Afghanistan: US-Task-Force soll Steuergeld für Luxusartikel verschwendet haben

  03 Dezember 2015    Gelesen: 406
Afghanistan: US-Task-Force soll Steuergeld für Luxusartikel verschwendet haben
Hat es sich eine Arbeitsgruppe des Pentagon in Afghanistan ein wenig zu gut gehen lassen? Diesen Vorwurf erhebt der US-Rechnungsprüfer. Es geht um TV-Geräte, Luxus-Menüs und teure Büros - für 150 Millionen Dollar.
Die Rede ist von Steuerverschwendung im dreistelligen Millionenbereich - teils für Ausrüstung, die längst vorhanden gewesen wäre. Der US-Rechnungsprüfer für Afghanistan, John Sopko, macht dem Pentagon schwere Vorwürfe. Etwa 150 Millionen Dollar Steuergelder sollen in dem Krisenland für das Wohlbefinden der "Task Force for Business and Stability Operations" (TFBSO) ausgegeben worden sein - für private Sicherheit, Flachbildfernseher und Drei-Gänge-Menüs für "spezielle Veranstaltungen".

Wie der britische "Guardian" berichtet, muss Verteidigungsminister Ash Carter nun erklären, warum etwa ein Fünftel des Budgets für externe Unterkünfte in Kabul ausgegeben wurde. Schließlich hätten die Mitarbeiter der wirtschaftlichen Einsatztruppe auch in US-Militärbasen oder diplomatischen Einrichtungen unterkommen können.

Die TFBSO-Einheit wurde 2006 ins Leben gerufen, zunächst um die irakische Wirtschaft zu stabilisieren und ausländische Investoren für das Land zu interessieren. 2009 wurde der Einsatz auch auf Afghanistan ausgeweitet.

In seinem Schreiben an Carter fragt Sopko an, warum für die Unterkünfte Sonderwünsche erfüllt worden seien: Zum Beispiel habe die Sicherheitsfirma Triple Canopy dem Task-Force-Personal "Queen-Size-Betten in bestimmten Räumen, 27-Zoll-Flachbildfernseher, DVD-Spieler und Mini-Kühlschränke in jedem Raum" geliefert. Dazu eine "Investoren-Villa" mit höherwertigen Möbeln und "Western-Style"-Unterbringungen.

Bei einem weiteren Lieferanten seien Wäsche-Service, Snacks und Getränke rund um die Uhr, Büroplätze mit Computern, Druckern, Telefonen, Scannern und Schreibtischen, sowie Haushaltshilfen und Übersetzer geordert worden. Hätten die Mitarbeiter in Räumlichkeiten des Verteidigungsministeriums gewohnt - in dem Unterbringung, Sicherheit und Verpflegung routinemäßig angeboten werden - hätten Steuerzahler mehrere Millionen Dollar sparen können, schreibt Sopko.

Möglicherweise habe sich das Team als unabhängig vom Militär präsentieren wollen, räumt Sopko ein. Gerade, wenn man vor Ort mit Unternehmen verhandelt habe. Dennoch will er sich nach einer Kosten-Nutzen-Analyse erkundigen - falls eine solche überhaupt erstellt worden ist.

Der "Guardian" zitiert einen Sprecher des Verteidigungsministeriums, der den Erhalt des Briefes bestätigt: "Wir werden antworten."

43 Millionen Dollar für eine Tankstelle - und viele Fragen

Der US-Rechnungsprüfer weist immer wieder auf Ungereimtheiten in Afghanistan hin: Zuletzt fragte er vor einem Monat beim Verteidigungsministerium an, warum 43 Millionen Dollar für "die wahrscheinlich teuerste Tankstelle der Welt" ausgegeben würden. Dabei geht es um eine Erdgastankstelle, die für eben diese horrende Summe in Afghanistan gebaut wurde. Eine vergleichbare Einrichtung sei in Pakistan für nur 300.000 Dollar errichtet worden, berichten US-Medien.

Im vergangenen Jahr warnte er, Hunderttausende Waffen könnten in die Hände der aufständischen Taliban gelangen. Zuvor wies er darauf hin, dass die afghanische Regierung zulasse, dass Milliarden Dollar in dunklen Kanälen verschwinden.
Eigentlich war der militärische Rückzug aus Afghanistan bereits beschlossene Sache. Aufgrund der prekären Sicherheitslage in dem Land verzögern sich diese Pläne jedoch derzeit: US-Präsident Barack Obama hat den Abzug der amerikanischen Streitkräfte aus dem Land verlangsamt. Bis Ende 2016 sollen nun rund 7000 US-Soldaten in dem Land bleiben.

Auch die Nato hat den geplanten Truppenabzug vorerst gestoppt. Die Außenminister der Bündnisstaaten beschlossen in Brüssel, den Einsatz am Hindukusch im nächsten Jahr mit nahezu unverändertem Aufwand fortzuführen.

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