Natur als Luxusgut. Dieses Null-Sterne-Hotel ist nicht etwa ein Tourismusgag der Region, sondern eine Kunstaktion der Schweizer Konzeptkünstler Frank und Patrik Riklin, die auch schon einmal vor ein paar Jahren Gäste in einem Bunker übernachten ließen. Nun steht ihr Null-Sterne-Hotel im Freien – back to the nature.
Die Nacht kostet 230 Euro – und trotz des stattlichen Preises ist es die ganze Saison bereits ausgebucht. Jolanda Rechsteiner, Geschäftsführerin Safiental-Tourismus: "Für 2017 gibt es bereits eine Interessentenliste mit mehr als 200 Anfragen". Weniger ist mehr. "Wer mit allem versorgt ist, sehnt sich nach dem Nichts", erklären die Zukunftsforscher Martina Kühne und David Bosshart vom Gottlieb-Duttweiler-Institut in St. Gallen.
In einer Welt der digitalen und materiellen Überschüttung, gewinne die analoge, also die fühlbare und einfache Gegenwelt an Bedeutung und Wert. Die darf dann ruhig auch etwas mehr kosten. Wie ein Hotelbett unter Sternen.
Um die Gäste des Hotels kümmern sich die Bewohner im Tal
Tatsächlich, nachts hört man statt den Zimmernachbarn nur das Rauschen eines Baches oder das Pfeifen eines Murmeltiers. Wenn Gäste die über einen Solargenerator betriebenen Lampen anknipsen, sehen sie höchstens mal ein flatterndes Birkhuhn oder ein aufgeschrecktes Reh.
Eine Dusche? Für die Katzenwäsche steht ein mit Wasser gefüllter Krug bereit. Eine Toilette? Die Wiese tut`s auch. Für Zimperliche gibt es zwar ein Außen-Klo, doch dafür muss man erst einmal 600 Meter den Berg herunterkraxeln – und wieder hoch.
Wenn es mal regnet, dann decken die Gäste das Bett brav mit einer Plane ab und flüchten mit Kopfkissen und Decken in einen nahen Heustall. Am nächsten Morgen bringt ein Landwirt einen Frühstückskorb, mit Kaffee oder Tee, Salami, Käse, Brot und Marmelade. Denn das Doppelbett im Freien wird durch die Talbewohner einen Sommer lang bewirtschaftet. Der "Hotelier" ist das Safiental.
Schlafen mit Zipfelmütze oder im Bett am Strand
Schlafen unter freiem Himmel als besonderes Erlebnis wird populärer – und ist auch bei denen gefragt, die Isomatte und Schlafsack verabscheuen und wildes Biwakieren, also das Übernachten ohne Zelt, für eine Jugendsünde halten. Draußen steht auch das "Wittgensteiner Himmelbett" in der "Pension Kamerichs" im Lahntal. Die Gäste bekommen für 98 Euro Sektfrühstück, eine Zipfelmütze und Schlafanzug.
Oder das österreichische "Garten-Himmelbett" beim "Unterbergerwirt" im Gasteinertal. Eine Nacht zwischen Birnbaum, Borretsch und Kopfsalat kostet 198 Euro. Teleskope und diskreten Wachschutz gibt es bei den afrikanischen Open-Air-Luxusvarianten wie im "Starbed" der "Loisaba Hotels" in Kenia und im Strandbett der "Nkichi Lodge" am Malawisee in Mosambik.
Eine pragmatische Lösung für Freiluft-Enthusiasten hat das "Style and Sport Resort Lindenhof" im Südtiroler Naturns parat. Gäste rollen ihr Doppelbett einfach auf die Terrasse oder Balkon. Ganz ohne Sternen-Zuschlag.
Quelle : welt.de
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