Marokkos Trumpf heißt Trump

  13 Juni 2018    Gelesen: 1412
Marokkos Trumpf heißt Trump

USA/Kanada/Mexiko vs. Marokko: Die Fifa entscheidet darüber, wer die WM 2026 mit erstmals 48 Teilnehmern austragen wird. Am Ende könnte der US-Präsident den Ausschlag geben - zu Ungunsten der eigenen Bewerbung.

 

Fest steht bisher nur eines: Die Fußball-WM 2026 wird in neue Dimensionen vorstoßen. Es wird das erste Weltturnier mit 48 Teilnehmern - die Herausforderungen für den Ausrichter werden dadurch noch höher als bisher. Nur wer dieser Ausrichter sein wird, das ist noch offen. Am Mittwoch fällt die Entscheidung: USA/Mexiko/Kanada - oder doch Marokko. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur WM-Vergabe.

Wer wählt den WM-Ausrichter?


Erstmals seit vielen Jahren entscheidet wieder der gesamte Fifa-Kongress über den künftigen WM-Gastgeber, strikt nach dem Prinzip: ein Land - eine Stimme. Der DFB als weltgrößter Verband hat damit bei der Abstimmung im Moskauer Luxushotel Metropol genauso viel Gewicht wie jedes andere kleinere Land. Nur die vier Bewerberländer selbst dürfen nicht mitwählen. Die Fifa hat damit Konsequenzen aus der skandalösen Doppelvergabe im Jahr 2010 der Turniere 2018 (Russland) und 2022 (Katar) gezogen. Die damalige Entscheidung war der Kulminationspunkt der Korruption im Weltverband und letztlich der Auslöser der Ermittlungen gegen die Fifa-Bosse.

Wie läuft die Wahl ab?

Zur Abstimmung stehen drei Möglichkeiten: Bewerber A: USA/Mexiko/Kanada, Bewerber B: Marokko, oder Bewerber C: keiner von beiden. Bei maximal 207 Abstimmungsteilnehmern reicht die einfache Mehrheit von 104 Stimmen. Bekommt die Option C die größte Stimmenzahl, gelten beide Bewerbungen als gescheitert. Dann müsste wieder bei Punkt null begonnen werden.

Wie wollen die Bewerber die 48er-WM schultern?

Die gestiegene Zahl der WM-Teilnehmer von aktuell 32 auf dann 48 bedingt logisch eine größere Zahl an Spielen - 80 werden es dann anstelle der jetzigen 64. Die Amerika-Bewerbung, genannt United 2026, plant die Spiele auf drei Länder zu verteilen: 60 sollen in den USA stattfinden, je zehn in Mexiko und Kanada. Marokko traut sich zu, alle 80 Spiele im Land auszutragen.

Wer ist der Favorit?

Auf dem Papier ist die Abstimmung eine klare Sache. Die United-Bewerbung verspricht der Fifa Einnahmen von 14,3 Milliarden US-Dollar - das ist doppelt so viel, als Marokko in Aussicht stellen kann. Auf der offiziellen Präsentation der Bewerber prangt nicht umsonst ein großes Dollarzeichen. Zudem sind die meisten Stadien im Sportland USA schon fertig. In Marokko müssten dagegen neun der 14 Arenen noch völlig neu gebaut werden.

Warum hat Marokko dennoch Chancen?

Hier kommt die Politik ins Spiel. Dass die Fifa im Vorfeld versucht hat, der Marokko-Bewerbung möglichst viele Steine in den Weg zu legen, ist vielen, gerade kleineren, Verbänden übel aufgestoßen. Die Afrikaner werfen zudem die Fußballbegeisterung im Land in die Waagschale, in dieser Hinsicht haben sie klare Vorteile gegenüber den USA. Aber der Joker der Marokkaner ist ausgerechnet der Präsident des gegnerischen Bewerbers: Donald Trump hat mit seinen abfälligen Bemerkungen über islamische Länder, über "Dreckslöcher" viele Verbände gegen sich aufgebracht. Die Vergabe wäre ein perfekter Denkzettel. Dass Trump im Vorfeld drohte, im Fall einer Niederlage Länder, die gegen die United-Bewerbung stimmten, politisch abzustrafen, hat das Klima für die US-Bewerbung nicht verbessert.

Wie positioniert sich die Fifa?

Fifa-Boss Gianni Infantino hat eine klare Vorliebe: Er will die finanziell lukrative US-Bewerbung durchboxen. Die Weltmeisterschaft ist die Haupteinnahmequelle der Fifa. Und die United-Bewerbung verspricht Sponsorengeld in einer Höhe, bei der Marokko nicht mithalten kann. Das Image der Fifa ist durch all die Skandale mittlerweile so schlecht, dass Sponsoren abrücken. Umso wichtiger ist für den Verbandsboss, durch die WM-Vergabe Geld hereinzuholen. Infantino braucht zudem für sich einen Prestigeerfolg, nachdem er mit mehreren Alleingängen bei den Verbänden gescheitert ist - zuletzt mit dem Plan, schon 2022 die Teilnehmerzahl auf 48 aufzustocken.

spiegel


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