Konflikt zwischen Assad-Regime und Kurden: In Syrien droht eine neue Front

  21 Auqust 2016    Gelesen: 339
Konflikt zwischen Assad-Regime und Kurden: In Syrien droht eine neue Front
In Syrien bricht ein neuer Konflikt auf: Die Assad-Armee fliegt vermehrt Angriffe auf kurdische Stellungen. Der Kampf gegen den "Islamischen Staat" droht damit noch komplizierter zu werden.
Seit mehr als fünf Jahren herrscht Krieg in Syrien, viele verschiedene Parteien kämpfen gegeneinander. (Lesen Sie hier mehr dazu.) Jetzt gibt es eine neue Konfliktlinie: Das Assad-Regime gegen kurdische Milizen.

Bisher haben beide Parteien Konfrontationen weitgehend vermieden. In den vergangenen Tagen aber hat die syrische Luftwaffe Stellungen der kurdischen YPG, des syrischen Ablegers der türkischen PKK, rund um die Stadt Hasaka bombardiert. Hasaka ist einer von zwei Orten im hauptsächlich kurdisch-kontrollierten Nordosten Syriens, in denen das Regime Enklaven halten konnte. Auch Kämpfe am Boden gab es Berichten zufolge in Hasaka. "Die Auseinandersetzungen gehen innerhalb der Stadt weiter. Es gibt militärische Operationen", so ein Vertreter der kurdischen Miliz am Freitag.

Viele Menschen sind aus dem Gebiet um Hasaka vor den Kämpfen geflohen. Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte gab es mindestens 41 Tote. Nach Berichten eines staatlichen syrischen Radiosenders gab es bereits Gespräche beider Seiten, um eine Feuerpause zu erreichen.

Mit den Angriffen der syrischen Luftwaffe auf die YPG-Stellungen droht sich der Kampf gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) weiter zu verkomplizieren. Die kurdische Miliz spielt eine zentrale Rolle innerhalb der von der US-geführten Koalition unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens SDF, die gegen den IS vorgehen.

Nach den Angriffen des Assad-Regimes auf die YPG hat die US-geführte Koalition deshalb nach Darstellung des Pentagons vorsorglich Patrouillen geflogen. Die USA warnten die syrische Armee vor den Angriffen auf ihre in der Region aktiven Spezialkräfte sowie auf ihre Verbündeten und drohten mit dem Abschuss syrischer Kampfflugzeuge.

Im syrischen Bürgerkrieg haben kurdische Kämpfer große Gebiete im Norden Syriens unter ihre Kontrolle gebracht - was wiederum die Türkei auf den Plan ruft. Die Regierung in Ankara ist Gegner des Assad-Regimes und stattet deren Widersacher mit Geld und Waffen aus. Die Angriffe auf die YPG-Stellungen jedoch lobte der türkische Ministerpräsident Binali Yildirim jetzt indirekt und kündigte eine aktivere Rolle im Syrien-Krieg an. Die türkische Regierung fürchtet, dass durch die Erfolge der syrischen Kurden auch der kurdische Aufstand in der Türkei befeuert wird. Die kurdische PKK gilt neben den Anhängern des Predigers Gülen als größter Staatsfeind für Präsident Erdogan.

Den syrischen Angriffen auf die Kurden ging eine politische und militärische Annäherung der Türkei mit Russland voraus, Moskau unterstützt das Assad-Regime. Zudem rückt die Türkei offenbar von ihrer bislang kompromisslosen Forderung nach einem Rücktritt Assads ab. In einer Übergangsregierung könnte man ihn noch akzeptieren, sagte Ministerpräsident Yildirim. In der Zukunft dürfe Assad aber keine Rolle mehr in Syrien spielen.

Steinmeier drängt Russland zur Durchsetzung der Waffenruhe

Heftige Kämpfe erschüttern weiter Aleppo. Der Syrien-Beauftragte des Uno-Ernährungsprogramms, Jakob Kern, warnte, in den östlichen Gebieten der Stadt würden die Nahrungsmittel noch maximal zwei Wochen ausreichen.

Außenminister Frank-Walter Steinmeier hat Russland aufgefordert, die angekündigte 48-stündige Waffenruhe in Aleppo durchzusetzen. "Jetzt muss alles getan werden, dass aus der Ankündigung schnell tatsächliche Gewissheit wird, damit wir rasch humanitäre Hilfsgüter in die Stadt bringen und die Menschen in Aleppo mit dem Lebensnotwendigsten versorgen können", sagte der SPD-Politiker der "Welt am Sonntag".

Es dürfe jetzt vor allem nicht dazu kommen, "dass die Kampfhandlungen weiter intensiviert werden", warnte der Minister: "Als Unterstützer des Regimes trägt Russland hier eine besondere Verantwortung." Das Einverständnis Russlands sei in tagelangen Verhandlungen erreicht worden. Moskau hatte sich am Donnerstag bereiterklärt, jede Woche eine 48 Stunden lange Feuerpause in Aleppo einzulegen.

Quelle : spiegel.de

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