Schimmel verfolgt Astronauten bis ins All

  31 Oktober 2016    Gelesen: 778
Schimmel verfolgt Astronauten bis ins All
Einen hartnäckigen Verfolger werden Astronauten selbst im All nicht los: Schimmel könnte sich auf Raumstationen zum Gesundheitsrisiko entwickeln.
Aspergillus fumigatus mag es gesellig. Am liebsten wächst er dichtgedrängt in Kolonien und bildet einen wuscheligen Flaum. Dazu verteilt er grüne Sporen. Aspergillus fumigatus ist ein Schimmelpilz.

Der Pilz gehört zu den häufigsten Spezies weltweit. Von der Sahara bis in die Antarktis kommt er praktisch überall vor. Nun ist klar: Der Schimmelpilz kann auch schwerelos. Er entwickelt sich auf der Internationalen Raumstation ISS genauso gut wie auf der Erde, berichten Forscher im Fachmagazin "mSphere".

Hunderte Mikroorganismen-Arten leben auf der ISS

Benjamin Knox von der University of Wisconsin-Madison und Kollegen untersuchten nun Proben von Filtern und Oberflächen aus der ISS auf Mikroorganismen. Insgesamt wiesen die Forscher 200 Bakterien- und Pilzisolate nach, darunter auch Aspergillus fumigatus. Wie es der Schimmelpilz auf die ISS geschafft hat, ist unklar.

Zwanzig Jahre lang hatte niemand den Pilz beachtet. Es war zwar bekannt, dass Gießkannenschimmel, zu denen auch Aspergillus fumigatus gehört, auf der ISS vorkommen, welche genau wusste jedoch niemand.

Das Forscherteam verglich die Aspergillus-fumigatus-Vertreter der ISS mit Exemplaren auf der Erde. Die Untersuchungen zeigten, dass die Pilze aus dem All genauso schnell wuchsen und genauso stressresistent waren wie ihre terrestrischen Verwandten. Außerdem gab es keine auffälligen genetischen Abweichungen. Der Aufenthalt auf der ISS hatte den Pilzen offenbar nichts ausgemacht.

Pilze aus dem All waren infektiöser

In Versuchen mit Zebrafischlarven testeten die Forscher außerdem, wie leicht der Kontakt zu den unterschiedlichen Pilzvarianten zu einer schweren Infektion führte. Demnach verliefen Erkrankungen mit den Varianten aus dem All häufiger tödlich für die Fische. Allerdings muss das nicht zwingend mit dem Aufenthalt der Pilze in der Schwerelosigkeit zusammenhängen.

"Wir haben zwar einen Unterschied bei der Virulenz festgestellt, aber wir glauben, dass das innerhalb der Variationsbreite terrestrischer Proben liegt", erklärt Knox. Das variable Erscheinungsbild von Aspergillus fumigatus weise darauf hin, dass er auch auf der Erde in unterschiedlich aggressiven Formen vorkommt.

Dass Tiere und Pflanzen in der Schwerelosigkeit überleben können, wurde bereits bei vorherigen Experimenten deutlich. Bärtierchen überleben sogar einen Weltraumspaziergang ganz ohne Raumanzug. Und Astronauten konnten auf der ISS bereits selbst angebauten Salat verspeisen.

Schimmelpilze können für Astronauten gefährlich werden

Die neuen Forschungsergebnisse über Schimmelpilze sind deshalb wichtig, weil sie Informationen für die bemannte Raumfahrt liefern. Da Aufenthalte im All immer länger dauern, ist es umso wichtiger, die Auswirkungen des Pilzwachstums auf die menschliche Gesundheit zu erfahren.

Aspergillus fumigatus könnte den Astronauten gleich in zweierlei Hinsicht gefährlich werden: Wächst er zu stark, könnte er Allergien oder Atemwegsbeschwerden auslösen, vor allem da das Leben im All die Immunität der Astronauten schwächt. Erschwerend hinzu kommt, dass sich die Mikroorganismen in geschlossenen Systemen wie der ISS stärker ansammeln.

Außerdem stehen die Pilze im Verdacht, Kabelisolierungen und Fensterdichtungen anzugreifen. Ein gefährlicher Effekt, wenn man in einer Raumstation unterwegs ist.


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