Es ist ein Dienstagmorgen im November, Anwalt Arian sitzt in einem Geländewagen und versucht, an Geröllhaufen und Erdwällen vorbei in die Stadt zu kommen, die einmal seine Heimat war. Er fährt hinein in die Zerstörung und den Gestank, nach Rakka, das totenstill und leer in der harten Herbstsonne liegt. Fährt hinein in den Friedhof, der einstmals die syrische Hochburg des "Kalifats" war. Ein grauer Kleinbus folgt dem Geländewagen, darin zwei Pharmazeuten und ein Arzt, sie schauen starr aus den Fenstern.
Auch Arian, ein kleiner Mann in Jeans und Lederjacke, 54 Jahre alt, blickt fassungslos in die Ruinen. Er hat seine Stadt untergehen sehen, erst in der Barbarei des "Islamischen Staates" (IS) und dann im Feuer amerikanischer Bomben. Nun will er sie wiederaufbauen. Ein Mann, der nicht mehr lachen kann, in dessen Gesicht noch immer Schock und Angst stehen.
Je tiefer sie hineinfahren in die Stadt, desto stärker wird der beißend süße Gestank verwesender Leichen. Rakka, einstmals eine lebendige Stadt mit 200.000 Einwohnern in der Kornkammer Syriens, wirkt nun wie ein Zwischenreich. Leben und Tod treffen hier aufeinander. Vergangenheit und Zukunft.
spiegel.de
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