Irans Militär hat genug Raketen - aber auch Schwachstellen

  15 April 2024    Gelesen: 515
  Irans Militär hat genug Raketen - aber auch Schwachstellen

Was Raketenangriffe angeht, scheint der Iran auf alle Eventualitäten vorbereitet. Einige Marschflugkörper könnten bis in den Süden Europas reichen. Selbst Hyperschallwaffen will die Islamische Republik haben. Für den Fokus auf Raketen-Streitkräfte macht der Iran aber Abstriche in anderen Militärbereichen.

Hunderte Drohnen und Raketen feuert der Iran in Richtung Israel, fast alle werden abgefangen. Das wirft die Frage auf, ob der Iran überhaupt die Kapazitäten hat, um Israel in Gefahr zu bringen. Nach Schätzungen der USA mangelt es dem Iran nicht an Raketen und Drohnen. Zweifel gibt es allerdings daran, wie modern die Waffen und das Militär sind.

"Iran besitzt laut amerikanischen Schätzungen etwa 3000 ballistische Raketen", sagte der Militärexperte Fabian Hinz vom International Institute for Strategic Studies (IISS) dem "Spiegel". "Israels Raketenabwehr ist aber so vielseitig aufgestellt, dass es schwierig werden dürfte, sie wirklich zu penetrieren", führt er fort.

Das iranische Raketenarsenal besteht laut dem vom United States Institute of Peace geförderten Portal "The Iran Primer" aus verschiedenen Typen, die teils auf nordkoreanischer, teils auf eigener Technologie basieren. Die Shabab-Reihe wurde der nordkoreanischen Hwasong-Rakete nachempfunden. In kleinerer Ausführung beträgt die Reichweite 300 Kilometer, die Shabab-3 schafft 2000 Kilometer und könnte damit auch Ziele in Südosteuropa erreichen. Die Paveh-Rakete reicht bis Israel (Reichweite 1650 Kilometer) wurde aber vom Iron Dome bereits mehrfach abgefangen. Dazu hat der Iran mit der Zolfaghar eine Rakete mit mittlerer Reichweite (bis zu 700 Kilometer) und mehrere straßenmobile Typen mit kurzer Reichweite von wenigen Hundert Kilometern.

Nach eigenen Angaben besitzt der Iran auch Hyperschallraketen. "Die Fattah-Rakete hat eine große Geschwindigkeit und kann sowohl in die Erdatmosphäre hinein als auch aus ihr heraus manövrieren", sagte Amir Ali Hajizadeh, der Leiter der iranischen Luft- und Raumfahrtabteilung (IRGC), im Jahr 2022 gegenüber Reportern. Mit fünffacher Schallgeschwindigkeit und komplexen Zielfindungsvorrichtungen wäre die Fattah tatsächlich eine größere Bedrohung für Israel, von einem Einsatz oder Test solcher Raketen seitens des Iran ist aber bislang nichts bekannt.

Auch was die als Kamikazedrohne bekannte Shahed angeht, setzt der Iran eher auf Pragmatik. Der vereinfachte Marschflugkörper ist dank seiner simplen Bauweise schnell und günstig zu produzieren. Die Sprengkraft von 50 Kilogramm ist dafür verhältnismäßig groß. Abstriche sind dafür bei der Zielfindung zu machen, denn die Shahed fliegt lediglich eine vorprogrammierte Route. Wie viele dieser militärisch genutzten Drohnen der Iran im Arsenal hat, lässt sich aber nur schwer abschätzen, konkrete Zahlen gibt es nicht.

Während die Raketen-Streitkräfte einen Schwerpunkt in Irans Militär bilden, fallen andere Bereiche zurück. Die Luftwaffe ist der Israels, Saudi-Arabiens oder anderer Golfstaaten klar unterlegen. Während diese Länder ihre Flotte mithilfe des Westens in den vergangenen Jahren aufgerüstet haben, stehen im Iran noch Kampfjets vom Typ F-14 (entwickelt in den 1970er-Jahren) und F-4 (Technologie der 50er Jahre) in den Hangars. Zwar sind russische Jets vom Typ Su-35 bestellt, der Kreml dürfte aber zeitnah kein großes Geschwader abgeben können, da aufgrund des Kriegs in der Ukraine hoher Eigenbedarf besteht.

Bei der personellen Kapazität gehören die iranischen Streitkräfte aber dennoch zu den größten im Nahen Osten und umfassen mindestens 580.000 aktive Soldaten und etwa 200.000 ausgebildete Reservisten, die sich auf die traditionelle Armee und das Korps der Islamischen Revolutionsgarden aufteilen. Die Armee und die Garde verfügen jeweils über separate und aktive Boden-, Luft- und Seestreitkräfte, wobei die Garde für die Sicherheit der iranischen Grenzen zuständig ist. Laut "Spiegel" ist die Ausrüstung dabei eine wilde Mischung aus älteren westlichen Waffen aus Zeiten vor der Revolution, russischen und chinesischen Fabrikaten sowie Eigenproduktionen.

Die Garde betreibt auch die Quds-Truppe, eine Eliteeinheit, die für die Bewaffnung, Ausbildung und Unterstützung des als "Achse des Widerstands" bekannten Netzes von Stellvertreter-Milizen im gesamten Nahen Osten zuständig ist. Zu diesen Milizen gehören die Hisbollah im Libanon, die Huthi im Jemen, Milizgruppen in Syrien und im Irak sowie die Hamas und der Palästinensische Islamische Dschihad im Gazastreifen.

Quelle: ntv.de, mba


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