Pjöngjang bestreitet Folter Warmbiers

  23 Juni 2017    Gelesen: 557
Pjöngjang  bestreitet Folter Warmbiers
Warum fiel Otto Warmbier in Nordkorea ins Koma? Erstmals meldet sich nun das Regime in Pjöngjang zum ungeklärten Todesfall und dementiert Folter und Misshandlungen. Es beschuldigt die USA und Südkorea, eine "Schmierenkampagne" zu fahren.
Der US-amerikanische Student Otto Warmbier wird im Koma aus der Haft in Nordkorea entlassen. Wenige Tage nach seiner Rückkehr in die USA stirbt der 22-Jährige. Warum er in Nordkorea ins Koma fiel, ist noch immer unklar. Jetzt hat sich erstmals das Regime um Machthaber Kim Jong Un offiziell geäußert. Die amtliche Nachrichtenagentur KCNA veröffentlichte einen Text. Darin bestreitet Pjöngjang, Warmbier gefoltert oder grausam behandelt zu haben. Stattdessen wirft das kommunistische Land den USA und Südkorea eine "Schmierenkampagne" vor.

Alle zuständigen Behörden behandelten "alle Kriminellen" in "vollständiger Übereinstimmung mit örtlichen Gesetzen und internationalen Standards", sagte ein Sprecher des Nationalen Rates für Aussöhnung laut KCNA. Dies gelte auch für Warmbier. Kritiker, die "absolut keine Ahnung haben, wie gut wir Warmbier unter humanitären Bedingungen behandelt haben", unterstellten Nordkorea nun Misshandlung und Folter.

Nach nordkoreanischer Darstellung erlitt Warmbier eine Lebensmittelvergiftung und erhielt danach Schlafmittel, woraufhin er nicht mehr aufwachte. Laut den Angaben des Krankenhauses in Cincinnati, das den jungen Mann nach seiner Rückkehr behandelt hatte, hatte er schwere Hirnverletzungen von der Art, wie sie normalerweise durch einen Atemstillstand verursacht werden.

Warmbier wurde im März vergangenen Jahres zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt. Im "Yanggakdo International Hotel" in Pjöngjang soll er ein patriotisches Propagandabanner von der Wand gerissen und eingesteckt haben. Als Beweis dafür veröffentlichte KCNA ein sehr unscharfes Video, auf dem Warmbier nicht klar identifiziert werden kann. Das nordkoreanische Regime stufte den Plakatabriss als staatsfeindlichen Akt ein.

Freilassung aus "humanitären Gründen"?

Kurz nach seiner Inhaftierung fiel er ins Koma, aus dem er nicht mehr erwachte. In der vergangenen Woche wurde er von Nordkorea aus "humanitären Gründen" freigelassen. Der Student verstarb kurz nach seiner Ankunft in der Heimat.

Die US-Gerichtsmedizin verzichtete auf Antrag der Eltern auf eine Autopsie von Warmbiers Leichnam. Stattdessen wurde dieser nur von außen untersucht. Warum die Eltern die Autopsie nicht wollten, wurde nicht bekannt. Die Familie prangerte in einem Statement die "schreckliche und qualvolle Behandlung" ihres Sohnes durch die Nordkoreaner als Ursache seines Todes an.

Mehrere tausend Menschen haben im US-Bundesstaat Ohio an der Trauerfeier für den nach seiner Freilassung aus nordkoreanischer Haft verstorbenen Studenten Otto Warmbier teilgenommen. Die Feier fand am Donnerstag in der früheren Schule Warmbiers in Wyoming, einem Vorort von Cincinnati, statt.

Der Tod Warmbiers hat die Spannungen zwischen den USA und Nordkorea weiter verschärft. US-Präsident Donald Trump verurteilte das "brutale Regime" in Pjöngjang und erklärte, er sei entschlossen, künftig "derartige Tragödien zu verhindern". In dem kommunistischen Land sind weiterhin drei Menschen mit US-Staatsbürgerschaft in Haft.

Quelle: n-tv.de , dsi/dpa

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