Wenn sich Moskau-Besuch ankündigt, der vorher noch nie hier war, kommt früher oder später diese Frage: "Sag mal, Aeroflot - wie sind die denn so? Kann man mit denen fliegen?" Die kurze Antwort ist ja, kann man - das ist eine Fluglinie auf internationalem Niveau, mit recht junger Flotte und vielen Verbindungen nach Deutschland. Im Gegensatz zu Sowjetzeiten ist sie heute auch sicher, sonst würden sich Linien wie KLM und Air France sicherlich nicht mit ihr zu einem gemeinsamen Vielfliegerprogramm zusammentun. Auch die Regeln fürs Gepäck sind nach ein wenig Hickhack Anfang des Jahres jetzt okay.
Klar, ein paar Besonderheiten hat jede Fluglinie, so auch Aeroflot. Auf meiner persönlichen Liste der Pluspunkte steht, dass in all den Jahren, in denen ich zwischen Moskau und Düsseldorf, aber auch innerhalb Russlands Aeroflot fliege, so gut wie alle Flüge pünktlich waren, abgesagt wurde gar keiner. Das haben Gäste, die zum Beispiel noch mit Air Berlin hierher fliegen wollten, ganz anders erlebt. Auch das Gepäck kam mit Aeroflot immer da an, wo es hin sollte. Keine kleine Leistung, erst recht, wenn man überlegt, wie ineffizient dagegen die russische Post ist - beides sind große Staatsunternehmen.
Und, auch wichtig: Bei Aeroflot sind sie unglaublich gut mit Kindern. Personal, das im Vorbeigehen ein bisschen schäkert und entspannt ist, wenn kniehohe Passagiere durch den Mittelgang wuseln. Dazu große, schöne Filztaschen voller Spielzeug, die an reisende Kinder verteilt werden. Zu den Nachteilen von Aeroflot gehört das Essen, das unterwegs serviert wird: fleischlastig, schwer, als Beilage immer noch oft Gretschka, also gegarter Buchweizen - für Russen Alltag, für andere Reisende streng riechend und gewöhnungsbedürftig. Beim "Salat" hat man manchmal das Gefühl, es wurden einfach möglichst viele geruchsintensive Zutaten kombiniert - Thunfisch, Bohnen und hartgekochtes Ei, anyone? Noch mehr aber nervt, wie freigiebig die Flugbegleiter Alkohol ausschenken - nicht ein, zwei Gläser, sondern, wenn der Gast insistiert, immer wieder, auch wenn das Essen längst abgeräumt ist. Den "Wird der Typ neben mir gleich zum Problem?"-Radar muss ich als Aeroflot-Passagierin öfter anknipsen als anderswo.
Und dann müssen wir noch über das Unterhaltungsprogramm reden. Nicht über irgendwelche Filmchen und TV-Serien, nein: Es geht um ein beiläufiges Statement, das kurz nach der Landung aus den Lautsprechern kommt, irgendwo zwischen Informationsanspruch und "Ich mach mir die Welt….". Es trägt, jedenfalls unter Aeroflot-Vielfliegern, sehr zur Unterhaltung bei: : "Meine Damen und Herren, unser Flugzeug ist in Düsseldorf gelandet. Das Wetter ist gut - 1 Grad plus und gelegentliche Schauer."
"Meine Damen und Herren, unser Flugzeug ist in Murmansk gelandet. Das Wetter ist gut - 15 Grad minus, Wind und Schnee."
"Meine Damen und Herren, unser Flugzeug ist in Irkutsk gelandet. Das Wetter ist gut - 3 Grad plus, Gewitter, Sturmböen, erste Dachziegel fliegen bereits durch die Luft, bitte seien Sie also vorsichtig beim Verlassen des Flugzeugs."
Überzeichnet? Aber nur ein bisschen. Regelmäßig entstehen bei Facebook lange Diskussionen, in denen Leute ihre seltsamsten "Das Wetter ist gut"-Durchsagen teilen. Dabei sollte man das doch eigentlich viel wohlwollender sehen: Wo gibt es das schon, eine Airline, mit der man immer in ein Schönwettergebiet fliegt?
Quelle: n-tv.de
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