China nähert sich Raketenabwehr-Möglichkeiten von Russland und USA an

  07 Februar 2018    Gelesen: 640
China nähert sich Raketenabwehr-Möglichkeiten von Russland und USA an
China ist das dritte Land der Welt, das ein ballistisches Ziel im Weltraum abfangen könnte. Damit hat Peking einen riesigen Schritt zum Bau eines eigenen Raketenabwehrsystems unternommen, schreibt die Zeitung „Wsgljad“ am Mittwoch.

Die chinesische Volks- und Befreiungsarmee absolvierte erstmals erfolgreiche Tests eines bodengestützten Raketenabwehrsystems zum Abfangen von ballistischen Geschossen im Weltraum, so Medienangaben.

Wie das chinesische Verteidigungsministerium berichtete, wurden bei den Tests alle gestellten Aufgaben erfolgreich bewältigt. Der bei den Übungen genutzte Raketentyp sowie die Ortungssysteme werden nicht präzisiert. Das chinesische Verteidigungsministerium sicherte nur zu, dass es sich um Tests von Verteidigungscharakter handele, die nicht gegen andere Staaten gerichtet seien.

China führt seit 2010 regelmäßig Tests zum Abfangen ballistischer Ziele im Weltraum durch. Schon drei Jahre später wurden Antiraketen KT-2 erfolgreich getestet. Das Abfangsystem heißt Dong Ning-2.

Laut dem ehemaligen Kommandeur der russischen Raketenabwehrtruppen, Generalleutnant Alexander Gorjkow, wird für solche Tests zunächst ein Aufklärungssystem für Raketenangriffswarnungen geschaffen. Dazu gehören auch Radaranlagen zur Ortung ballistischer Objekte. Danach werden die Objekte identifiziert und ihre Koordinaten an die Feuermittel übergeben.

„Falls China tatsächlich über ein solches System verfügt, ist nur zu begrüßen, dass sie das selbst entwickelt haben“, sagte Gorjkow.

Allerdings äußerte er gewisse Zweifel an der Wahrhaftigkeit der Berichte Pekings über den Erfolg. „Aber wenn die Chinesen über entwickelte Raketenbautechnologien und gute mathematische Algorithmen für diese Waffensysteme verfügen, ist das wohl möglich. Hier gibt es viele Fragen, auf die man zumindest ungefähre Antworten bekommen muss“, sagte Gorjkow. Dabei meint der Experte nicht, dass China es geschafft hat, sowjetische Technologien zu übernehmen.

„Peking verfolgt alle unsere militärischen Entwicklungen“, sagte Gorjkow. Dennoch kopiert Peking vor allem Entwicklungen, die es bei anderen Ländern kauft. So liefert Russland China S-300-Raketenkomplexe. Peking zeigt auch Interesse an S-400-Systemen. Auf einer internationalen Messe präsentierte China eine eigene Startanlage für S-300-Systeme. Mit solchen kleinen Schritten könnten die Chinesen diese Technologien für sich schaffen.

Auf Grundlage der russischen Systeme entwickelte China eigene Raketenabwehrsysteme HQ-9. Auf Basis des französischen Systems Thomson-CSF TAVITA baute Peking ein Analogon des multifunktionalen Kampf- und Informationssystems Aegis.

„Diese Komplexe verfügen über Möglichkeiten zum Abfangen von ballistischen Objekten, doch nicht in solch großer Höhe. Die Systeme, die wir an China verkaufen, können Aufgaben der taktischen Raketenabwehr lösen, also beispielsweise Scud-Raketen abschießen. Doch um zur strategischen Raketenabwehr überzugehen, muss noch viel getan werden – sowohl theoretisch als auch praktisch. Mit welchen Gefechtsköpfen werden sie solche Objekte treffen? Bislang ist das schwer zu verstehen“, sagte Gorjkow.

Wie die Zeitung „South China Morning Post” berichtete, war das Ziel der Tests das Treffen einer ballistischen Rakete. Der Test soll mit einer schnellen Entwicklung des Raketen- und Atomprogramms des benachbarten Nordkorea zusammenhängen.

„Der Test eines solchen bodengestützten Raketenabwehrsystems zeigt, dass China ein absolut neues Niveau bei der Entwicklung der Rüstungsbranche erreicht hat“, sagte der Militärexperte Konstantin Siwkow. „Vor uns steht die dritte militärische Supermacht. Während diese Nische früher nur von Russland und den USA besetzt wurde, hat sich nun China angeschlossen. Damit überholt es die EU. Man muss zugeben, dass China das wissenschaftstechnische Potential im Verteidigungsbereich sehr schnell entwickelt“, so der Experte.

sputniknews


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