Lufthansa würde Tegel treubleiben

  23 Juni 2017    Gelesen: 900
Lufthansa  würde Tegel treubleiben
Im September stimmen die Berliner darüber ab, ob der alte Flughafen Tegel geöffnet bleiben soll. Der Senat hält das für keine gute Idee, doch Fluggesellschaften können sich mit dem Gedanken anfreunden.
Bei einem Fortbestand des Flughafens Tegel würde auch die Lufthansa einem Sprecher zufolge nicht das Feld räumen und sich auf den Hauptstadtflughafen BER beschränken. "Wenn Tegel offen bleiben würde, werden auch andere Fluggesellschaften an Slots in Tegel festhalten", sagte Lufthansa-Sprecher Wolfgang Weber.

Keiner werde freiwillig den für Fluggäste bequem zu erreichenden Stadtflughafen aufgeben. Allerdings gehe die größte deutsche Airline trotz des bevorstehenden Volksentscheids davon aus, dass Tegel nach Eröffnung des Hauptstadtflughafens BER wie geplant geschlossen wird.

Die Frage aufgeworfen hatte der Chef der kriselnden Fluggesellschaft Air Berlin, Thomas Winkelmann. "Wenn Tegel offen bleibt, kann man aus dem BER ein Museum machen. Wir werden dann mit Air Berlin in Tegel bleiben", sagte er der "Zeit". Winkelmanns Gedankenspiele seien nicht überraschend, sagte der Lufthansa-Sprecher weiter.

Berliner Senat hält an Plan fest

Allerdings bleibe abzuwarten, wie die Diskussion um Tegel ausgehe. Die Berliner sollen am Tag der Bundestagswahl am 24. September entscheiden, ob sie an Tegel festhalten wollen. Das hatte eine Bürgerinitiative durchgesetzt. Der Berliner Senat ist aber dagegen, den bisherigen Plan über den Haufen zu werfen.

Dieser sieht eine Schließung von Tegel kurz nach der schon vielfach verschobenen, und nun für 2018 erhofften Eröffnung von BER in Schönefeld vor. Die Tegel-Anhänger argumentieren, gegenüber diesem Beschluss 2004 habe sich die Lage durch steigenden Flugverkehr geändert, sodass auch zwei Flughäfen dauerhaft ausgelastet wären.

Auch der Billigflieger Ryanair hatte sich schon dafür ausgesprochen, Tegel und auch den alten Teil von Schönefeld, von dem Raynair heute fliegt, beizubehalten. "Und die sollten mit dem neuen Flughafen konkurrieren. Das senkt die Gebühren. Wir würden gerne nach Tegel fliegen", hatte Ryanair-Chef Michael O'Leary im April der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" gesagt.

Debatte um Bürgerinitiative

In einer von Zwischenrufen und Vorwürfen geprägten Sitzung haben die im Berliner Abgeordnetenhaus vertretenen Parteien derweil erstmals den Volksentscheid zur Offenhaltung des Flughafens Tegels debattiert. "Der Versuch eines Weiterbetriebs des Verkehrsflughafens Tegel hätte weitreichende finanzielle und rechtliche Konsequenzen für die Stadt", warnte Wirtschaftssenatorin Ramona Pop. Die rot-rot-grüne Regierungskoalition lehnt den Volksentscheid am 24. September ab.

Nach FDP und AfD wirbt zunehmend auch die CDU-Fraktion für die Weiternutzung des innerstädtischen Flughafens, obwohl sie als Teil der abgewählten großen Koalition bis zum Herbst noch gegensätzlicher Meinung war. "Die Entwicklung des Passagieraufkommens übertrifft jede Prognose", sagte CDU-Vizefraktionschef Stefan Evers.

Die Gegner des Volksentscheids kritisierten, dass dieser kein verbindliches Gesetz beinhalte. "Sie lassen die Berliner über eine Bemühungsaufforderung entscheiden", sagte Linken-Fraktionschef Udo Wolf. Evers dagegen bezeichnete die Aufforderung als "verbindlich" für den Senat.

Wolf zufolge würde der Versuch einer Weiternutzung Tegels ein neues Planfeststellungsverfahren zur Betriebserlaubnis des Flughafens Tegel und des neuen Hauptstadtflughafens BER erfordern. "Die notwendige neue Betriebsgenehmigung würde an Umwelt-, Lärm- und Sicherheitsstandards scheitern - und das zurecht", sagte Grünen-Fraktionschefin Antje Kapek dazu.

Keine Betriebsgenehmigung für Tegel?

Nach Angaben von Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen würde eine Sanierung Tegels jährlich hundert Millionen Euro kosten. Hinzu kämen 400 Millionen Euro für die Umsetzung gültiger Lärmschutzvorschriften für die Anwohner.

FDP-Fraktionschef Sebastian Czaja bezeichnete die Angaben als "Blödsinn". So koste etwa die Sanierung nur sieben Millionen Euro pro Jahr. Mit Blick auf die wegen der BER-Verzögerung fortgesetzte Nutzung Tegels unter Nichtbeachtung geltender Lärmschutzvorschriften warf er dem Senat vor, dieser habe sich bislang "einen Dreck um den Lärmschutz in Tegel geschert".

Der AfD-Politiker Frank-Christian Hansel sagte, der BER sei unabhängig vom Bau zusätzlicher Terminals durch die Start- und Landebahnen auf 52 Flugbewegungen pro Stunde begrenzt. "Das ist ein nicht zu bestreitender Engpass." Zusammen mit Tegel seien dagegen mehr als hundert Starts und Landungen pro Stunde machbar.

Quelle: n-tv.de , vni/rts/AFP

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