Riesen-Gemälde mit totem Flüchtlingskind zerstört

  22 Juni 2016    Gelesen: 1055
Riesen-Gemälde mit totem Flüchtlingskind zerstört
Das Riesen-Wandgemälde vom toten Flüchtlingsjungen Aylan im Frankfurter Osthafen ist großflächtig beschmiert worden. Der Staatsschutz ermittelt, ein Verdacht führt in die rechtsextreme Szene.

Unbekannte haben das riesige Wandbild des toten Flüchtlingsjungen Aylan in Frankfurt schwer beschädigt. Das 20 mal 6 Meter große Graffito im Osthafen sei zu einem großen Teil mit silberner Farbe überstrichen und mit der Parole "Grenzen retten Leben!" überschrieben worden, sagte eine Polizeisprecherin am Mittwoch.

Vorfall an Staatsschutz weitergeleitet

Der Spruch wird von der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Identitären Bewegung verwendet. Klein daneben stehen die Worte "Fuck Antifa".

Das zuständige Revier habe Anzeige wegen Sachbeschädigung durch Graffiti aufgenommen, sagte die Polizeisprecherin zu hessenschau.de. Der Vorfall sei auch an den Staatsschutz weitergeleitet worden. Die Polizei hoffe nun auf Zeugenaussagen.

Die Künstler Oguz Sen und Justus Becker hatten Anfang März das Bild des auf der Flucht ertrunkenen, zweijährigen syrischen Jungen auf die Mauer gesprüht. Bereits kurz nach Fertigstellung war das Wandbild mit weißen Farbspritzern beschädigt worden.
Das Boot mit Aylans Flüchtlingsfamilie war zwischen dem türkischen Bodrum und der griechischen Insel Kos gekentert. Die Leiche des Kindes war nahe Bodrum an den Strand gespült worden. Ein Foto des toten Jungen hatte weltweit Aufsehen erregt. Auch das Frankfurter Kunstwerk ging um die Welt.

Die Künstler hatten mit dem Graffito für legale Fluchtwege nach Europa geworben. Die Hafenmauer wurde von der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellt und liegt in Sichtweite der Europäischen Zentralbank.

"Wenn das kein rechtsradikaler Hintergrund ist"

"`Fuck Antifa`, wenn das kein rechtsradikaler Hintergrund ist", sagte Künstler Sen am Mittwoch zu hessenschau.de. Becker und er wollten die Parolen wegstreichen, wie Sen sagte. "Aber wir haben es uns anders überlegt: Die Leute sollen es erstmal sehen und ertragen, dass auch das Teil unserer Demokratie ist."

Ob das Wandbild repariert oder neu gestaltet werden soll, steht laut Sen noch nicht fest. "Wir wollen das nicht übers Knie brechen." Zunächst müssten sie mit der Polizei und der Stadt sprechen. Außerdem brauchen die Künstler ein Gerüst, Farbe - und Geld dafür. Der Verein "Fabian Salars Erbe e.V. - für Toleranz und Zivilcourage" sammelt Spenden.
Eines steht für Sen schon fest: "Das Bild soll dann Rechtsradikalen eine Antwort geben."

Quelle: hessenschau.de


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