Die USA zählen eine halbe Million Virus-Tote

  23 Februar 2021    Gelesen: 677
  Die USA zählen eine halbe Million Virus-Tote

Die Ausbreitung des Coronavirus in den USA verlangsamt sich zwar, doch sie kostet weiter täglich Tausende Menschenleben. Nun zählen die Vereinigten Staaten mehr als eine halbe Million Todesopfer. Am düstersten ist die Lage an der Ostküste.

Der Schauder und die Empörung waren groß, als der US-amerikanische Spitzenimmunologe Anthony Fauci Ende März des vergangenen Jahres etwa 100.000 bis 240.000 US-Todesopfer durch die Corona-Pandemie prognostizierte. Selbst der damalige Präsident Donald Trump, zuvor regelmäßig mit verharmlosenden Äußerungen auffällig geworden und offener Kritiker Faucis, zeichnete tags darauf ein ähnlich düsteres (wenn auch defensiveres) Szenario. Knapp zwei Monate später, am 26. Mai, erreichten die USA die damals schier unglaubliche Marke. Schon zwei Tage zuvor hatte die "New York Times" mit einer aufsehenerregenden Sonderseite der zu erwartenden 100.000 Todesopfer gedacht. Nun hat sich die Zahl mittlerweile verfünffacht: Die Ausbreitung der Pandemie in den Vereinigten Staaten hat dort mindestens eine halbe Million Menschen das Leben gekostet.

Mehr als ein Jahr nach dem ersten laborbestätigen US-Todesfall und einen neuen Präsidenten später verzeichneten die Behörden nun binnen eines Tages 1374 weitere Corona-Todesfälle – und damit stieg die Zahl der im Zusammenhang mit Covid-19 stehenden Todesfälle auf mindestens 500.103 an. Das geht aus der Zählung der "New York Times" (NYT) hervor, auf die sich ntv.de täglich seit Beginn der Pandemie bezieht.

Somit sind durch das Coronavirus rund fünfmal mehr US-Amerikaner gestorben als in allen US-Kriegen seit 1945. Die Dimension der Spanischen Grippe ist derweil noch nicht erreicht: Laut der US-Seuchenschutzbehörde CDC raffte jene Pandemie von 1918 etwa 675.000 Menschen in den Vereinigten Staaten dahin. Mehr als ein Jahrhundert später allerdings sind die Informationstechnik und das Gesundheitswesen weitaus fortgeschrittener. Doch das allein vermochte die USA nicht vor pandemischen Superlativen beschützen. Hinzu kam ein bis vor kurzem amtierender Präsident, der die Virus-Gefahr wider besseres Wissen regelmäßig abstritt, kleinredete und schlussendlich tödlich verharmloste. Nun ist Trump fort, seinen fatalsten Nachlass muss jetzt sein Amtsnachfolger Joe Biden verwalten.

Zwar wird der neue niederschmetternde Pandemie-Meilenstein inmitten eines Abwärtstrends bei der Ansteckungsdynamik erreicht - im Sieben-Tage-Schnitt schwächt sich das Infektionsgeschehen kontinuierlich und deutlich ab -, doch das Niveau der täglich gemeldeten Todesfälle bleibt im vierstelligen Bereich und damit hoch. Im Wochenmittel werden landesweit täglich mehr als 2000 neu registriert, dreistellig war dieser Wert zuletzt Anfang November vergangenen Jahres.

Im internationalen Vergleich offenbart sich die Dimension dieser Wegmarke noch deutlicher. Schon der Blick auf die absoluten Zahlen zeigt, dass die Pandemie die USA mit heftiger Wucht trifft. Die Vereinigten Staaten verzeichnen mit mehr als 28,2 Millionen Infektionen nicht nur die weltweit meisten bestätigten Virusfälle, sondern mit den nun mehr als einer halben Million Opfern auch die meisten Todesfälle – weit vor Brasilien (247.143) und Mexiko (180.107). In Deutschland sind laut amtlicher Statistik von insgesamt mehr als 2,39 Millionen nachweislich infizierten Personen bisher 68.061 im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.

Am düstersten ist die aktuelle Lage an der nördlichen Ostküste. Insbesondere die Bundesstaaten New Jersey, New York und Massachusetts haben im Verhältnis zur Bevölkerung die meisten Pandemie-Todesfälle zu beklagen, dort liegen die Werte bei deutlich mehr als 200 Todesfällen je 100.000 Einwohner. Fast jeder fünfte Todesfall ereignete sich den NYT-Erhebungen zufolge allein in diesen drei Bundesstaaten. Die niedrigste Zahl an Covid-19-Verstorbenen verzeichnen bislang der dünner besiedelte Nordost-Bundesstaat Vermont, die Exklave Alaska und der Inselbundesstaat Hawaii.

Auch wenn die USA mit ihren rund 329 Millionen Einwohnern zu den bevölkerungsreichsten Ländern zählen, liegt die Sterberate im internationalen Vergleich auf sehr hohem Niveau. Mit statistischen 152 Todesfällen je 100.000 Einwohner verzeichnen die USA eines der weltweit höchsten relativen Aufkommen. In Deutschland liegt diese Kennziffer momentan bei knapp 82.

Auch der Eindruck beim Blick auf die Dynamik der täglich gemeldeten Todesfälle ist bedrückend: Seit Bekanntgabe des ersten offiziell bestätigten Corona-Toten in Kalifornien am 29. Februar 2020 - als vor ziemlich genau einem Jahr - fordert die Pandemie in immer kürzer werdenden Abständen weitere Hunderttausend zusätzlich Todesopfer. Hatte die Viruserkrankung bis zur ersten Schwelle noch 110 Tage benötigt, so waren es jüngst nur noch 35 Tage, um weitere 100.000 Menschen dahinzuraffen.

Doch es gibt auch Momente der Hoffnung - nicht nur beim Immunologen Fauci, der nach vier Jahren Trump froh ist, nun wieder "die Wissenschaft sprechen lassen" zu dürfen. Auch der Impffortschritt stiftet Zuversicht in den Vereinigten Staaten. Mittlerweile wurden dort rund 19 Millionen Menschen voll geimpft. Das entspricht knapp sechs Prozent der US-Bevölkerung. Da auch in den USA vorrangig Menschen aus den besonders gefährdeten Risikogruppen geimpft werden, könnten sich die positiven Effekte der Immunisierung bald auch in den Todesfallzahlen niederschlagen.

Zum Erreichen der Herdenimmunität ist es allerdings noch ein weiter Weg: Schätzungsweise müssen hierzu 70 Prozent der Bevölkerung durch vollständige Impfung oder überstandene Covid-19-Erkrankung immun sein. Somit bleibt es beim Wettrennen gegen das Virus, bei dem die nächste düstere Wegmarke naht: Laut einer Modellrechnung des Institute for Health Metrics and Evaluation (IHME) an der University of Washington könnte die nächste Hunderttausendermarke bei den US-Todesfällen im schlechtesten Falle schon Mitte Mai erreicht sein.

Quelle: ntv.de


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