Ein kleiner Piks, der Leben retten könnte: Ärzte haben mit der Erprobung des weltweit ersten personalisierten mRNA-Impfstoffs gegen Hautkrebs an Hunderten von Patienten begonnen. Erste Ergebnisse der von dem Pharmaunternehmen Moderna und MSD entwickelten Impfung hatten gezeigt, dass sie die Überlebenschancen drastisch verbesserte. Sollte sich das nun bewahrheiten, wäre das ein revolutionärer Durchbruch im Kampf gegen Krebs.
"Ich bin sehr, sehr aufgeregt", sagte Steve Young im britischen Fernsehen. "Das ist meine beste Chance, den Krebs in seinem Verlauf zu stoppen." Dem 52-Jährigen wurde im vergangenen August ein Tumor aus der Kopfhaut entfernt. Jetzt ist er der erste Patient, der die vielversprechende Spritze erhält.
"Cleverer ist als ein Impfstoff"
Mit dem neuen Impfstoff soll das sogenannte maligne Melanom behandelt werden, die bösartigste Form von Hautkrebs. Er basiert auf der gleichen Technologie wie der Corona-Impfstoff und soll das Immunsystem aktivieren.
Der Krebs-Impfstoff richtet sich jedoch nicht gegen einen Krankheitserreger wie bei Sars-CoV-2, sondern gegen körpereigene Krebszellen. Behandelt werden Patientinnen und Patienten, die bereits an Hautkrebs erkrankt sind und denen Melanome entfernt wurden. Das Besondere dabei: Der Impfstoff wird auf der Grundlage einer Analyse der Tumore eines Patienten nach der chirurgischen Entfernung individuell entwickelt. Er soll den Körper anweisen, Krebszellen aufzuspüren und zu verhindern, dass die tödliche Krankheit erneut auftritt.
"Es handelt sich hierbei um eine sehr individuelle Therapie, die in mancher Hinsicht viel cleverer ist als ein Impfstoff", erklärte Dr. Heather Shaw, die Studienkoordinatorin in Großbritannien, dem "Guardian". "Sie ist absolut maßgeschneidert für den Patienten." Das ultimative Ziel sei es, Patienten dauerhaft von ihrem Krebs zu heilen, so Shaw. "Ich glaube, es gibt eine echte Hoffnung, dass dies der Wendepunkt in der Immuntherapie sein wird", sagte sie.
Die große Hoffnung
Sogenannte therapeutische Impfstoffe zählten zu den großen Hoffnungen in der Onkologie. Bei der bisher üblichen Immuntherapie wird den Patientinnen und Patienten ein Antikörpermedikament verabreicht, etwa das Mittel Keytruda des US-Pharmakonzerns MSD.
In einer klinischen Studie im vergangenen Jahr wurde 157 Probandinnen und Probanden mit fortgeschrittenen Melanomen das Antikörpermedikament zusammen mit dem Impfstoff verabreicht. Das Risiko, dass der Krebs zurückkehrt oder die Patientinnen und Patienten sterben, konnte mit der Kombination im Vergleich zu einer Behandlung nur mit Keytruda um 49 Prozent gesenkt werden. Die globale Phase-3-Studie wird nun ein breiteres Patientenspektrum umfassen als in vorherigen Phasen. Etwa 1100 Personen sollen daran teilnehmen, darunter auch Patienten in Deutschland.
An schwarzem Hautkrebs erkranken jährlich weltweit schätzungsweise 325.000 Menschen, etwa 57.000 sterben daran. Fachleute hoffen, dass die Therapie nicht nur ihnen helfen könnte, sondern auch zur Vorbeugung von Lungen-, Blasen- und Nierenkrebs eingesetzt werden könnte.
Quelle: ntv.de, hny
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