In die Schuhbandkategorie ressortiert dem Augenschein nach auch jenes Phänomen, das ich seit Jahren in offenen Stationen der U1 beobachte. Deren Fenster zeigen dann und wann und da und dort einen wundersam-weißlichen Belag, als würden an manchen Scheiben geheimnisvolle Kristalle wachsen. Was so weit gehen kann, dass die Sicht durch diese Fenster vollständig verloren geht – bis, ja bis eines Tages der mysteriöse Zauber ebenso mysteriös, wie er gekommen, wieder verschwunden ist. Als hätte ihn eine mildtätige Fee hinweggeblasen.
Eine Nachfrage bei den Wiener Linien brachte weniger Fabulöses zutage: Die Fenster der betroffenen Stationen bestünden aus zwei Scheiben, zwischen denen eine Folie eingelagert sei, die sich ihrerseits hinwiederum zu verformen neige – zu den von mir beschriebenen Gebilden. Kurz: Von Kristallen und ihrem Zauber keine Spur. Und folglich keine Spur von einer Fee: Um sich des Schadens zu entledigen, sei einfach der betroffene Scheibensatz zu tauschen. Was im Übrigen regelmäßig geschehe. Wieder ein kleines Geheimnis des Alltags, das sein Geheimnis verloren hat. Zurück bleibt bloß bescheidene Alltäglichkeit. Poesie, wir wissen es, sieht anders aus.
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