Mit Blick auf diese Idee wundert es nicht, dass Mercedes-Chef Dieter Zetsche bei der Weltpremiere im Michigan-Theater nicht nur die neun elementaren Neuerungen in 39 Jahren Revue passieren lässt, sondern auch einen Mann begrüßt, der sich wohl wie kein Zweiter mit der G-Klasse identifiziert: Arnold Schwarzenegger. "Eigentlich sind wir beide die wahren Zwillinge", sagt der Terminator, Ex-Gouverneur von Kalifornien und Umweltaktivist, mit Blick auf die neue G-Klasse. Seit Jahrzehnten fährt Schwarzenegger einen dicken G-Kanten. Allerdings im Augenblick einen von Kreisel Electric in Österreich entwickelt und rein elektrisch befeuerten. Ein Umstand, mit dem er Zetsche erneut das Bekenntnis abringt, dass auch Mercedes die Elektrifizierung seiner Flotte konsequent vorantreiben wird.
G-Klasse bleibt sich auch äußerlich treu
Doch wir schweifen ab: Optisch – und das ist inzwischen keine wirkliche Überraschung mehr – bleibt die neue G-Klasse sich mit Blick auf den Vorgänger treu. Natürlich hat Designchef Gorden Wagener seinem Credo entsprechend, auch hier den Weg der "sinnlichen Klarheit" gesucht, ohne dabei allerdings den Charakter des Urgesteins zu verändern. Damals wie heute scheint die G-Klasse wie aus einem Guss. Allerdings scheinen die Flächen gestrafft, die Fugen schmaler, wesentlich präziser und ein Stück weit harmonischer als bei den Vorgängern. Radläufe und Stoßfänger wurden stärker in die Karosserie integriert und erscheinen so weniger aufgesetzt.
Unverändert blieben die außenliegenden Türscharniere sowie die aufliegende Motorhaube. Auch die Außenschutzleisten, das sich auf der Hecktür befindliche Reserverad und die aufgesetzten Blinker sind geblieben. Selbst das charakteristische Schließgeräusch der Türen wurde für die neue G-Klasse adaptiert. Verändert haben sich hingegen die Maße: So wuchs der Offroader in der Länge um 5,3 Zentimeter auf 4,72 Meter. In der Breite legte das G sogar um 12 Zentimeter zu und misst jetzt 2,22 Meter.
Mehr Platz, bessere Sitze
Von diesen neuen Dimensionen profitieren natürlich in erster Linie die Insassen. Der Beinraum vorn wächst um 3,8 Zentimeter, hinten sind es üppige 15 Zentimeter. Der Raum für die Schultern wächst für Fahrer und Beifahrer um 3,8 Zentimeter, im Fond sind es 2,7 Zentimeter. Auch die Ellbogenfreiheit legt vorn um 6,8 Zentimeter und hinten um 5,6 Zentimeter zu, was im Zusammenspiel mit dem völlig neu gestalteten Innenraum ein ganz neues Raumgefühl in der G-Klasse eröffnet, wie eine erste Sitzprobe ergab.
Die brachte auch die Erkenntnis, dass das neue Gestühl dank ergonomischer Ausformung deutlich bequemer ist als die im Vorgänger. Zudem bieten es bereits in der Serie eine ganze Reihe von zusätzlichen Features. Dazu gehören die Memory-Funktion ebenso wie die Sitzheizung oder die Komfortkopfstützen, die es im Übrigen auch für die Fondpassagiere gibt. Wer den Highend-Sitz sucht, der greift zum Multikontursitz mit Luftkammern. Der ist dann auch von der "Aktion Gesunder Rücken e.V." zertifiziert, aber nicht im Einstiegspreis von 107.040 Euro enthalten. Viel Geld? Mitnichten, das ist nahezu die Summe, die Daimler für die alte G-Klasse aufgerufen hat.
Vorläufig nur V8-Triebwerke
Befeuert wird das dicke G vorerst von dem bekannten 4,0-Liter V8 Biturbo mit 422 PS und 610 Newtonmeter maximalem Drehmoment. Auf dem Autosalon in Genf im März dürfte der G 63 folgen. Der AMG-Kracher mit seinem 5,4-Liter V8, 571 PS und 760 Newtonmeter ist schließlich die weltweit meistverkaufte Motorisierung in einer G-Klasse. Wer jetzt die Diesel vermisst, tut das zu Recht. Natürlich werden auch die Selbstzünder in Form eines Reihensechszylinders zu einem gegebenen Zeitpunkt nachgereicht. Der steht allerdings noch nicht fest. Eilig dürfte es den Stuttgartern damit aber nicht sein, denn weltweit liegt der Diesel-Anteil bei der G-Klasse lediglich bei 20 Prozent, 80 Prozent machen die V8-Triebwerke aus.
Die Kraftverteilung übernimmt übrigens eine neue 9-Gang-Wandlerautomatik mit verkürzten Schalt- und Reaktionszeiten. Für mehr Fahrspaß dürften auch die fünf Fahrprogramme sorgen, die auf Knopfdruck die Eigenschaften von Motor, Getriebe, Fahrwerk, Lenkung und Assistenzsystemen anpassen. Für die Straße gibt es Comfort, Sport, Eco und Individual. Der neue G-Mode verbessert die Fahreigenschaften im Gelände. Unabhängig vom gewählten Fahrprogramm wechselt die G-Klasse in den G-Mode, sobald eine der drei Differenzialsperren aktiviert oder die Geländeuntersetzung Low Range eingelegt wird. Dieser Offroad-Mode, so verspricht Mercedes, passt die Verstelldämpfung des Fahrwerks und die Lenkung sowie die Gaspedalkennlinie an, vermeidet unnötige Schaltungen und sorgt damit für beste Kontrolle und maximale Geländegängigkeit.
Steiler, tiefer, schräger
All das konnte im Selbstversuch noch nicht überprüft werden. Allerdings ist am Wahrheitsgehalt dieser Aussagen kaum zu zweifeln. Über die Abnahmefahrt auf dem Schöckl berichtete n-tv.de bereits. Auch die puren Datenblattwerte sprechen dafür: Im Vergleich zum Vorgänger verfügt die G-Klasse jetzt über 27 Zentimeter mehr Bodenfreiheit, verspricht eine Steigfähigkeit von 100 Prozent, eine maximale Wattiefe von 70 Zentimetern und Fahrstabilität bei einer Schräglage von bis zu 35 Prozent.
Der Böschungswinkel vorn liegt bei 31 Grad, hinten sind es wie gehabt 30 Grad. Auch wenn wohl kaum ein G-Klasse-Besitzer sein Gefährt in die Lage bringen wird, diese Fähigkeiten bis zum Exzess auszureizen, beruhigend dürfte es schon sein, dass der Urvater der SUVs mit dem Stern das alles kann. Und dann war da ja auch noch der Traum vom Klondike.
Quelle: n-tv.de
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