Ungeachtet der vom Westen geforderten Feuerpause hat Russlands mehr als Hundert Drohnen auf die Ukraine abgefeuert. Seit Sonntagabend um 23.00 Uhr (Ortszeit) habe die russische Armee mit 108 Drohnen angegriffen, teilte die ukrainische Luftwaffe mit. Mindestens 55 Drohnen seien abgefangen worden.
Bei den nächtlichen Angriffen wurde nach Angaben der Behörden in der südlichen Region Odessa ein Mensch verletzt. Mehrere Wohngebäude seien beschädigt worden. Nach Angaben der ukrainischen Eisenbahn wurden in der östlichen Region Donezk zudem Eisenbahninfrastruktur beschädigt und ein Zugführer verletzt. "Vorschläge zu einem Waffenstillstand werden ignoriert, feindliche Angriffe auf die Eisenbahninfrastruktur gehen weiter", teilte die ukrainische Eisenbahngesellschaft Ukrsalisnyzja auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.
Bundesaußenminister Johan Wadephul sprach von einer entscheidenden Woche. "Deutschland erwartet von Russland jetzt einen Waffenstillstand und dann die Bereitschaft zu Verhandlungen", sagte Wadephul vor Beginn eines Treffens im Format "Weimar Plus" in London. "Die Ukraine ist dazu bereit", fügte der CDU-Politiker hinzu. Andernfalls drohten Russland weitere Sanktionen des Westens sowie neue Waffenlieferungen an die Ukraine. An dem Treffen nehmen neben Deutschland, Frankreich und Polen auch Großbritannien, Italien, Spanien, die Europäische Union und die Ukraine teil.
Am Samstag waren die Staats- und Regierungschefs aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen gemeinsam in die Ukraine gereist. Dabei unternahmen sie einen Vorstoß für eine 30-tägige bedingungslose Waffenruhe ab Montag. Ansonsten würden die Sanktionen gegen Moskau weiter verstärkt. Der russische Staatschef Wladimir Putin äußerte sich hierzu nicht direkt, bot aber direkte Verhandlungen mit der Ukraine am Donnerstag in Istanbul an. Er ergänzte, über eine mögliche Feuerpause könne bei den Verhandlungen gesprochen werden.
Selenskyj: Werde auf Putin in der Türkei warten
Der ukrainische Regierungschef Wolodymyr Selenskyj erklärte sich zu einem direkten Treffen mit Putin bereit, bestand aber auf einer 30-tägigen Waffenrufe ab dem heutigen Montag. "Ich werde am Donnerstag auf Putin in der Türkei warten, persönlich", schrieb Selenskyj auf X.
Auch eine anlässlich der Militärparade zum "Tag des Sieges" von Putin selbst ausgerufene Feuerpause wurde ukrainischen Angaben zufolge nur teilweise eingehalten. Zwar gab es am 8., 9. und 10. Mai drei Nächte keine russischen Drohnenangriffe auf ukrainische Städte. Russland habe seine eigene Waffenruhe jedoch Hunderte Mal gebrochen, teilte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha mit. "Wie vorhersehbar, erweist sich Putins 'Parade-Waffenruhe' als Farce". "Die russischen Streitkräfte greifen weiterhin entlang der gesamten Frontlinie an." Nach Angaben der Luftwaffe wurde etwa die ostukrainische Region Sumy trotz der verkündeten Waffenruhe mit Lenkbomben angegriffen.
Quelle: ntv.de, lar/AFP
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