Kiew: Russland will Azot-Chemiewerk hochfahren

  15 Juli 2022    Gelesen: 541
  Kiew: Russland will Azot-Chemiewerk hochfahren

Als noch heftige Kämpfe um Sjewjerodonezk tobten, harrten Hunderte Zivilisten im Chemiewerk Azot aus. Inzwischen ist die Stadt unter russischer Kontrolle. Die verbliebenen Arbeiter sollen nun offenbar in die Fabrik zurückkehren. Die Ukraine warnt vor einem Desaster.

Russland will offenbar das stark beschädigte Azot-Chemiewerk im besetzten Sjewjerodonezk wieder in Betrieb nehmen. Nach ukrainischen Angaben sind die verbliebenen Arbeiter gezwungen worden, an ihre Arbeitsplätze zurückzukehren. Das meldet Anton Gerashchenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers.

Auf Twitter warnt er davor, dass das Werk bei den Kämpfen schwer beschädigt worden sei. Kontroll- und Sicherheitssysteme seien noch nicht wieder intakt. Die Wiederinbetriebnahme könne zu einer "technologischen Katastrophe" führen, so Gerashchenko. In dem Werk werden unter anderem Ammoniak, Ammoniumnitrat und Salpetersäure produziert.

Nach heftigen Kämpfen hatte Russland Ende Juni die ostukrainische Stadt Sjewjerodonezk eingenommen. Hunderte Zivilisten verschanzten sich damals in dem zum Luftschutzbunker umfunktionierten Azot-Werk. Viele von ihnen wurden von prorussischen Separatisten evakuiert. Sie seien auf eigenen Wunsch etwa nach Starobilsk rund 50 Kilometer nordöstlich von Sjewjerodonezk gebracht worden, hieß es damals von russischer Seite.

Russland hatte in der Vergangenheit stets behauptet, dass ukrainische Kämpfer die Zivilisten im Azot-Werk bis zur Eroberung der Stadt als Geiseln gehalten hätten. Die ukrainische Seite bestreitet das. Sie wirft vielmehr den russischen Truppen immer wieder vor, ukrainische Zivilisten zur Ausreise in besetzte Gebiete zu drängen, indem sie Fluchtrouten auf ukrainisch kontrolliertes Gebiet sabotierten oder ganz verhinderten.

Quelle: ntv.de, mdi/dpa


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