Satellitenbilder zeigen: Leichen lagen seit Wochen in Butscha

  05 April 2022    Gelesen: 484
Satellitenbilder zeigen: Leichen lagen seit Wochen in Butscha

Russlands UN-Botschafter nennt die Bilder aus Butscha eine "inszenierte Provokation" und will dafür auch bald Beweise vorlegen. Ein Vergleich von älteren Satellitenaufnahmen mit den jetzt veröffentlichten Videos bestätigt dagegen die Vorwürfe der Ukraine: Die Leichen lagen auf den Straßen, seit russische Truppen die Kontrolle über die Stadt übernommen hatten.

Eine Recherche der "New York Times" untermauert den Verdacht, dass Zivilisten in der ukrainischen Stadt Butscha getötet wurden, als der Vorort von Kiew unter russischer Besatzung stand. Die Zeitung hat ältere Satellitenbilder mit den Videoaufnahmen verglichen, die am Wochenende veröffentlicht wurden. Mindestens elf der Toten, die in den Videos zu sehen sind, lagen demnach bereits ab dem 11. März auf der Straße – dem Tag, an dem russische Soldaten nach eigenen Angaben die Stadt besetzt hatten. Die Analysen zeigten, dass sie über drei Wochen an denselben Stellen geblieben seien, so die "New York Times". Eine Leiche, die in einem Video neben einem Auto zu sehen ist, lag dort den Satellitenbildern zufolge seit dem 20. oder 21. März.

Russlands UN-Botschafter Wassili Nebensja bezeichnet die Gräueltaten dagegen als "inszenierte Provokation". Es handele sich dabei um eine "abscheuliche Provokation des Regimes in Kiew", sagte Nebensja am Montag bei einer Pressekonferenz in New York. Das russische Militär habe das, wofür es beschuldigt werde, nicht getan, es habe keine Gräueltaten gegen Zivilisten in der Ukraine begangen. "Das ist nicht der Fall, das war nicht der Fall, und das wird nie der Fall sein", sagte er.

Für all das habe Russland Beweise, die es sobald wie möglich dem UN-Sicherheitsrat vorlegen werde, sagte Nebensja weiter. Russland hatte bereits für Montag eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats beantragt. Die derzeitige britische Präsidentschaft des Rates beließ es aber bei der bereits angesetzten Sitzung am Dienstag, was Nebensja scharf kritisierte.

USA wollen Putin vor Gericht bringen

UN-Generalsekretär António Guterres hatte sich nach dem Auftauchen von Videos, die Leichen auf den Straßen von Butscha zeigen, "zutiefst geschockt" gezeigt und eine unabhängige Untersuchung gefordert. Nach Ansicht des US-Verteidigungsministeriums liegt die Schuld klar auf russischer Seite. "Ich denke, es ist ziemlich offensichtlich - nicht nur für uns, sondern für die Welt - dass russische Kräfte für die Gräueltaten in Butscha verantwortlich sind", sagte der Sprecher des Pentagons, John Kirby, am Montag. Die USA könnten nicht genau sagen, welche Einheiten dort im Einsatz gewesen seien, aber es gebe keine Zweifel, dass die Gräueltaten stattgefunden hätten und eine Tat der russischen Kräfte seien, so Kirby.

Die USA tragen derweil Beweismaterial zusammen, um Russland und Präsident Wladimir Putin wegen Kriegsverbrechen vor den Internationalen Strafgerichtshof oder ein anderes Gericht zu bringen. Da Russland ständiges Mitglied im UN-Sicherheitsrat sei, könne jegliches Verfahren, um Russland zur Rechenschaft zu ziehen, dort von der Regierung in Moskau blockiert werden, so der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan.

Noch gebe es keine Beweise, dass die Gräuel in der ukrainischen Stadt Butscha als Völkermord einzustufen seien. Die USA hätten sich aber an vier Stellen gewandt, um die Beweise für ein Verfahren zu bekommen. Dazu gehörten die Informationen, die die USA und befreundete Länder unter anderem von Geheimdiensten hätten, Beobachtungen der Ukrainer im Land selbst, Erkenntnisse von internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen sowie Interviews, die weltweit von unabhängigen Medien geführt worden seien.

Quelle: ntv.de, ino/dpa/rts


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