Ärztin darf nach Totschlag wieder in ihrem Beruf arbeiten

  26 Oktober 2016    Gelesen: 573
Ärztin darf nach Totschlag wieder in ihrem Beruf arbeiten
Eine Prostituierte wird Narkoseärztin, bringt ihren 50 Jahre älteren Mann um und wird verurteilt. Doch der Bundesgerichtshof kippt den Schuldspruch zweimal - nun hat das Landgericht Aachen im dritten Prozess entschieden.
Eine Ärztin, die ihren Ehemann mit einer Überdosis Morphium getötet hat, darf nun doch wieder in ihrem Beruf arbeiten. Das Landgericht Aachen hob ein lebenslanges Berufsverbot auf. Es sei nicht anzunehmen, dass sich eine solche Tat wiederholen werde, stellte das Gericht im dritten Prozess zu diesem Fall fest.

Die 40-Jährige stand zum dritten Mal in Aachen vor Gericht, nachdem der Bundesgerichtshof auch das zweite Urteil gegen die Frau aufgehoben hatte. Die Aachener Richter mussten nun das zuvor verhängte lebenslange Berufsverbot und das Strafmaß wegen Totschlags prüfen - die Schuld der Frau war nicht mehr strittig.

Die Hoffnung auf ein deutlich geringeres Strafmaß erfüllte sich für sie aber nicht. Mit sieben Jahren und acht Monaten Haft wegen Totschlags in einem minder schweren Fall blieben die Richter nur leicht unter dem vorherigen Strafmaß von acht Jahren. Die Verteidigung hatte eine Strafe von maximal sechs Jahren und sechs Monaten gefordert.

Die ungewöhnlich lange Untersuchungshaft von mehr als vier Jahren wird angerechnet. Die Frau, die zuletzt Haftverschonung genoss und auf freiem Fuß war, müsse aber noch sieben Monate Haft verbüßen, sagte der Vorsitzende Richter Jürgen Beneking. Dann werde entschieden, ob der Rest der Strafe zur Bewährung ausgesetzt werde. Gegen das Urteil ist erneut Revision zugelassen.

Nach der unangefochtenen Feststellung des Landgerichts war es 2011 zum Streit zwischen der Ärztin und ihrem knapp 50 Jahre älteren Ehemann gekommen. Die Frau hatte ein Verhältnis mit einem jüngeren Mann begonnen und wollte eine Stelle als Ärztin in Süddeutschland annehmen. Als der Ehemann dafür sorgen wollte, dass sie ihre Berufszulassung verliert, tötete sie ihn mit einer Überdosis Morphium. Im ersten Prozess war sie wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt worden, im zweiten wegen Totschlags zu acht Jahren Haft.

Sie habe ihr ganzes Leben gekämpft, sagte die Frau, die vor ihrer Laufbahn als Ärztin als Prostituierte gearbeitet hatte. "Ich möchte wieder in der Gesellschaft ankommen", teilte sie in ihrer Erklärung mit. Nach ihrer Haftentlassung sei sie bereit gewesen, jede Stelle anzunehmen. Sie habe in der Pflege gearbeitet, aber dafür sei sie nicht belastbar genug.

Quelle : spiegel.de

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