Weltpremiere des SUV Audi Q6 e-Tron - schlicht und technisch

  20 März 2024    Gelesen: 495
  Weltpremiere des SUV Audi Q6 e-Tron - schlicht und technisch

Eigentlich sollte der Audi Q6 e-Tron schon deutlich früher kommen. Ob ihn wirklich Software-Probleme ausgebremst haben oder nicht, sei dahingestellt. Die nun neue Software ist jedenfalls nicht das einzige Innovative an dem Mittelklasse-Stromer. ntv.de ist tief in die Thematik eingetaucht.

Kaum zu glauben, aber wahr: Audi hat mehrere Exemplare des brandneuen Q6 e-Tron auf ein Gelände nahe dem Münchener Flughafen gebracht, um seine Weltpremiere mit dynamischen Eindrücken zu unterfüttern. Eigentlich weiß die Weltöffentlichkeit noch gar nicht, wie der elektrisch angetriebene Q6 aussieht, aber von einer echten Tarnung kann man auch nicht mehr sprechen. Und die Autos stehen schließlich auf mehr oder weniger öffentlichem Terrain. Vielmehr haben die Ingolstädter das SUV lustig bunt beklebt, aber immerhin keine Designmerkmale verdeckt.

Inzwischen zeigt Audi seinen innovativen Mittelklasse-Stromer gänzlich ungetarnt. Und genau wie der Porsche Macan steht das SUV namens Q6 auf der sogenannten PPE-Plattform (Premium Platform Electric). Demnach kommt die Hoffnung auf, dass der elektrische Antrieb standfest ist und nicht bereits nach einigen wenigen Volllastbeschleunigungen degradiert. Schließlich hatten die Weissacher ein gehöriges Wörtchen mitzureden. Per Trockensumpfschmierung geölte Aggregate (inklusive Kühlfunktion) sind da bloß eines von vielen Tech-Details.

Schicke architektonische Akzente im Innenraum

Doch das ist noch Zukunftsmusik. Jetzt darf immerhin eine erste Bestandsaufnahme innen erfolgen. Und die fördert zutage, dass Audi endlich mal modernisiert hat. Weg vom kleinlich-spießigen Kombiinstrument, das seine mechanischen Zeiger zwar längst verloren hatte, dessen Layout aber noch von der alten Zeit kündet. Also hin zum noblen "Curved Display" als großer optischer Einheit, das den Augen der Passagiere nicht nur gebogen, sondern obendrein schick gerundet schmeichelt.

Über die Bedienbarkeit wird noch zu sprechen sein, aber nicht im Rahmen dieser Abhandlung. Es ist noch zu früh. Etwas Holzdekor als Zierrat sorgt zusätzlich für einen schmückenden Effekt. Und der Beifahrer bekommt seinen eigenen Touchscreen.

Ebenso ist der Q6 e-Tron mittlerweile im Streaming- und Videospiel-Zeitalter angekommen. Andererseits gibt noch einen mechanischen Drehregler auf der Mittelkonsole. Manche Elemente der guten, alten Zeit bleiben sinnigerweise erhalten. Und wem im elektrischen Q6 generell zu viel getouched wird, dem empfiehlt Audi die weiterentwickelte Sprachbedienung (beherrscht 800 Funktionen).

Dafür darf ich an dieser Stelle schon mal ein kleines Gimmick vorstellen, das nicht sonderlich lebenswichtig, aber irgendwie witzig ist. Ab sofort informiert eine Anzeige nämlich darüber, ob gerade per Rekuperation oder mit der Reibbremse verzögert wird. Dazu haben die Gestalter einen Balken vorgesehen plus eine kleine Grafik, die ein Rad symbolisiert. Wird die klassische Scheibenbremse aktiviert (der Fahrer steuert das sowieso nicht), ploppt in der Grafik ein Bremsklotz auf.

Nahtloser Übergang zwischen Rekuperation und Reibbremse

Ich darf eine kleine Demofahrt mit den Entwicklern unternehmen, um nicht bloß die Grafik zu erleben. Die Audi-Ingenieure wollen natürlich ganz nebenbei zeigen, wie geschmeidig ihnen das sogenannte Blending gelingt. Es handelt sich dabei um den vom Prozessor automatisch gesteuerten Übergang zwischen Reibbremse und Rekuperation. Und jetzt sieht man ja genau, wann der Wechsel erfolgt. Auf die Schnelle besser ausmachen als der Umstand, ob der Bremspunkt gut dosierbar ist, lässt sich indessen der Unterschied in den Fahrleistungen der beiden Kandidaten Q6 e-Tron Quattro sowie SQ6. Immerhin besteht eine Leistungsdifferenz von 130 PS (387 zu 517 PS).

Beide Varianten sind wahrlich nicht langsam, aber der S-Antrieb schmettert den 2,3-Tonner binnen 4,3 Sekunden auf Landstraßen-Tempo, während sich das vorläufige Grundmodell für diese Disziplin 5,9 Sekunden Zeit lässt. Auch in der Maximalgeschwindigkeit gibt es Unterschiede: Das Basismodell rennt 210 Sachen, der S immerhin 230. Und weil der Antrieb bei den Bayern nicht nur auf Performance, sondern außerdem auf Effizienz getrimmt wird, setzen sie auf die bekannte Mischung von Permanentmagnet-Synchron- sowie Asynchronmaschine (im Macan arbeiten dagegen zwei PSM). Vor allem Letztere lässt sich deutlich widerstandsärmer mitschleppen in Teillastsituationen. Audi verspricht, dass die knapp 95 gebunkerten kWh für rund 600 Kilometer gut sein sollen (WLTP).

Der Q6 e-Tron soll rasant laden

Ist die übrigens über den Klimaanlagen-Kreislauf gar aktiv gekühlte Batterie leer, soll sie in Windeseile wieder zu befüllen sein. Klarer Fall, der jüngste Audi-Stromer setzt auf ein 800-Volt-Bordnetz. Und die von Audi präsentierte Ladekurve ist vielversprechend. Erst ab 60 Prozent Batteriefüllstand soll die Ladeleistung unter 200 kW fallen. Bis rund 40 Prozent State of Charge sind es gar bis zu 270 kW. Demnach nennt Audi 21 Minuten für das Laden von 10 auf 80 Prozent.

Um den Erwachsenenspieltrieb zu befriedigen, haben die Lichttechniker Hand angelegt. Auf Wunsch gibt es fancy OLED-Rückleuchten mit 60 einzelnen Leuchtsegmenten pro Rückleuchten-Einheit. Hier lassen sich acht verschiedene Grafiken einstellen. Besonders spannend ist sicherlich die Variante mit "Glimm"-Optik. Dieses auch während der Fahrt permanente "Glimmen" wird erzeugt, indem sämtliche OLED-Segmente in einer losen Folge ständig ihre Leuchtintensität ändern. Neugierige Blicke sind garantiert. Diese variablen Schlusslichter sind darüber hinaus auch sicherheitsrelevant. Situativ können sie nämlich auch ein stilisiertes Warndreieck ausgeben.

Gibt es denn auch etwas zu meckern? Insgesamt ist der Q6 e-Tron von der äußeren Optik ein bisschen profan geraten. Doch das ist Geschmacksache. Und manche Menschen schätzen ja auch eher den dezenten Auftritt. Dennoch hätte ihm eine Prise Glamour sicherlich gutgetan.

Frühbesteller müssen etwa 75.000 Euro für den Q6 e-Tron Quattro auf den Tisch legen - oder auf ein günstiges Leasingangebot hoffen. Das S-Modell erfordert rund 20.000 Euro Aufpreis. Eine Basisvariante mit kleinerem Akku (85 kWh brutto) ist genauso geplant wie ein deutlich stärkeres Topmodell. Nun darf man zunächst einmal gespannt sein, wie der Q6 e-Tron fährt. ntv.de wird berichten.

Quelle: ntv.de


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