Lufthansa bittet um Go für mehr Geld

  04 Mai 2021    Gelesen: 1423
Lufthansa bittet um Go für mehr Geld

So ein Geschäftsjahr hat es in der Lufthansa-Geschichte noch nicht gegeben: Die Corona-Krise trifft die Luftfahrt hart, die Kranich-Linie muss Staatshilfe annehmen. Der Vorstand sucht nach einem Weg aus der Abhängigkeit und will einen Beschluss für mehr Eigenkapital erreichen. Doch es regt sich Widerstand.

Die heutige, erneut nur online abgehaltene Lufthansa-Hauptversammlung in Frankfurt beschließt das wohl schwierigste Geschäftsjahr der Firmengeschichte. Es steht der Rekordverlust von 6,7 Milliarden Euro aus dem Vorjahr genauso zur Diskussion wie der Kurs aus der Corona-Krise. Eine Dividende für die Aktionäre soll es angesichts des immer noch geringen Flugverkehrs erneut nicht geben.

Nach der Rettung mit 9 Milliarden Euro Staatshilfe ringt der Konzern um seine Eigenständigkeit. Der Vorstand will sich von den Eigentümern einen Vorratsbeschluss beschaffen, um zu einem noch unbekannten Zeitpunkt bis zu 5,5 Milliarden Euro neues Eigenkapital aufnehmen zu können, was die Anteile der Alteigentümer verwässern würde. Insbesondere die stillen Einlagen der Bundesrepublik will die Lufthansa wegen der mittelfristig hohen Kosten eigentlich nicht ziehen. Vorstandschef Carsten Spohr will daher in seiner Rede um die Zustimmung der Aktionäre werben.

Im Vorfeld haben die genossenschaftliche Fondsgesellschaft Union Investment und Umweltschützer größere Anstrengungen verlangt, die Umweltbelastungen durch das Fliegen zu mindern. Auf Kritik stieß auch der bereits vollzogene und der künftige Personalabbau. Union Investment will dem Vorratsbeschluss zur Kapitalerhöhung nicht zustimmen.

Die Umsätze des MDax-Konzerns waren 2020 wegen des zusammengebrochenen Flugverkehrs um 63 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro abgesackt. Das Eigenkapital schmolz auf zuletzt noch rund 2 Milliarden Euro. Bis zum Ende des ersten Quartals 2021 haben innerhalb eines Jahres rund 30.000 von einst 140.000 Mitarbeitern den Konzern verlassen. Das Catering-Geschäft in Europa wurde verkauft, die Airlines Germanwings und SunExpress Deutschland wurden geschlossen.

Zehn neue Jobs zum Spritsparen

Der Konzern hatte in der vergangenen Woche bekräftigt, allein in Deutschland weitere 10.000 Vollzeitstellen streichen zu wollen. Ende März gab es noch 93.500 Vollzeitstellen im Konzern, von denen 52.200 auf Deutschland entfielen.

Bereits am Abend war bekannt geworden, dass Lufthansa trotz der schwierigen Lage zehn neue Langstreckenflugzeuge von Airbus und Boeing kauft. Der Vorstand habe den Erwerb von fünf Airbus A350-900 und fünf Boeing 787-9 beschlossen, teilte die Fluggesellschaft mit. Der Aufsichtsrat habe dem Vorhaben zugestimmt. Die Jets sollen ältere Flugzeugtypen mit höherem Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß ersetzen.

Bei den Boeing-Flugzeugen handelt es sich demnach um bereits produzierte Maschinen, die von anderen Airlines wegen der Corona-Krise erst später abgenommen worden wären. Die ersten Jets sollen bereits im kommenden Winter für Lufthansa fliegen, die weiteren im ersten Halbjahr 2022. Die neuen Airbus-Langstreckenflugzeuge werden 2027 und 2028 ausgeliefert. Dafür hat die Airline nach eigenen Angaben die Auslieferungen zuvor bestellter Flugzeuge mit beiden Herstellern neu verhandelt.

Die Investition in die neuen Jets steht laut Lufthansa im Einklang mit dem Rettungspaket, mit dem der Bund das Unternehmen in der Corona-Krise unterstützt hatte. Die neuen Modelle verbrauchen den Angaben zufolge rund 30 Prozent weniger Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer Flugstrecke.

Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP


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