Militärhistoriker nennt fünf Mythen über den Zweiten Weltkrieg

  10 Mai 2021    Gelesen: 12841
Militärhistoriker nennt fünf Mythen über den Zweiten Weltkrieg

In einem Interview mit dem „Time“-Magazin ist der leitende Historiker am National World War II Museum in New Orleans, Rob Citino, auf die aus seiner Sicht meistverbreiteten Mythen über den Zweiten Weltkrieg eingegangen.

„Historiker sind es Millionen von Menschen schuldig, die an diesem Ereignis teilgenommen haben, und leider auch Millionen von Menschen, die im Zweiten Weltkrieg gestorben sind, so gründlich wie möglich zu untersuchen, warum das alles passiert ist“, sagte Citino.

Mythos 1: Präsident Roosevelt wusste über Angriffsabsichten auf Pearl Harbor Bescheid
Dies sei seiner Meinung nach der „größte Mythos“ über den Zweiten Weltkrieg, sagte Citino. Er habe viel Zeit aufgewendet, um zu beweisen, dass der damalige US-Präsident Franklin Roosevelt über den Angriff auf Pearl Harbor im Voraus nichts gewusst habe. Solche Spekulationen seien „verrückte Verschwörungstheorien“, so Citino, und es gebe kein einziges Dokument, welches diese bestätigen würde.

Mythos 2: Erwin Rommel war „der beste deutsche General aller Zeiten“
Dem Historiker zufolge konnte der als „Wüstenfuchs“ bekannte Generalfeldmarschall Rommel mit Verwaltung und Logistik nicht umgehen. „Er hat es nicht geschafft, den Suezkanal zu erreichen. Warum? Weil ihm die Logistik egal war. Er dachte, dass Logistik und Versorgung nicht sein Problem sind, sondern das eines anderen“, sagte der Historiker. „Seine letzte Aufgabe war, die Invasion der Westalliierten in der Normandie am 6. Juni zu verhindern, und er scheiterte hundertprozentig“, betonte Citino.

Mythos 3: Hitler allein war für die Niederlage Deutschlands verantwortlich
„Ich würde gerne Hitler für alles verantwortlich machen“, sagte Citino. „Aber er war sicherlich nicht für jede schlechte Entscheidung verantwortlich, die die deutsche Armee traf.“ Die deutschen Spitzenoffiziere und Generäle trugen Citino zufolge einen großen Teil der Verantwortung für die Auslösung des Krieges sowie dafür, dass der Krieg so lange andauerte, bis es keine Chance auf einen Sieg mehr gegeben habe.

Mythos 4: Japan hätte den Zweiten Weltkrieg gewinnen können, wenn die Japaner auch die Öldepots in Pearl Harbor bombardiert hätten
„Viele Analysten sagen, Japan hätte das Öldepot, die Ölbehälter, und die Hafenanlagen treffen sollen. Ich denke jedoch, dass dies den US-Sieg höchstens um einige Monate verzögern hätte können“, sagte der Experte.

Mythos 5: Es gab einen Wendepunkt im Zweiten Weltkrieg
Wenn man über den Zweiten Weltkrieg lese, so Citino, finde man Dutzende Ansichten darüber, was als Wendepunkt betrachtet werden könne. „ Aber wenn es so viele Wendepunkte im Zweiten Weltkrieg gibt, bin ich mir einfach nicht sicher, ob es überhaupt welche gibt“, sagte Citino.

snanews


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