Eine akute Müllkrise belastet Rom und macht der neu gewählten Bürgermeisterin Virginia Raggi zu schaffen. Wegen Engpässen im Entsorgungssystem türmt sich der Unrat unter sengender Hitze auf den Straßen der Ewigen Stadt. Ratten und Möwen haben Hochkonjunktur. Bürger warnen vor Gefahren für die öffentliche Hygiene.
"Die Müllentsorgungsanlagen sind alt und unzulänglich für die Bedürfnisse einer Metropole wie Rom", klagte der Chef der Müllentsorgungsgesellschaft AMA, Daniele Fortini. Diskutiert wird jetzt über die Wiedereröffnung der 2013 geschlossenen größten Deponie Europas namens Malagrotta. Die Anlage war völlig überlastet. Täglich wurden in Malagrotta auf einer Fläche von 250 Hektar 4.500 Tonnen Müll abgeladen.
Die im Juni gewählte Raggi ist unter Druck. Sie hatte als erste Frau die Bürgermeisterwahl in der italienischen Hauptstadt mit dem Versprechen gewonnen, die Müllentsorgungsprobleme Roms zu bewältigen und das Recycling zu fördern.
Römer produzieren 660 Kilo Müll pro Jahr
Für Aufsehen sorgte, dass Raggi als Verantwortliche für die Lösung der Müllkrise ihre Parteikollegin Paola Muraro ernannt hat. Diese war zwölf Jahre lang Beraterin der Müllentsorgungsgesellschaft, von der sie 1,14 Millionen Euro bezogen hat. Muraro wird jetzt beschuldigt, in zwölf Jahren keinerlei Beitrag zur Verbesserung der Missstände bei der Müllentsorgungsgesellschaft beigetragen zu haben. Raggi verteidigt dagegen die Kompetenz ihrer Parteikollegin.
Jeder Römer produziert pro Jahr eine Rekordmenge von 660 Kilo Müll. Ist der Container voll, deponieren viele Bewohner ihren Abfall auf dem Gehsteig. Der kommunalen Müllentsorgungsgesellschaft AMA mit Tausenden Mitarbeitern wird Ineffizienz vorgeworfen. Ihre Manager sollen sich jahrelang durch Günstlingswirtschaft und Korruption bereichert haben, während die Stadt im Schmutz unterging.
Der Massentourismus in der Innenstadt, überfüllte Mülldeponien und das Fehlen einer effizienten Recyclingstrategie führten in den vergangenen Jahren immer wieder zu Müllkrisen in Rom. Doch die Geduld der Römer ist jetzt zu Ende. Die Resignation wegen der seit Jahren anhaltenden Missstände wandelte sich in Empörung um und führte zu spontanen Initiativen. Im zentralen und multikulturellen Stadtviertel Esquilin zwischen dem Hauptbahnhof Termini und der Basilika Santa Maria Maggiore sind Bürgerinitiativen entstanden, die sich sonntags treffen, um die Straßen zu kehren.
Quelle: diepresse.com
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