Autobombe tötet bekannte Journalistin

  17 Oktober 2017    Gelesen: 653
Autobombe tötet bekannte Journalistin
Im EU-Staat Malta kommt eine Journalistin durch einen Mordanschlag zu Tode. Caruana Galizia galt als scharfe Kritikerin von Regierungschef Muscat und deckte mithilfe der "Panama Papers" Korruptionsfälle auf. EU-Politiker reagieren entsetzt.
In Malta ist zu Wochenbeginn eine bekannte Bloggerin und Journalistin getötet worden, die der Regierung des Inselstaats Korruption vorgeworfen hatte. Nach Polizeiangaben starb die 53-jährige Daphne Caruana Galizia, als eine unter ihrem Auto angebrachte Bombe explodierte.

Augenzeugenberichten zufolge riss der Sprengsatz ihren Kleinwagen in Stücke. Bilder vom Tatort zeigen ein völlig deformiertes und ausgebranntes Wrack. Die Journalistin wurde bei der Explosion mitsamt ihrem Wagen auf ein nahegelegenes Feld geschleudert. Medienberichten zufolge ereignete sich die Explosion, kurz nachdem die 53-Jährige den Motor gestartet hatte. Die Polizei sagte der "Times of Malta", bei der verbrannten Leiche auf dem Fahrersitz handele es sich zweifelsfrei um die sterblichen Überreste der Bloggerin. Caruana Galizia hinterlässt einen Ehemann und drei Söhne.

Auf der Mittelmeerinsel löste der heimtückische Mordanschlag Trauer und Entsetzen aus: Nach dem Anschlag nahmen mehrere tausend Menschen an spontanen Mahnwachen teil. In der Stadt Sliema im Nordosten der Mittelmeerinsel hielten die Teilnehmer einer Trauerkundgebung am Abend Kerzen in den Händen, legten Blumen nieder und schrieben Beileidsbekundungen.

"Wenn die Menschen ihre Regierung fürchten, ist das Tyrannei, wenn die Regierung die Menschen fürchtet, ist das Freiheit", war auf einem Schild zu lesen, das mit Blumen und Kerzen am Straßenrand hinterlassen wurde.

Aufdeckung von Korruption in Malta

EU-Politiker reagierten entsetzt auf die Attacke. "Brutaler Mord an Daphne Caruana Galizia: tragisches Beispiel einer Journalistin, die ihr Leben geopfert hat, um die Wahrheit ans Licht zu bringen", twitterte etwa EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani.

Caruana Galizia hatte mehrfach Korruptionsvorwürfe gegen Vertraute von Regierungschef Joseph Muscat erhoben und mit ihren Berichten erreicht, dass Muscat wegen der Vorwürfe im Zusammenhang mit den "Panama Papers" vorgezogene Neuwahlen ansetzte. Aus der vorgezogenen Parlamentswahl im Juni ging Muscats Arbeiterpartei trotz der Korruptionsvorwürfe als Sieger hervor.

"Ich bin tief schockiert über den Tod von Daphne Caruana Galizia", sagte Sven Giegold, Abgeordneter der Grünen/EFA-Fraktion im EU-Parlament. Caruana Galizia war Zeugin des U-Ausschusses zu Geldwäsche und Steuerhinterziehung.

"Schwarzer Tag für unsere Demokratie"

Sie habe "eine entscheidende Rolle bei der Aufdeckung schwerwiegender Vorwürfe zu Geldwäsche und Korruption in Malta, einschließlich Anschuldigungen gegen hochrangige Mitglieder der maltesischen Regierung" gespielt, sagte Giegold und fügte hinzu: "Solche Vorfälle erinnern an Putins Russland, nicht an die Europäische Union."

Maltas Regierungschef Muscat sprach nach dem Attentat auf die Journalistin von einer "barbarischen" Tat und einem "schwarzen Tag für unsere Demokratie und unsere Meinungsfreiheit". Der Mitte-Links-Politiker wies die Sicherheitskräfte an, die Täter zu finden und vor Gericht zu bringen. Jeder wisse, dass Caruana Galizia eine scharfe Kritikerin von ihm gewesen sei, doch könne niemand einen solch "barbarischen" Akt rechtfertigen.

Quelle: n-tv.de

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