Mann nach fehlgeschlagenem Medikamententest für tot erklärt
Insgesamt sechs Patienten im Alter zwischen 28 und 49 Jahren waren in den vergangenen Tagen ins Krankenhaus eingeliefert worden, der erste von ihnen vor einer Woche. Bei ihm wurde bereits der Hirntod festgestellt. Am Sonntag sei er nun gestorben, teilten die Ärzte mit.
Vier der fünf anderen Patienten wiesen neurologische Probleme auf, bei drei von ihnen werden dauerhafte Schäden befürchtet. Ein weiterer Patient zeigte bisher keine Symptome, stand aber am Wochenende weiter unter medizinischer Beobachtung.
84 andere Patienten, die das Medikament in dem Test eingenommen hatten, wurden nach Angaben des Krankenhauses kontaktiert. Zehn von ihnen seien untersucht worden, es seien aber keine Auffälligkeiten festgestellt worden.
Die Ermittlungen der französischen Behörden sollen klären, ob es einen Fehler bei den Testabläufen gab oder ob das Problem bei dem Medikament selbst lag, das zur Behandlung von Stimmungsschwankungen und Angstzuständen eingesetzt werden soll. Nach ersten Beschlagnahmungen durch die Kriminalpolizei im Labor des Unternehmens Biotrial in Rennes schaltete sich am Wochenende unter anderem auch die Behörde für Medikamentensicherheit (ANSM) in die Ermittlungen ein.
Biotrial-Chef François Peaucelle versicherte, sein Labor kooperiere mit den Ermittlern. Vertreter des portugiesischen Pharma-Konzerns Bial, der den Wirkstoff entwickelte, seien ebenfalls vor Ort und beteiligten sich mit "totaler Transparenz" an den Ermittlungen.
Bial hat versichert, bei der Entwicklung des Medikaments seien die internationalen Standards befolgt worden. Insgesamt sollten an der Studie 128 gesunde Probanden zwischen 18 und 55 Jahren teilnehmen, von denen 90 den Wirkstoff in verschiedenen Dosen einnahmen. Dann aber traten bei mehreren Teilnehmern dramatische Gesundheitsprobleme auf. Zu diesem Zeitpunkt sei die maximale vorgesehene Dosierung "noch längst nicht erreicht" gewesen, sagte Peaucelle.
Probanden werden für ihre Teilnahme an Medikamententests grundsätzlich bezahlt. Im vorliegenden Fall erhielten sie laut Peaucelle gut tausend Euro pro Woche. SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Funke-Mediengruppe, ein solcher Fehlschlag könne auch in Deutschland passieren, denn "die Regeln für solche Tests" seien "die gleichen". Sicherheit werde "oft dem ökonomischen Erfolg geopfert", ergänzte Lauterbach. Angesichts des Wettbewerbsdrucks werde bei den Kosten gespart - "die Tests werden immer gefährlicher".