Russlands schwimmendes AKW: „Würdige Ablösung für sowjetisches Know-how“

  04 Mai 2018    Gelesen: 1804
Russlands schwimmendes AKW: „Würdige Ablösung für sowjetisches Know-how“

Das weltweit erste schwimmende Kernkraftwerk „Akademik Lomonossow“ wird derzeit ins nordwestrussische Murmansk transportiert, um später in den nordöstlichen Teil des Landes zu kommen. Generell ist dieses russische Atomprojekt von besonderer Bedeutung für die Energieversorgung abgelegener Gebiete.

Wie die russische Onlinezeitung vz.ru erläutert, soll die in St. Petersburg gebaute Anlage, sobald sie auf dem Seeweg Murmansk erreicht hat, mit niedrig angereichertem Uran beschickt werden. Im Sommer 2019 soll der zweite Teil ihrer Reise beginnen – entlang der russischen Arktis-Küste. Der Zielort ist der Hafen von Pewek im Autonomen Kreis der Tschuktschen. Ab 2020 soll das Kernkraftwerk dort Strom und Wärme liefern.

Dass gerade Pewek als Standort ausgewählt wurde, könnte auf den ersten Blick nicht ganz logisch erscheinen, wie die Onlinezeitung weiter schreibt: In der Nähe gibt es ja ohnehin das Kernkraftwerk Bilibino. Dieses besteht aber schon seit mehr als 40 Jahren und ist nach Angaben des russischen AKW-Betreibers Rosenergoatom technologisch veraltet. Noch älter ist das in Pewek gelegene und mit Kohle betriebene Heizkraftwerk – es war 1944 in Betrieb gegangen.

Die Inbetriebnahme eines neuen Atomkraftwerks ist also tatsächlich vorrangig. Dabei ist diese abgelegene und schwer zugängliche Region wirtschaftlich wichtig, dort wird Gold gefördert.

Später soll eine ähnliche schwimmende Anlage auch in Wiljutschinsk auf der Halbinsel Kamtschatka zum Einsatz kommen, wo die russische Pazifikflotte einen U-Boot-Stützpunkt hat. Ein weiterer möglicher Standort ist auch Dudinka auf der nördlichen Halbinsel Taimyr.

Generell ist ein solches AKW mit seiner Leistung von bis zu 70 Megawatt in der Lage, eine Stadt mit einer Bevölkerung von mehr als 200.000 Menschen zu beliefern. Auf diese Weise könnten nicht nur Hafenstädte, sondern auch arktische Bohrinseln mit Strom versorgt werden.

Schwimmende Kraftwerke hatte noch die Sowjetunion gebaut – sie waren allerdings nicht atom-, sondern gas- und dieselbetrieben. Insgesamt wurden sechs Anlagen seit Ende der 1960er Jahre gebaut, eine davon ist bis heute in Betrieb. „Das schwimmende AKW ‚Akademik Lomonossow‘ ist eine würdige und längst erwartete Ablösung für das sowjetische Know-how“, kommentiert die Onlinezeitung und verweist auch auf mögliche Exportchancen. Beispielsweise hatte eine russische Delegation noch im Jahr 2010 den afrikanischen Inselstaat Kap Verde besucht, der mehr Strom braucht und sich deshalb für das Projekt interessierte. Auch einige weitere Länder bekundeten Interesse. Die erwartete Inbetriebnahme im russischen Norden könnte vielleicht für konkrete Vereinbarungen förderlich sein.

sputnik.de


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