CNN, "New York Times", "Washington Post" und "Wall Street Journal" berichten übereinstimmend, Trump sei von den US-Geheimdiensten gewarnt worden, Russland verfüge über "kompromittierendes Material" über ihn. Es habe das Potenzial, Trump zu erpressen. Ursprung soll ein britischer Agent sein, der seine Informationen vom russischen Geheimdienst und von Regierungsstellen zusammengetragen hat. Die explizit als "unverifiziert" und "nicht substanziell" bezeichneten Erkenntnisse seien "so explosiv", dass auch Noch-Präsident Barack Obama und Mitglieder des Kongresses informiert worden seien.
Einen Schritt weiter geht die englischsprachige Ausgabe von "Buzzfeed". Das Portal veröffentlicht die komplette angebliche Quelle der Berichte – eine umfassende Sammlung von Geheimdienstpapieren. Das angebliche Dossier, so stellt es "Buzzfeed" dar, kursiere seit längerer Zeit unter Journalisten, Geheimdienstmitarbeitern und Politikern in Washington. Es beinhaltet 16 US-Geheimdienstberichte aus dem vergangenen Jahr. Auf 35 Seiten finden sich Hinweise von mehreren namentlich nicht genannten Quellen, die verschiedene Themen berühren.
Ob das Dossier authentisch ist, lässt sich nicht überprüfen. Buzzfeed-Chefredakteur Ben Smith sagte, es gebe "ernsthafte Gründe, an den Vorwürfen zu zweifeln". Man habe sich jedoch aus Gründen Transparenz zu ihrer Veröffentlichung entschieden. Hier die wichtigsten Aussagen:
Mehrere namentlich nicht näher genannte Quellen geben an, es bestünden bereits seit mindestens fünf Jahren Kontakte zwischen dem Kreml und Trump. Diese hätten zum Ziel gehabt, die westliche Welt zu spalten.
Zunächst sei es um wirtschaftliche Kontakte, vor allem Immobiliendeals, gegangen. Von entsprechenden lukrativen Angeboten habe Trump jedoch keinen Gebrauch gemacht. Später habe Trump Geheimdienstinformationen erhalten, die ihm im Kampf gegen seine "demokratischen und anderen politischen Gegner" (gemeint sind wohl seine republikanischen Kontrahenten) geholfen haben sollen.
Der russische Geheimdienst FSB ist den Berichten zufolge jedoch zweigleisig gefahren. Um Trump kontrollieren zu können, habe sich der Dienst ein sogenanntes Kompromat beschafft – also eine Information mit erpresserischem Potenzial. Im Fall von Trump soll es sich um Filmmaterial, das Trump bei als "pervers" bezeichneten sexuellen Handlungen zeigen soll, handeln. So habe Trump, arrangiert durch den FSB, im Jahr 2013 in der Präsidentensuite des Moskauer Ritz Carlton Hotels Prostituierte vor seinen Augen ungewöhnliche Sexualpraktiken vollziehen lassen. In derselben Suite habe zuvor der von Trump verhasste US-Präsident Barack Obama bei einem Moskauaufenthalt gewohnt. Dies, so legt der Bericht nahe, soll Trump besondere Befriedigung verschafft haben. An anderer Stelle wird gelästert, Trumps ursprüngliche Idee, den Moskauer Immobilienmarkt zu erobern, sei durch seine "ausführliche Inanspruchnahme sexueller Dienstleistungen" von Prostituierten in den Hintergrund geraten.
Dass er wegen dieses Moskau-Aufenthalts erpressbar ist, hätte Trump angeblich spätestens seit Juli 2016 bekannt sein können. Bei einem Treffen mit dem Trump-Berater Carter Page in Moskau habe ein hoher Kreml-Beamter einen Hinweis darauf gegeben. Ob sich Trump der Lage danach gewahr war, geht aus dem Bericht nicht konkret hervor.
In einem anderen Bericht ist von zwei Quellen in St. Petersburg die Rede, die behaupten, Trump habe bei mehreren Besuchen in der Stadt an Sex-Partys teilgenommen. Zeugen seien aber keine aufzutreiben, sie seien allesamt mit Geld oder Druck zum Schweigen gebracht worden.
Über weite Strecken befassen sich die Berichte ansonsten mit der bereits bekannt gewordenen angeblichen Einflussnahme des russischen Geheimdiensts auf den US-Wahlkampf. Eine Zusammenarbeit mit Russland zu diesem Zweck weist Trump seit Wochen zurück. Pikantes Detail dieser Affäre: Trump und sein Team sollen recht gelassen mit der Gefahr umgegangen sein, dass die Unterstützung durch den Kreml auffliege. Dies lenke die Aufmerksamkeit der Medien und der Demokraten von Trumps Geschäften in China und anderen Schwellenländern ab. Dort habe er hohe Bestechungsgelder gezahlt. Sollte dies bekannt werden, könne Trumps Kampagne großen Schaden nehmen.
Trump hat bisher nur mit einem Tweet auf die Veröffentlichungen reagiert. Er schrieb: "Fake News – eine totale politische Hexenjagd". Seine Beraterin Kellyanne Conway sagte CNN: "Die Berichte nennen keine Quellen, nichts ist bestätigt." US-Präsident Barack Obama wollte die Berichte nicht kommentieren, das unterlasse er stets bei angeblichen Geheimdienstinformationen. Der Kreml dementierte: Moskau besitze keine brisanten Informationen über Trump. Es handele sich um Falschinformationen mit dem Ziel, den Beziehungen Russlands zu den USA zu schaden.
Mittlerweile brüsten sich im Internet Mitglieder des Imageboards 4chan, Urheber der Geschichte zu sein. Sie sei erfunden, verbreitet und von der CIA für bare Münze genommen worden.
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