Neuer MG S5 EV - billig war gestern

  15 Mai 2025    Gelesen: 75
  Neuer MG S5 EV - billig war gestern

Mit dem S5 EV bringt MG ein ordentlich gemachtes, kompaktes SUV auf den Markt. Vom Preis her ist es aber kein China-Kracher. Zudem lädt es recht langsam und die EV-Routenplanung gibts nur in der teuersten Ausstattung.

Verkauf nur im Internet, kein eigenes Werkstattnetz, wenig Service: Noch läuft's nicht wirklich rund für die chinesischen Marken in Deutschland. Nur MG hat von Anfang an geblickt, wie Autokäufer ticken und halb Europa in Windeseile mit Händlern und Servicebetrieben überzogen. Außerdem trifft das Portfolio genau die Segmente, in denen zahlenmäßig die Musik spielt: Kombis, kleine und kompakte SUV. Mit einschlagendem Erfolg: MG ist die mit Abstand erfolgreichste China-Marke, hat im vorigen Jahr in Deutschland fast 21.000 Autos verkauft.

Obwohl chinesische Marken mit immer kürzeren Modellzyklen und -überarbeitungen auf Kundenwünsche reagieren, war bis vor kurzem sogar noch der ZS EV erhältlich. Ein kleiner SUV, mit dem die Marke 2021 gestartet ist. Jetzt kommt der Nachfolger. Der heißt jetzt S5 EV und baut auf der gleichen technischen Basis wie MG4 und Cyberster auf. Dadurch macht er in Sachen Ladegeschwindigkeit, Reichweite und Bedienerfreundlichkeit einen gewaltigen Sprung.

Zudem wirkt das Auto viel erwachsener, nicht mehr so handgestrickt wie der etwas altbackene Vorgänger. Mit knapp 4,50 Metern Länge trifft der S5 EV auf Konkurrenten wie VW ID.4, Skoda Elroq, BYD Atto 3 oder Ford Explorer.

Nicht wirklich billig

Auch preislich bewegt sich der kompakte SUV in ähnlichen Sphären. Die Baureihe startet bei 38.000 Euro. Dafür gibt's das Basismodell mit 47 kWh großem Akku und 340 Kilometern Reichweite. Für die Long Range Version mit 62-kWh-Akku und 480 Kilometern Reichweite sind 43.000 Euro, für den voll ausgestatteten Luxury 45.000 Euro fällig. Weitere Extras gibt's nicht.

Blau ist Standard, alle anderen Farben kosten 990 Euro Aufpreis. Wirklich billig ist der MG ist also nicht. Der Skoda Elroq startet bei 34.000 Euro, BYD verlangt für den Atto 3 ebenfalls 38.000 Euro.

Da allerdings 90 Prozent der Kunden ihre E-Autos leasen, sind Monatsraten aussagekräftiger. Bei vier Jahren Laufzeit und insgesamt 20.000 Kilometern Fahrleistung verlangt MG fürs Basismodell 259 Euro pro Monat. Die voll ausgestattete Topversion soll irgendwo bei 339 Euro liegen. Auch das ist kein Schnäppchen. Für ähnliche Raten lässt die Konkurrenz ihre Kunden teils doppelt so weit fahren.

Besser laden mit Long-Range-Variante

Im Basismodell verwendet MG eine technisch einfache und günstigere Lithium-Eisen-Phosphat-Batterie, kombiniert mit einem 125 kW/170 PS starken E-Motor. Hier ist die maximale Ladeleistung auf nur 120 kW beschränkt. Wichtig zu wissen: An der Wallbox oder einem der noch immer vielen öffentlichen 11-kW-Ladern fließt der Strom mit maximal 3,7 kW. Anders gerechnet: Wer den Wagen beim Einkaufen vier Stunden ans Kabel hängt, tankt nur für rund 100 Kilometer Reichweite Strom. Am 22-kW-Ladern zapft der MG wenigstens doppelt so schnell mit 7,2 kW. Wirklich konkurrenzfähig ist das aber nicht.

Das kann die Long-Range-Variante besser. Ihr Nickel-Kobalt-Mangan-Akku hat eine höhere Energiedichte, lädt an DC-Stationen mit maximal 140 kW und kommt auch am AC-Lader auf 11 kW. Außerdem fährt der Wagen mit seinem 170 kW/231 PS starken Motor spürbar spritziger. Damit die Navigation bei der Routenplanung Ladestopps und Staus berücksichtigt, muss man allerdings das teuerste Modell Luxury wählen.

Richtig viel Platz

Werfen wir einen Blick in den Innenraum. Sofort fällt auf: Die größere Karosserie und der längere Radstand machen sich positiv bemerkbar. Vor allem auf der Rückbank hat man jetzt richtig viel Platz, und man kann sich gut vorstellen, dass dort sogar drei Kindersitze nebeneinander hinpassen. Unter der Heckklappe verbirgt der S5 EV einen ordentlich dimensionierten, zweistufigen Kofferraum, der für den Alltagsbedarf im Familienbetrieb durchaus genügen sollte. Angesichts der schmerzhaften Erfahrungen mit etlichen neuen, vor allem chinesischen Autos muss auch lobend erwähnt werden, dass die Heckklappe richtig weit aufschwingt. Einen Frunk sucht man dagegen vergeblich, das Kabel muss in den Kofferraum.

Genauso durchdacht präsentiert sich das Cockpit: Der querformatige Touchscreen reagiert schnell und lässt sich einfach bedienen. Die Untermenüs sind nicht nur logisch aufgebaut, sondern auch vernünftig bezeichnet beziehungsweise übersetzt - auch dies ist bei chinesischen Autos keine Selbstverständigkeit. Unpraktisch ist allerdings, dass alle Fahrmodi oder die Bremsverzögerung beziehungsweise das Ein-Pedal-Fahren immer im Untermenü auf dem Touchscreen aktiviert werden müssen.

Was ist sonst auf der ersten Testrunde aufgefallen? Die komfortable Fahrwerksabstimmung, der günstige Verbrauch, der sich bei rund 16,5 kWh einpendelt. Die zu weichen Sitze, das bei ungünstiger Sonneneinstrahlung kaum ablesbare Fahrerdisplay und die schlecht dosierbare Bremse sind Kleinigkeiten, die MG wohl schnell abstellt. Denn ein Erfolg der Marke liegt auch darin, dass sie Modelle praktisch im Halbjahresrhythmus überarbeitet. Vielleicht kann man dann auch die elektronische Beifahrerin abschalten, die einen ständig ans Tempolimit erinnert.

MG S5 EV - technische Daten

Fünftüriger, fünfsitziger Kompakt-SUV

Länge: 4,48 Meter, Breite: 1,85 Meter (mit Außenspiegel: k. A.), Höhe: 1,62 Meter, Radstand: 2,73 Meter, Kofferraumvolumen: 453-1441 Meter

Standard Range

E-Motor mit 125 kW/170 PS, Drehmoment: 250 Nm, 0-100 km/h: 8,0 s, Vmax: 170 km/h, Verbrauch: 16,6 kWh/100 km, Akkugröße: 47 kWh, Reichweite: 340 km (WLTP), Ladeleistung: 7,2 kW (AC)/120 kW (DC), Ladedauer AC: 10-80 Prozent in ca. 5 Std.; DC: 10-80 Prozent in 24 Minuten

Preis: ab 37.990 Euro (Comfort)

Long Range

E-Motor mit 170 kW/231 PS, Drehmoment: 350 Nm, 0-100 km/h: 6,3 s, Vmax: 190 km/h, Verbrauch: 15,5 kWh/100 km, Akkugröße: 62 kWh, Reichweite: 480 km (WLTP), Ladeleistung: 11 kW (AC)/139 kW (DC), Ladedauer AC: 10-80 Prozent in ca. 4 Std.; DC: 10-80 Prozent in 28 Minuten

Preis: ab 42.990 Euro (Comfort)

Quelle: ntv.de, Hanno Boblenz, sp-x


Tags:


Newsticker