Kaffee macht auch potent

  09 Oktober 2016    Gelesen: 1154
Kaffee macht auch potent
Jeder Deutsche trinkt im Schnitt 162 Liter Kaffee im Jahr, das sind zwei Tassen am Tag. Das braune Getränk gilt als Genussmittel und Wachmacher und scheint genau das Richtige für die kleine Pause zwischendurch zu sein. Seine aufmunternde Wirkung allerdings lässt auch immer wieder kritische Stimmen laut werden. Kaffee soll den Körper übersäuern, den Blutdruck erhöhen und schlecht für die Cholesterinwerte sein. Experten halten dagegen und behaupten, dass regelmäßiger Kaffeegenuss sogar gesund sein kann.
Nicht jeder sollte Kaffee trinken.

Richtig, denn nicht jedem schmeckt oder bekommt er auch. Manche finden ihn zu bitter, andere bekommen Herzklopfen, Sodbrennen oder innere Unruhe. "Für gesunde Menschen kann Kaffee ein guter Wachmacher sein, der den Blutdruck kurzzeitig erhöht, Langzeiteffekte wurden bisher aber nicht festgestellt", sagt Professor Karen Nieber, ehemalige Pharmakologin an der Universität Leipzig und Autorin des Buches "Schwarz und stark: Wie Kaffee die Gesundheit fördert" in einem Gespräch mit n-tv.de. Obwohl bei zu hohem Blutdruck und Kreislaufstörungen oft von Kaffee abgeraten wird, kann er auch hier positiv wirken, weil Koffein die Gefäße erweitert und den Blutfluss damit erleichtert. "In zahlreichen Studien ist bewiesen worden, dass regelmäßiger Kaffeegenuss keine Auswirkungen auf Blutdruck und Infarktrisiko bei gesunden Menschen hat", ergänzt die Expertin weiter. Ganz offensichtlich scheint die schützende Wirkung dadurch zu entstehen, dass die Inhaltsstoffe des Kaffees Entzündungsreaktionen, sogenannten oxidativen Stress und die Insulinempfindlichkeit beeinflussen. Daher beugt der regelmäßige Kaffeekonsum nicht nur einem Schlaganfall vor. Er kann auch das Risiko für Erkrankungen wie Diabetes und Leberkrebs vermindern. Nur ältere Menschen, die bereits an Bluthochdruck leiden, sollten nicht mehr als eine Tasse davon am Tag trinken.

Kaffee macht süchtig.

Seit einigen Jahren diskutieren Wissenschaftler, ob das Koffein im Kaffee süchtig macht oder nicht. Jetzt kommt die Entwarnung. Koffein erhöht zwar die Aktivität mehrerer Gehirnzentren – die typischen Suchtzentren und das Belohnungssystem sind aber nicht dabei. Dass Kaffee süchtig macht, ist folglich ein Mythos. Allerdings: Wer Kaffee gewöhnt ist, kann Kopfschmerzen bekommen und müde werden, wenn die gewohnte Koffeindosis ausbleibt. Nach etwa zwei Tagen verschwinden die Effekte wieder. Als Gründe werden die verminderte Durchblutung des Gehirns und die Veränderung von bestimmten Bindungsstellen für Botenstoffe im Gehirn angenommen.

Kaffee hält schlank.

Kaffee wird schon seit einiger Zeit neben der wachmachenden auch eine schlankmachende Wirkung zugeschrieben. Und wieder ist es das Koffein, das die gewünschte Wirkung bringt. Es steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns, kurbelt den Stoffwechsel an, weitet die Blutgefäße und erhöht den Herzschlag. Alles Dinge, die ein Hinweis auf einen höheren Energieverbrauch sind. Forscher des Kompetenznetzwerkes Adipositas wollten es ganz genau wissen. Sie untersuchten den Body Mass Index (BMI) von Kaffeetrinkern und von Probanden, die keinen Kaffee trinken. Dabei hatten die Kaffeetrinker einen niedrigeren BMI als die Studienteilnehmer der Vergleichsgruppe. Koffein im Kaffee kann tatsächlich dabei helfen, das Körpergewicht zu senken und danach niedrig zu halten, so die Wissenschaftler. Allerdings nur, wenn mehr als durchschnittlich 1-2 Tassen am Tag getrunken werden. Wer statt zum Kaffee lieber zur zuckerhaltigen Cola greift, wird wohl diese Effekte nicht erkennen.

Kaffee soll man gleich nach dem Aufstehen trinken.

Falsch, meinen kanadische Wissenschaftler, die die Koffeinwirkung in Bezug auf den Biorhythmus untersucht haben. Kurz nach dem Aufwachen schüttet der Körper eigene Wachmacher wie Hydrocortison aus. Das aktiviert den Stoffwechsel und sorgt dafür, dass man sich wach und frisch fühlt. Aus diesem Grund ist der Wert des Hydrocortison, das zu den Stresshormonen gezählt wird, zwischen 8 und 9 Uhr besonders hoch. Ebenso zwischen 12 und 13 Uhr und 17.30 und 18.30 Uhr, so die Forscher. Wer nun in dieser Zeit zur Tasse Kaffee greift, riskiert die muntermachende Wirkung des Getränks. Wann aber ist die richtige Zeit, um Kaffee zu trinken? Nach 9 Uhr, sagen die Wissenschaftler. Dann sinkt die Konzentration des Hydrocortisons im Körper wieder ab, und das Koffein zeigt seine belebende Wirkung.

Kaffee wirkt gegen Kopfschmerzen.

Richtig! Tatsächlich wirkt Kaffee beziehungsweise das darin enthaltene Koffein wie ein mildes Schmerzmittel. Es verengt die Blutgefäße im Gehirn, die bei bestimmten Kopfschmerzen und Migräne erweitert sind. Experten raten bei leichter Migräne sogar, eine starke Tasse Kaffee mit Zitronensaft zu mischen und zu trinken. "Bei Jugendlichen, die zu viel Getränke mit Koffein wie Cola oder Energy Drinks konsumieren, kann das Koffein Kopfschmerzen auslösen", warnt Nieber. Die Wirkung von Schmerzmitteln mit Koffein ist bei Experten sehr umstritten. Einige meinen, dass sich dadurch das Risiko erhöht, einen schmerzmittelbedingten Dauerkopfschmerz zu entwickeln. Andere Experten finden diese Warnung übertrieben. Koffeinhaltige Schmerzmittel fördern weder einen Missbrauch noch führen sie zu einer vermehrten Einnahme, so das Ergebnis eines internationalen Expertengremiums, das die verfügbare Literatur gesichtet und kritisch bewertet hat.

Kaffee erhöht den Cholesterinspiegel.

Auch hierüber sind sich die Mediziner nicht einig. Die Lipid-Liga weist darauf hin, dass ungefilterter Kaffee oder Espresso von Patienten mit erhöhtem Cholesterinspiegel besser gemieden werden sollte. Bei dieser Zubereitungsart lösen sich die chemischen Verbindungen, wie Diterpene Kahweol oder Cafestol, die tatsächlich zu einem Anstieg des Cholesterinspiegels führen können, und werden mit dem Kaffee dem Körper zugeführt. Bei gefiltertem Kaffee dagegen bleiben diese Stoffe im Filter samt Kaffeesatz zurück. Doch auch von diesem Kaffee sollten Menschen mit Stoffwechselstörungen nicht mehr als vier Tassen am Tag konsumieren.

Espresso ist magenfreundlicher als normaler Kaffee.

Grundsätzlich führt Kaffee nicht zu Magenbeschwerden. Jedoch können bei Menschen mit empfindlichem Magen Beschwerden auftreten. Das liegt unter anderem daran, dass der Kaffee durch das enthaltene Koffein, die Säure und das Öl die Beweglichkeit von Magen und Darm anregt. Doch genau diese Inhaltsstoffe lassen sich glücklicherweise maßgeblich beeinflussen: durch Kaffeesorte, Röstung und Zubereitung. Die Frage, ob Espresso tatsächlich gesünder ist als Kaffee, lässt sich nicht eindeutig beantworten, schließlich enthalten beide Kaffeearten Säuren und Koffein. Generell kann man sagen, dass schonend gerösteter, sortenreiner Arabica Kaffee am bekömmlichsten ist, denn er enthält weniger Säure als zum Beispiel Robusta Kaffee. Arabica Bohnen enthalten meistens drei bis sechs Prozent Fruchtsäure (Chlorogensäure), während Robusta Bohnen oft mehr als zehn Prozent enthalten. Der Säuregehalt von Kaffee wird durchs Röstverfahren beeinflusst. Längeres Rösten bei geringerer Hitze senkt den Säuregehalt. Zudem wird Espresso grundsätzlich in kleineren Mengen genossen, enthält also pro Portion weniger Koffein und Säuren, sodass er in diesem Fall tatsächlich für magenempfindliche Personen bekömmlicher wäre als Filterkaffee.

Kaffee macht potent.

Richtig. Kaffee hebt die Stimmung, steigert die Leistungsfähigkeit des Gehirns und fördert die Durchblutung. Drei Tassen Kaffee pro Tag schützen wahrscheinlich vor Erektionsproblemen. Männer, die täglich Koffein von 171 bis 303 Milligramm zu sich nahmen, hatten seltener erektile Dysfunktion - so das Ergebnis einer Studie von Forschern der University of Texas. Nur auf Diabetiker trifft dieser Effekt nicht zu. Zudem soll Kaffee die Beweglichkeit der Spermien verbessern. An männlichen Ratten konnte sogar beobachtet werden, dass Kaffee wie ein Potenzmittel bei den Tieren wirkte. Allerdings sollten es Männer mit dem beliebten Getränk nicht übertreiben, denn bei zu hohem Kaffeekonsum können sich schnell die positiven Effekte umkehren. Studien belegen auch, dass Kaffee Einfluss auf die Fruchtbarkeit der Frau hat. Wie hoch dieser Einfluss ist, hängt von der konsumierten Menge ab. Als Grenzwerte, ab denen ein negativer Effekt auftritt, werden am häufigsten zwischen 300 und 500 mg Koffein (4-6 Tassen) am Tag genannt

Schwarzer Kaffee macht schön.

Solche Redensarten sind schnell geäußert. Wissenschaftliche Erkenntnisse gibt es dazu nicht. Kein Wunder, liegt Schönheit doch immer im Auge des Betrachters. Es könnte sein, dass die Redewendung auf die schlankmachende Wirkung von Kaffee anpielt. Das beliebte Heißgetränk hat so gut wie keine Kalorien und aktiviert Körper und Geist, so dass der Genuss nicht nur zu einem stabilen Körpergewicht, sondern auch zu guter Laune beiträgt. Durch Zugaben wie Milch, Sahne, Eis, Zucker, Sirup oder Likör kann man den Kaffee zu einer echten Kalorienbombe machen. Dann werden die gewichtsstabilisierenden Effekte ausgeschaltet - die gute Laune allerdings bleibt.


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