Kirchenhistoriker: Leo XIV. wird politischer Papst sein

  09 Mai 2025    Gelesen: 75
  Kirchenhistoriker: Leo XIV. wird politischer Papst sein

Als Papst Leo XIV. besteigt Francis Prevost den Heiligen Stuhl der katholischen Kirche. Der Kirchenhistoriker Hubert Wolf sieht in dem US-Amerikaner einen pragmatischen "Mann der Mitte". Grundlegende Reformen erwartet er von dem neuen Pontifex nicht.

Der neue Papst Leo XIV. ist nach Einschätzung des Kirchenhistorikers Hubert Wolf als Kompromisskandidat ins Amt gekommen. So schnell wie Robert Francis Prevost seien bislang nur Topfavoriten wie zuletzt Benedikt XVI. im Jahr 2005 gewählt worden, sagte der Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Das spreche dafür, dass er sich "bereits im Vorkonklave weitgehend unbemerkt von den selbst ernannten Vatikanexperten als Kompromisskandidat, der die verschiedenen Richtungen in der Kirche zusammenführen kann, angeboten haben muss".

Sonderlich progressiv werde Leo XIV. darum wohl eher nicht auftreten. "Innerkirchlich und theologisch wird man von ihm etwa im Hinblick auf die Weihe von Frauen oder verheiratete Priester kaum umstürzende Reformen erwarten dürfen", sagte Wolf. "Er gilt als Mann der Mitte, diplomatisch versiert, pragmatisch, nicht ideologisch ausgerichtet."

"Äußerlich vollzog er einen klaren Bruch"

Auch wenn er in seiner ersten öffentlichen Rede als Papst seinen Vorgänger Franziskus würdigte und damit eine gewisse Kontinuität in Aussicht stellte, habe er sich auch direkt sehr klar abgegrenzt, sagte Wolf: "Äußerlich vollzog er einen klaren Bruch mit der Bescheidenheit des Franziskus, der ganz in schlichtem Weiß aufgetreten war. Leo XIV. kam wie Benedikt XVI. mit rotem Schulterumhang und Stola. Er wollte offenbar damit deutlich machen: Ich bin kein Abziehbild von Franziskus."

Leo XIV. werde ein politischer Papst sein, prognostiziert Wolf. Das verdeutliche "sein liturgischer Gruß: 'Der Friede sei mit euch' am Anfang seiner relativ langen, handschriftlich verfassten Rede".

Prevost wurde 1955 in Chicago als Sohn von Eltern mit französisch-spanisch-italienischen Wurzeln, studierte zunächst Mathematik, bevor er 1977 dem Augustinerorden beitrat. 1982 wurde er in Rom zum Priester geweiht. Später promovierte er dort in Kirchenrecht. Ab Mitte der 1980er Jahre war Prevost als Missionar in Peru tätig. Dort gründete er Pfarreien, leitete ein Priesterseminar und war in der Bischofsausbildung aktiv.

2015 ernannte ihn Papst Franziskus zum Bischof von Chiclayo, einer Diözese im Norden des Landes. 2023 folgte der Aufstieg zum Leiter des mächtigen Dikasteriums für die Bischöfe – jener Vatikanbehörde, die weltweit Bischöfe auswählt. Im selben Jahr folgte der Kardinalshut.

Quelle: ntv.de, jpe/dpa


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