Von Marco Maier
Der polnischstämmige US-amerikanische Geopolitiker Zbigniew Brzezinski hat in seinem jüngsten Artikel für die Augustausgabe des US-Magazins "The American Interest" eine Analyse der aktuellen geopolitischen Lage samt einem daraus resultierenden weiterem Ausblick erstellt. Das Ergebnis sind fünf Punkte, die sich so zusammenfassen lassen:
Erstens: Die USA seien weiterhin politisch, wirtschaftlich und militärisch die stärkste Macht der Welt, sie seien aber keine globale Imperialmacht mehr. Dies ist demnach dem (Wieder-)Aufstieg der anderen (neuen) Machtzentren zu verdanken. Trotzdem ist der US-Einfluss auf die Politik in vielen Ländern dieser Welt nach wie vor groß.
Zweitens: Russland befinde sich in den letzten Zuckungen seiner imperialen Phase, könnte aber, würde es eine kluge Politik betreiben, zum führenden europäischen Staat werden. Wobei man hier auch sagen muss, dass sich Russland nicht wie ein Imperialist verhält, sondern hauptsächlich um eine Sicherheitszone rund um das eigene Territorium bemüht ist. Hier spielt Brzezinskis antirussische Haltung mit.
Drittens: China wachse weiter, wenn auch langsamer als bisher, und kann zum ebenbürtigen Rivalen der USA werden. Wenn man die militärische Entwicklung des Reichs der Mitte so ansieht, dürfte klar sein: Trotz geringerem Budget machen die Chinesen große Sprünge. Auch wirtschaftlich ist das Land noch lange nicht am Ende, zumal die Zentralregierung in Peking deutlich mehr Einfluss auf das Ganze nehmen kann als beispielsweise Washington oder Brüssel.
Viertens: Europa ist keine globale Macht und wird aller Voraussicht nach auch keine werden, kann aber eine konstruktive Rolle auf der Weltbühne spielen. Wobei dies auch daran liegt, dass der europäische Kontinent in so viele Völker und Länder zersplittert ist, was eine politische Einigung massiv erschwert. Die aktuellen Entwicklungen in der EU zeigen dies auch.
Fünftens: Das derzeitige gewaltsame politische Erwachen unter den postkolonialen Muslimen ist zum Teil eine verspätete Reaktion auf ihre mitunter brutale Unterdrückung vor allem durch europäische Kolonialmächte. Hierbei spielt vor allem das Pochen auf historische Gerechtigkeit und Wiedergutmachung eine große Rolle. Die "antiwestlichen Gefühle", die schon jetzt größere Teile der islamischen Welt erfasst haben, könnten sich Brzezinski zufolge aber auch noch auf die gesamte postkoloniale Welt ausdehnen.
Diese Einschätzung lässt den alten Russland-Hasser Brzezinski sogar zu dem Schluss kommen, dass sich die USA vor allem mit Russland und China einigen und neue Formen kooperativer Beziehungen eingehen müsse. Nur wenn diese drei großen Mächte auf internationaler Ebene an einem Strang ziehen würden, könne man ein größeres Chaos verhindern. Dies nähme jedoch auch die Volksrepublik in die Pflicht, welche sich bislang stets in einer Politik der Nichteinmischung übte und stattdessen vor allem regionalpolitisch aktiv war.
Quelle:contra-magazin.com
Tags: