In der umkämpften Provinz Idlib in Syrien ist ein Militärhubschrauber der Truppen von Machthaber Baschar al-Assad abgeschossen worden. Wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichteten, kamen dabei beide Piloten ums Leben. Die Beobachtungsstelle machte die Türkei für den Abschuss verantwortlich. Der syrische Hubschrauber sei von einer türkischen Rakete getroffen worden, erklärte die Beobachtungsstelle, deren Angaben allerdings von unabhängiger Seite kaum zu überprüfen sind. Ankara bestätigte Informationen über den "Absturz" eines syrischen Armeehubschraubers, machte aber keine Angaben zur Ursache.
Zugleich kündigte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan Racheschläge gegen die Regierung in Damaskus an, nachdem am Montag fünf türkische Soldaten in Idlib getötet worden waren. Die türkische Armee gab daraufhin bekannt, mehr als hundert syrische Soldaten "neutralisiert" zu haben. Dies wurde jedoch weder von den syrischen Truppen noch von der oppositionsnahen Beobachtungsstelle bestätigt. In einer vom Fernsehen übertragenen Zeremonie drohte Erdogan damit, dass Syrien einen "sehr, sehr hohen Preis" für jeden Angriff auf türkische Truppen zahlen werde. Er kündigte an, am Mittwoch Schritte für das weitere Vorgehen in Idlib vorstellen zu wollen.
Die syrischen Regierungstruppen gehen seit Dezember mit Unterstützung Moskaus militärisch verstärkt gegen die überwiegend islamistischen Milizen in der Provinz Idlib vor. Die benachbarte Türkei unterstützt Assads Gegner in ihrer letzten Hochburg.
Nato-Chef Stoltenberg mahnt zu Zurückhaltung
Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu appellierte derweil an die Assad-Verbündeten Moskau und Teheran, auf den syrischen Machthaber einzuwirken und die Angriffe auf Idlib einzustellen. Auch Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg appellierte an Damaskus und Moskau, die Angriffe einzustellen und das Völkerrecht zu achten. "Wir verurteilen die Attacken auf zivile Ziele", sagte Stoltenberg in Brüssel. Die Türkei ist Nato-Mitglied. Kampfhandlungen zwischen Ankara und Damaskus könnten daher die anderen Mitglieder zu militärischem Beistand verpflichten.
Nach Angaben der Beobachtungsstelle wurden bei Luftangriffen der syrischen Armee am Dienstag erneut mindestens zwölf Zivilisten getötet, darunter sechs Kinder. Dabei nahmen Assads Regierungstruppen die strategisch wichtige Autobahn M5 im Nordwesten Syriens vollständig ein. Damit kontrollieren Streitkräfte der Regierung in Damaskus laut der Beobachtungsstelle zum ersten Mal seit Beginn des Krieges 2012 die gesamte Autobahn.
Seit Beginn der Kämpfe im Dezember wurden nach UN-Angaben fast 700.000 Menschen aus den Provinzen Idlib und Aleppo vertrieben. Es handele es sich nach einer ersten Einschätzung um die größte Fluchtbewegung "in einem einzigen Zeitraum seit Beginn der Krise in Syrien vor neun Jahren", sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe (Ocha), David Swanson.
ntv
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