Ein Westfale führt die Deutsche Bank

  09 April 2018    Gelesen: 2002
Ein Westfale führt die Deutsche Bank

"Ich habe meine Karriere nie geplant", sagt der neue Chef der Deutschen Bank, Sewing. Dennoch ist der Weg des 47-Jährigen an die Spitze des Instituts kein Zufall. Schließlich begann seine Karriere bei dem Geldhaus bereits Ende der 1980er-Jahre.

Vom Lehrling zum Chef von knapp 100.000 Bankern: Nach fast drei Jahrzehnten bei der Deutschen Bank krönt Christian Sewing seine Karriere. Der 47-Jährige folgt dem Briten John Cryan mit sofortiger Wirkung auf den Schleudersitz in den Frankfurter Doppeltürmen. Vor dem bodenständigen Westfalen steht eine Herkulesaufgabe. Er soll das einstige Vorzeige-Institut, dem zumindest im prestigeträchtigen Investmentbanking die Konkurrenz längst enteilt ist, wieder auf Vordermann bringen.

"Ich habe meine Karriere nie geplant", sagte Sewing im vergangenen Jahr in einem Interview. Damals war der FC-Bayern-München- und Vfl-Osnabrück-Fan gerade zusammen mit Marcus Schenck zum Co-Chef der Deutschen Bank aufgestiegen. Nun hat er den ehemaligen Goldman-Sachs-Banker Schenck, der wegen der gemeinsamen Vergangenheit bei der US-Investmentbank lange als Ziehsohn von Aufsichtsratschef Paul Achleitner galt, im Rennen um die Cryan-Nachfolge ausgestochen.

"Christian Sewing hat in seinen mehr als 25 Jahren bei der Deutschen Bank konstant bewiesen, dass er führungsstark ist und eine große Durchsetzungskraft hat", lobte Achleitner den neuen Chef. "Der Aufsichtsrat ist überzeugt, dass es ihm und seinem Team gelingen wird, die Deutsche Bank erfolgreich in eine neue Ära zu führen."

Fast seine gesamte Karriere hat Sewing bei der Deutschen Bank verbracht: 1989 begann er seine Ausbildung zum Bankkaufmann in einer Bielefelder Filiale und blieb dem Institut auch nach dem berufsbegleitenden Studium an der Bankakademie Bielefeld und Hamburg treu. Bis auf ein zweijähriges Zwischenspiel von 2005 bis 2007 als Vorstand der DG Hyp, der Immobilienbank der genossenschaftlichen Institute, arbeitete er stets für Deutschlands größtes Geldhaus.

200 Bank-Filialen geschlossen

Auslandserfahrung sammelte der Vater von vier Kindern an Standorten wie Singapur, Toronto, Tokio und London. Sewing erklomm die Karriereleiter im Risikomanagement und der internen Revision. Dadurch hatte er auch Einblick ins Investmentbanking, das für viele milliardenschwere Skandale bei der Deutschen Bank verantwortlich war. Anfang 2015 stieg der passionierte Tennisspieler zunächst als Rechtsvorstand in das Führungsgremium auf, bevor er im Sommer 2015 zum Privatkundenchef ernannt wurde.

Unter Sewings Führung schloss die Deutsche Bank fast 200 Filialen und strich Tausende Jobs. Er hat keinen Zweifel daran gelassen, dass auch die Wiedereingliederung der Postbank viele Arbeitsplätze kosten wird. Das größte deutsche Geldhaus hatte Anfang 2017 seine Verkaufspläne für die Bonner Tochter begraben. Ein neuer Riese im Privat- und Firmenkundengeschäft mit rund 20 Millionen Kunden soll entstehen. Mit Spannung wird nun erwartet, ob Sewing in seiner neuen Funktion auch bei der Investmentbank hart durchgreift und den Rotstift ansetzt.

n-tv


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