Nach Recherchen der „Welt“ sollen ein Mann und eine Frau am vergangenen Sonntagabend mit einem nicht ansprechbaren Kind eine Notfallpraxis in der Stresemannstraße aufgesucht haben. Die Ärzte entdeckten bei ihrer Untersuchung schnell Spuren schwerer Misshandlungen. Die Vierjährige sei daraufhin mit einem Rettungswagen in das nahe Kinderkrankenhaus Altona verlegt und die Polizei gerufen worden. Zunächst hatte es in den Medienberichten geheißen, die Eltern seien nach dem Vorfall geflüchtet. Doch nach „Welt“-Informationen stehen die Betreuer des Mädchens in ständigem Kontakt mit den Eltern.
Hämatome am ganzen Körper und innere Verletzungen
Die Polizei wollte den Fall bisher offiziell nicht bestätigen und verwies an die Staatsanwaltschaft – doch diese wollte den Fall am Donnerstag nicht kommentieren und verwies auf ein voraussichtliches für Freitag geplantes Statement. Ein Ermittler bestätigte der „Welt“ allerdings den Vorfall. Das kleine Mädchen habe erhebliche Hämatome am ganzen Körper und erhebliche innere Verletzungen erlitten. Als es in die Notfallpraxis gebracht wurde, habe es bereits in Lebensgefahr geschwebt. Mit zwei Operationen sollen die Ärzte das Leben des Kindes gerettet haben und es stabilisieren können. Die Kinderschutz-Koordinatorin des Kinderkrankenhauses soll eine „äußere Gewalteinwirkung über einen längeren Zeitraum hinweg“ diagnostiziert haben, schreibt die „Hamburger Morgenpost“.
Die Polizei gehe bislang davon aus, dass es sich bei ihnen um die Eltern des verprügelten Mädchens handelte, hieß es. Noch aber würden die Ermittlungen ganz am Anfang stehen. Wie die „Welt“ zudem erfuhr, handelt es sich um eine Familie aus Bulgarien, die in der Stadt einen Bekannten besucht hat. Da noch unklar ist, wer dem Kind die Verletzungen zugefügt hat, dürfen die Eltern ihr Kind im Krankenhaus nur in Begleitung besuchen.
Reihe schwerer Kindesmisshandlungen in Hamburg
Die Vierjährige steht, wie es in Hamburg in solchen Fällen üblich ist, derzeit in Obhut des Kinder- und Jugendnotdienstes. Ob das Mädchen durch die schwerwiegenden Verletzungen bleibende Schäden davontragen wird, ist noch unklar. Die für das Krankenhaus zuständige Kassenärztliche Vereinigung Hamburg (KVH) wollte sich auf Nachfrage nicht dazu äußern.
Hamburg war in den vergangenen Jahren von einer Reihe von schweren Kindesmisshandlungen erschüttert worden. Die elfjährige Chantal war 2012 an einer Überdosis Methadon gestorben. Die dreijährige Yagmur überlebte 2013 die Misshandlungen durch ihre Mutter nicht. Zwei Jahre später soll ein 27-Jähriger seinen einjährigen Stiefsohn Tayler zu Tode geschüttelt haben. Der Mann muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Im November 2015 hatten Ärzte durch eine Not-OP das Leben eines Babys gerettet. Die Eltern stehen unter Verdacht, den kleinen Deljo beinahe zu Tode geschüttelt zu haben. Gegen Eltern wird wegen Verdachts des versuchten Totschlags ermittelt.
Quelle : welt.de
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