Erst kürzlich machte das Unterhaus den Weg für den Beginn der Verhandlungen mit Brüssel frei: Premierministerin Theresa May wird im März Artikel 50 der Lissabon-Verträge aktivieren - und damit den EU-Ausstieg offiziell beantragen. Ernstzunehmende politische Versuche, den Brexit zu stoppen, gibt es kaum.
Daran will ein Mann etwas ändern, der seine Zeit an der Regierungsspitze längst hinter sich hat: Tony Blair. Von 1997 bis 2007 war der Labour-Politiker Premierminister. Jetzt hat er seine Landsleute zum Widerstand gegen den Brexit aufgerufen.
"Zeit, sich zu erheben"
"Es ist Zeit, sich zu erheben und das zu verteidigen, an das wir glauben", sagte er am Freitag in London. Wer für den Verbleib Großbritanniens in der Europäischen Union sei, müsse Brexit-Befürworter umstimmen.
Blair hielt seine Rede kurz vor den Beratungen im Oberhaus über das Gesetz, mit dem Theresa May die Austrittserklärung abgeben kann. Es wird erwartet, dass die Lords die Pläne durchwinken.
Der Labour-Politiker will nach eigenem Bekunden fortan Unterstützer auf seine Seite ziehen und über drohende Brexit-Folgen aufklären. Er kündigte die Gründung eines entsprechenden Instituts an. Mit seiner Kampagne wolle er die Menschen dazu bringen, ihre Meinung über den EU-Ausstieg zu ändern.
Seine eigene Labour-Partei kritisierte er als zu schwach, um dem Brexit etwas entgegenzusetzen. "Ich hasse das zu sagen, aber es ist wahr." Es müsse über die Parteigrenzen hinweg eine Bewegung geben, um den Austritt aus der EU doch noch zu verhindern.
Kosten aufdecken
Theresa May wolle den "harten Brexit" - also die Trennung von der EU einschließlich des Europäischen Binnenmarktes - um jeden Preis, sagte Blair bei dem Treffen der Gruppe "Open Britain", die sich für den Verbleib in der EU einsetzt. Diese Kosten müssten schonungslos aufgedeckt werden.
Viele Menschen, die für den Brexit gestimmt hätten, seien unzureichend über die Folgen informiert und müssten aufgeklärt werden. Mit dem Brexit steige auch das Risiko, dass sich Schottland vom Vereinigten Königreich abspalte, warnte Blair. Konservative Politiker bezeichneten seine Rede als arrogant.
Blair hatte bereits im vergangenen Herbst die Möglichkeit eines zweiten Brexit-Referendums ins Spiel gebracht. Die Tory-Regierung lehnt eine weitere Volksabstimmung jedoch kategorisch ab. "Brexit heißt Brexit", lautet Mays Motto. Es ist zudem fraglich, inwieweit es Blair gelingen kann, Menschen auf seine Seite zu ziehen. Wegen seiner militärischen Unterstützung der USA im Irak-Krieg ist er bei vielen Briten noch immer unbeliebt.
kev/dpa/Reuters
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