flugzeug unverzüglich in Omsk landete. Er wurde in ein Omsker Krankenhaus gebracht und dort in ein künstliches Koma versetzt. Später wurde der 44-Jährige auf Drängen seiner Familie in die Berliner Universitätsklinik Charité verlegt.

Die Bundesregierung hatte am 2. September nach Untersuchungen eines Spezial-Labors der Bundeswehr mitgeteilt, sie sehe es als zweifelsfrei erwiesen an, dass Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff der „Nowitschok“-Reihe vergiftet worden sei. Die Schlussfolgerungen deutscher Sachverständiger seien von Labors in Schweden und Frankreich bestätigt worden, hieß es weiter.

Parallel dazu führt die OPCW auf Ersuchen Berlins eigene Untersuchungen durch. Der Kreml sagte diesbezüglich, dass Berlin Moskau nicht über seine Ergebnisse informiert habe. Das russische Außenministerium betonte wiederum, dass Russland auf eine Antwort Deutschlands auf die offizielle Anfrage warte.

Russland sei an der Aufklärung des Falls interessiert, wofür es Informationen aus Deutschland bräuchte, die noch nicht eingegangen seien, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Die Ermittlungsmaßnahmen in Bezug auf die Situation um Nawalny würden de facto laufen, teilte er weiter mit. Wenn das Vorhandensein einer giftigen Substanz bestätigt werde, würden die Ermittlungen de jure eingeleitet, so Peskow.

Nawalnys Gesundheitszustand
Anfang September berichtete die Charité, dass sich Nawalnys Zustand verbessert habe. Er sei aus dem künstlichen Koma geholt und vom Beatmungsgerät getrennt worden, hieß es. Am Dienstag wurde im Instagram-Account von Nawalny das erste Foto von ihm nach dem Erwachen aus dem Koma veröffentlicht. Er gab an, am Tag zuvor den ganzen Tag selbständig geatmet zu haben.

„Nowitschok“-Spuren sollen an Flasche aus Tomsker Hotel gefunden worden sein
Laut dem Instagram-Account des russischen Bloggers Alexej Nawalny soll das deutsche Labor bei der Untersuchung einer Wasserflasche aus dem Tomsker Hotel, in dem der Kreml-Kritiker abgestiegen war, auf Spuren des Giftstoffes „Nowitschok“ gestoßen sein.

In dem Beitrag heißt es ferner, Mitglieder von Nawalnys Team, die in Tomsk geblieben waren, hätten umgehend nach dessen Einlieferung ins Krankenhaus einen Anwalt gerufen und das Hotelzimmer, in dem der Blogger genächtigt hatte, aufgesucht. Sie hätten alles, was dort zu finden gewesen sei – darunter auch Flaschen mit Hotelwasser – dokumentiert und eingepackt.

Einer der „Nowitschok“-Entwickler, Leonid Rink, bezweifelt diese Informationen. „Wenn man berücksichtigt, dass alle Flaschen gleich sind, ist das ein ,tödliches Indiz‘. Wir können sie nicht sehen, aber sie haben sie ja. Alle Flaschen sind gleich, und es ist (…) nicht zu beweisen, dass eben diese Flasche aus dem Tomsker Hotel stammt. Es ist unmöglich zu beweisen, dass es eben jene Flasche ist, denn diese Flasche kann an jedem Punkt der Erde präpariert worden sein“.

Rink betonte darüber hinaus, dass das Auftragen von „Nowitschok“ auf die Flasche im Tomsker Hotel, in dem Nawalny abgestiegen war, nicht nur zu dessen Tod, sondern zum Tod aller, die diese berührt hatten, geführt hätte.

sputniknews


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