Die Ausbildung ukrainischer Soldaten an westlichen Waffen, die bereits auf deutschem Boden stattfindet, kann völkerrechtlich eine Kriegsbeteiligung durch den Westen darstellen. Das geht aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages hervor, über das das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) berichtet.
Laut dem Gutachten bestehe Konsens darüber, dass westliche Waffenlieferungen völkerrechtlich nicht als Kriegseintritt gelten - solange man sich nicht an Kampfhandlungen beteiligt. Allerdings heißt es weiter: "Erst wenn neben der Belieferung mit Waffen auch die Einweisung der Konfliktpartei bzw. Ausbildung an solchen Waffen in Rede stünde, würde man den gesicherten Bereich der Nichtkriegsführung verlassen." Kurzum: Waffenlieferungen sind völkerrechtlich unbedenklich, Ausbildung von Soldaten ist eine Grauzone.
Der Rechtsstatus der "Nichtkriegsführung" habe in der Völkerrechtspraxis die "traditionelle Neutralität" in den letzten Jahrzehnten ersetzt, um eine Unterstützung von angegriffenen Staaten - wie derzeit die Ukraine - mit Waffenlieferungen und Geld zu ermöglichen, so die Experten.
USA bilden bereits Ukrainer in Deutschland aus
Das 12-seitige Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes, der die Bundestagsabgeordneten neutral beraten soll, trägt den Titel "Rechtsfragen der militärischen Unterstützung der Ukraine durch NATO-Staaten zwischen Neutralität und Konfliktteilnahme". Es wurde im März erstellt, also vor dem Beschluss von Bundesregierung und Bundestag, deutsche Flugabwehrpanzer ("Gepard") direkt an die Ukraine zu liefern und zugleich ukrainische Soldaten an westlichen Waffen auszubilden.
Das US-Verteidigungsministeriums hatte am Freitag erklärt, dass das US-Militär ukrainische Soldaten bereits an Waffensystemen ausbildet. Das Training finde auf US-Militär-Stützpunkten in Deutschland in Absprache mit der Bundesregierung statt, die bei der Koordinierung und Organisation helfe. Auch Verteidigungsministerin Christine Lambrecht hatte bei einer Militärkonferenz in Ramstein erklärt, die Bundeswehr beteilige sich mit USA und Niederlanden an der Ausbildung ukrainischer Soldaten auf deutschen Boden.
Die Linke im Bundestag kritisierte das als deutschen Eintritt in den Ukraine-Krieg: "Die Ampel-Koalition und die Union haben Deutschland mit ihrem Bundestagsbeschluss, schwere Waffen an die Ukraine zu liefern und darüber hinaus auch ukrainische Soldaten 'in Deutschland oder auf NATO-Gebiet' auszubilden, zur aktiven Kriegspartei gemacht", sagte Zaklin Nastic, Linken-Obfrau im Verteidigungsausschuss, dem RND unter Verweis auf das Gutachten. "Die Bundesregierung setzt ganz Europa einer völlig unkontrollierbaren Gefahr aus, die im schlimmsten Fall in einem Atomkrieg enden kann, wie auch Kanzler Scholz noch vor wenigen Tagen gewarnt hat", so Nastic.
Olaf Scholz hatte mehrfach betont, eine direkte militärische Konfrontation mit Russland vermeiden zu wollen. Außenministerin Annalena Baerbock hatte bislang stets betont, völkerrechtlich entscheidend für die Nichtkriegsführung sei der Einsatz westlicher Truppen im Kampfgebiet. Das Gutachten führt aus, dass außerdem auch Kampfhandlungen von NATO-Gebiet aus - etwa Starts von Kampfjets mit ukrainischen Piloten - dazu zählen würden.
Quelle: ntv.de, vpe
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