Die dunklen Deals des Trump-Beraters

  14 April 2017    Gelesen: 1018
Die dunklen Deals des Trump-Beraters
Konten in Zypern, "Blutgeld" aus der Ukraine, Lobby-Arbeit für Putin: Donald Trumps Ex-Wahlkampfchef Paul Manafort ist eine der Schlüsselfiguren in der Russland-Affäre. Seine Finanzen werfen viele Fragen über dubiose Kreml-Kontakte auf.
Donald Trumps Wahlkampfchef Paul Manafort ging so, wie er gekommen war: mit einem Knall. Die Bombe platzte im August, vier Wochen nach dem Parteitag der Republikaner, bei dem Trump zum Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde. Paul Manaforts Name tauchte auf einer geheimen Geldliste auf, auf der die Partei von Viktor Janukowitsch, dem in der Maidan-Revolution gestürzten pro-russischen Ex-Präsidenten der Ukraine, Schwarzgeldzahlungen vermerkte. Laut der Aufstellung waren für Manafort rund 13 Millionen Dollar vorgesehen. Trumps oberster Polit-Stratege musste Hals über Kopf zurücktreten. Seitdem ist er von der Bildfläche verschwunden.

Doch nun fällt die Affäre Manafort plötzlich auf Trump zurück. Am 19. August, dem Tag seines Rücktritts, gründete Manafort eine Briefkastenfirma, die kurz darauf Kredite über 13 Millionen Dollar von zwei Trump-nahen Firmen bekam, berichtet die "New York Times". Die eine wurde vom damaligen Trump-Wirtschaftsberater Stephen Calk geleitet. Die andere gehört Joshua Crane, der früher für Donald Trump Hotelprojekte entwickelt hat.

Die Enthüllung wirft neue Fragen in dem Skandal auf, der seit dem Beginn von Trumps Präsidentschaft über dem Weißen Haus hängt: die Kreml-Connections des neuen US-Präsidenten. Denn offiziell arbeitete Manafort umsonst für die Kampagne. Den ersten Kredit bekam er aber kurz nach seinem Rücktritt als Wahlkampfchef, den zweiten im November, nachdem Trump die Wahl gewonnen hatte. Wurde Manafort womöglich über die Kredite nachträglich für seine Dienste im Trump-Team belohnt? Oder bezahlte ihn gar jemand anders? Und falls die Kredite aus dem Trump-Umfeld Schweigegeld waren - was soll damit vertuscht werden?

Halfen die Russen Trump im Wahlkampf?

Manafort schweigt eisern zu den Hintergründen der Darlehen. Er ist eine der Hauptfiguren in der Russland-Affäre, die das FBI und die CIA schon seit Sommer beschäftigt. Die US-Ermittler gehen dem Verdacht nach, dass Donald Trumps Wahlkampfteam mit dem Kreml beim Angriff russischer Hacker auf die Email-Server der Demokraten zusammengearbeitet haben könnte, um die Wahl zu gewinnen.

Manaforts Finanzen sind dabei womöglich der Schlüssel. Seine Bankkonten in Zypern haben sie bereits unter die Lupe genommen. Vor seiner Arbeit als Trumps Wahlkampfchef setzte sich Manafort jahrelang für die Interessen des Kreml ein und schloss dafür laut der Nachrichtenagentur AP millionenschwere Lobby-Verträge mit einem russischen Oligarchen ab. Zudem leitete er über zehn Jahre bis 2014 eine geheime Lobby-Kampagne für Janukowitschs pro-russische Partei in den USA.

Und er kaufte für Millionen Dollar Immobilien in New York, Los Angeles und Florida, darunter ein Apartment im Trump Tower. Woher das Geld dafür kam, ist unklar. Denn bislang hat Manafort keinerlei Berichte über seine Lobbyaufträge aus der Ukraine eingereicht, obwohl das bei Kampagnen für ausländische Interessenvertreter eigentlich vorgeschrieben ist.

Vertreter von Diktatoren und Despoten

Bislang hat Manafort behauptet, die geheime ukrainische Schwarzgeldliste sei eine Fälschung und es gäbe keine Beweise, dass er oder irgendjemand anders darauf Geld erhalten hätten. Doch nun sind zwei Zahlungen bewiesen worden. Der Nachrichtenagentur AP liegen Bankunterlagen vor, die bestätigen, dass Manaforts Beratungsfirma 2007 und 2009 über eine Briefkastenfirma in Belize 1,2 Millionen Dollar erhielt, die auf der ukrainischen Schwarzgeldliste vermerkt sind.

Die Geldtransfers fanden zwar lange bevor Manafort Donald Trumps Wahlkampfchef wurde statt und stehen in keinem Zusammenhang zur US-Präsidentschaftswahl. Sie belegen aber erstmals, dass Manafort über Jahre offenbar Schwarzgeld von pro-russischen Politikern aus der Ukraine für dubiose Lobby-Aufträge in den USA bekam und daher nicht abgeneigt gewesen sein könnte, 2016 mit dem Kreml bei der Hacker-Kampagne gegen Hillary Clinton und die Emailserver der Demokraten zusammenzuarbeiten.

Manafort hatte schon in der Vergangenheit keinerlei Skrupel, sich für Autokraten und Verbrecher einzusetzen. In den 90er Jahren arbeitete er für den angolanischen Rebellenchef Jonas Savimbi. Schon in den 80ern soll er laut "New York Times" einen Schwarzgeldkoffer mit zehn Millionen Dollar von einem Vertrauten des philippinischen Diktators Ferdinand Marcos angenommen haben. Und laut "Washington Post" engagierte Zaires Despot Mobutu ihn für eine Million Dollar jährlich.

"Blutgeld" aus der Ukraine

Die Geldtransfers aus der Ukraine streitet Manafort inzwischen nicht mehr ab, behauptet nun aber, sie seien "legitime Zahlungen für politische Beratung" gewesen. Er habe eine Rechnung gestellt und seine Kunden hätten per Überweisung an eine US-Bank bezahlt. Seine Arbeit in der Ukraine sei "total offen und angemessen" gewesen. Ein ukrainischer Abgeordneter behauptete dagegen schon im März, bei der Zahlung 2009 sei Geld gewaschen worden.

Denn offenbar wurde die Überweisung an Manafort getarnt: Der Nachmieter von Manaforts Kiewer Büro fand dort eine Rechnung, deren Betrag - 750.000 Dollar - und Datum - 14. Oktober 2009 - einem Eintrag auf der Schwarzgeldliste entspricht. Gestellt wurde sie an die Briefkastenfirma in Belize, von der Manafort laut den Bankunterlagen, die AP vorliegen, einen Tag später das Geld tatsächlich erhalten hat. Doch statt politischer Beratung stellte Manafort darauf den Verkauf von Computern in Rechnung.

Nach der Enthüllung der Schwarzgeldtransfers aus der Ukraine hat Manafort plötzlich angekündigt, sich wegen seiner Lobbyaufträge aus der Ukraine nun doch nachträglich als ausländischer Interessenvertreter beim US-Justizministerium zu registrieren. Manafort räumt damit ein, das Gesetz gebrochen und seine Auftraggeber nicht wie in den USA vorgeschrieben offengelegt zu haben.

Millionenverluste dank dem Schwiegersohn

Auch Manaforts Familie hat offenbar große Zweifel an seinen Geschäften. Das belegen tausende gestohlene SMS, die ukrainische Hacker kürzlich veröffentlicht haben. Darin nennt eine von Manaforts Töchtern seine Deals in der Ukraine "rechtlich fragwürdig": "Mach dir nichts vor", schreibt die Frau an ihre Schwester. "Das Geld, das wir haben, ist Blutgeld".

Doch so viel Geld Manafort auch in der Ukraine verdiente, als er sich Donald Trump 2016 als Wahlkampfchef anbot, steckte er offenbar finanziell in der Klemme. Mit den Krediten aus dem Trump-Umfeld hat Manafort womöglich versucht, schiefgegangene Investments bei seinem Schwiegersohn zu retten.

In dessen pleitegegangene Immobilienfirma hatte Manafort laut "New York Times" über vier Millionen Dollar gesteckt. Er habe deswegen entschieden, "mit zusätzlicher Finanzierung zu helfen um meine bestehenden Investments zu schützen", heißt es in einer eidesstattlichen Erklärung Manaforts. Womöglich brauchte Manafort also frisches Geld und wollte deshalb bei Trump anheuern, obwohl er das Geschäft mit der US-Politik schon vor Jahren Richtung Ukraine und Russland verlassen hatte. Die Millionen-Dollar-Frage ist, was Donald Trump über Manaforts Kontakte zum Kreml wusste, als er ihn engagierte. Oder wieviel er davon wissen wollte.

Quelle: n-tv.de

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