Poroschenko versucht sich als FAZ-Kolumnist: „Russen-Monster“ das Rohr abschneiden

  21 Mai 2018    Gelesen: 926
Poroschenko versucht sich als FAZ-Kolumnist: „Russen-Monster“ das Rohr abschneiden

Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat sich als Kolumnist probiert und einen Gastbeitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ geschrieben. Das Thema lautet: Wie die Deutschen ihre Beziehungen zum „russischen Monster“, das am deutschen Futtertrog hängt, aufbauen sollten.

Die lautstärkste Passage in diesem Artikel wurde bereits von vielen Medien verbreitet – die Nord-Stream-2-Pipeline „ziele darauf ab, die Einheit Europas zu unterminieren und – sie am Ende zu zerstören“.

Der Pipelinebau wird im Artikel als „Fehler historischen Ausmaßes, mit unvorstellbaren Konsequenzen für uns selbst“ bezeichnet. Die Nord-Stream-2-Pipeline sei „ein rein geopolitisches Projekt des Kremls, das mit volkswirtschaftlichen und privatwirtschaftlichen Interessen nichts zu tun hat“, so Poroschenko.

Und schließlich das Wichtigste.

Nord Stream 2 sei „eine völlig unnötige Pipeline“, die „Europa mit jemandem verbindet, der Europa offen verachtet“.

Die einzige Alternative wäre, „diejenigen zu unterstützen, die mit Europa vereint sein wollen“.

… was bemerkenswert daran ist.

Erstens. Jene, „die mit Europa vereint sein wollen“, haben keine eigenen Gasfördermengen, die Europa braucht.

Zweitens. Der „ukrainische Transit“ kostet den Europäern auch derzeit deutlich mehr als das durch die Nord-Stream-Pipeline nach Deutschland gepumpte Gas.

Drittens. Deutschland probt jetzt gerne selbst die Rolle bei den Gaslieferungen, auf die die Ukraine selbst, ohne jeglichen Druck verzichtet hatte.

Diese Rolle heißt „europäischer Hub für russisches Gas“ – um diese Rolle konkurriert Deutschland jetzt nicht mit der Ukraine, sondern mit der Türkei. Mit diesem Land, einem der aggressivsten Akteure auf den lokalen Energiemärkten, wäre es besser, keine Scherze zu machen. Die Türken sind nicht wie die Ukrainer, die gegenüber ihren „Partnern aus Übersee“ willenslos sind. Die Türkei hat eigene Interessen und eigene Pläne für die Mittelmeerregion.

Darüber hinaus ist bereits jetzt klar, dass es angesichts des bedeutenden Rückgangs der europäischen Gasförderung nur eine Alternative für „das russische Rohr“ geben kann – Flüssiggas. Anscheinend auch russisches Flüssiggas. Die Amerikaner beanspruchen nicht die europäischen Gasmärkte. Sie sind zu pragmatisch, denn vor dem Hintergrund des „russischen Gases“ sind sie einfach nicht konkurrenzfähig. Doch die russischen Flüssiggas-Ströme aus Sabetta nach Europa umlenken und damit die Premium-Märkte Südostasiens von Konkurrenten befreien  – das ist eine realistische Aufgabe. Dafür würde ausreichen, jegliche neue Pipeline-Projekte Russlands in der EU politisch zu untergraben. Oder zumindest ihren Bau zu erschweren. Das ukrainische Gastransportsystem erfordert dabei keine zusätzlichen Investitionen – es wird von ganz allein zusammenbrechen.

Dann müssen die Russen ihr Flüssiggas nach Europa bringen – zu einem abgesprochenen Preis und zu „langfristigen Verträgen“. Damit stehen die Asien-Märkte offen für das US-Schiefergas.

Was hat die Ukraine damit überhaupt zu tun? Eigentlich nichts. Es handelt sich um das gewöhnliche Schicksal eines Staates, der nicht imstande ist, selbstständige Handlungen zu unternehmen, und an einem „großen Spiel“ ausschließlich als Scheidemünze teilnimmt.

Und zu guter Letzt: Um in einer angesehenen deutschen Zeitung veröffentlicht zu werden, musste Poroschenko, der sich mehrmals von Russland verabschiedete, über Russland schreiben. Um über etwas anderes zu schreiben, scheint er in Europa nicht gefragt zu sein.

sputnik.de

 


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