Anwälte wollen NSU-Prozess aufspalten

  24 April 2018    Gelesen: 1403
Anwälte wollen NSU-Prozess aufspalten

Erst seit wenigen Wochen vertritt Daniel Sprafke im NSU-Verfahren den mitangeklagten André E.. Am Dienstag versucht der Anwalt erneut, den Prozess zu verzögern. Anklage wie auch Verteidigung beantragen deswegen, E.s Verhandlung abzutrennen.

 

Der Münchner NSU-Prozess steht nach monatelangen Verzögerungen möglicherweise vor einem Scheidepunkt: Sowohl die Bundesanwaltschaft als auch ein Anwalt des mutmaßlichen Terrorhelfers Ralf Wohlleben haben beantragt, das Verfahren gegen den Mitangeklagten André E. abzutrennen. Bundesanwalt Herbert Diemer warf dessen neuem Anwalt Daniel Sprafke vor, das Verfahren "bis zum Sankt-Nimmerleinstag" verzögern zu wollen. "Das kann so nicht weitergehen."

Auslöser für die neue Debatte waren neue Beweisanträge Sprafkes. Am heutigen Dienstag hatte das Münchner Oberlandesgericht auf seinen Antrag hin überraschend einen Zeugen vernommen, mit dem E. ein Stück weit aus der Defensive kommen wollte. Dieser konnte sich aber nicht an Zeitpunkt und Details eines bestimmten Treffens mit E. erinnern. Anschließend kündigte Sprafke einen weiteren Beweisantrag an - woraufhin Diemer und Wohllebens Anwalt Olaf Klemke die Abtrennung des Verfahrens gegen E. beantragt haben.

André E., der "verlässliche Anker" des NSU
Ob das Gericht dem Antrag zustimmt, ist unklar. Es zog sich zu Beratungen zurück. Der seit langem geplante Beginn der Verteidiger-Plädoyers verzögerte sich damit weiter.

Hauptangeklagte im NSU-Verfahren ist die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe. Die heute 43-Jährige soll eines von drei gleichberechtigten Mitgliedern der Terrorgruppe gewesen sein und nach dem Willen der Anklage als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen der Gruppe bestraft werden. Dazu zählen zehn Morde, neun davon aus rassistischen Motiven. Auf der Anklagebank sitzen neben Zschäpe, Wohlleben und E. noch zwei weitere Mitangeklagte.

Quelle: n-tv.de


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