Immer mehr Fahrschüler schummeln bei der Theorie

  01 Oktober 2018    Gelesen: 893
Immer mehr Fahrschüler schummeln bei der Theorie

Bei Theorieprüfungen für den Führerschein versuchen immer mehr Fahrschüler zu tricksen, sagen Fachleute. Die Prüflinge nutzten ausgeklügelte Technik.

Mehr als 1000 verschiedene Fragen gibt es bei der Theorieprüfung für den Führerschein. Nur einige Dutzend kommen davon dran. Aber welche? So viele richtige Antworten zu lernen, ist mühsam. Fachleute beklagen, dass immer mehr Fahrschüler schummeln, und zwar mithilfe von Minikameras und Ohrstöpseln.

Die Masche: Der Fahrschüler trägt bei seinem Schummelversuch eine Mini-Kamera etwa im Knopfloch. So werden die Fragen an einen Freund oder Bekannten draußen übertragen. Dieser flüstert dem Prüfling die Antworten über einen Ministöpsel ins Ohr. Es gibt Firmen, die im Internet eigens Werbung damit machen, dass man mit ihren Geräten bei der Führerscheinprüfung erfolgreich schummeln könne.

Wie viele Fahrschüler diese Masche tatsächlich nutzen, ist nicht bekannt. Der Fahrlehrer und Anwalt Arne Böhne vom TÜV Rheinland schätzt: Hochgerechnet auf Deutschland würden pro Jahr etwa 1600 solche Fälle aufgedeckt. "Vor 20 Jahren, als wir noch nicht diese ausgefeilte Technik hatten, gab es vielleicht nur ein Zehntel so viele Fälle", sagt er. Böhne vermutet, die Zahl der nicht ertappten Prüflinge gehe in die Tausende.

Wer erwischt wird, hat den Angaben zufolge nicht viel zu befürchten: Bei der Schummelei handelt es sich weder um eine Straftat noch um eine Ordnungswidrigkeit. "Diese Leute können maximal sechs Monate gesperrt werden vor der nächsten Prüfung", sagte Böhne.

Soll Schummeln eine Straftat werden?

Wenn Autofahrer im Straßenverkehr unterwegs sind, die nicht alle Regeln kennen, birgt das aber ein Risiko, wie der Vorsitzende der Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände in Berlin, Dieter Quentin, betont. "Wir fordern, dass man hier einen Straftatbestand schafft." Erwägt der Bund das oder zumindest die Einstufung als Ordnungswidrigkeit? "Solche Überlegungen gibt es bislang im Bundesjustizministerium nicht", teilt das Ministerium mit. Inwieweit Täuschungen bei Prüfungen unter den Einzelfallumständen strafbar sind, hätten Staatsanwaltschaften und Gerichte zu beurteilen.

Die Sprecherin des Verkehrsministeriums von Rheinland-Pfalz, Susanne Keeding, sagt, wenn solche Täuschungen strafbar würden, könnten auch spickende Schüler in der Abiturprüfung zu Straftätern werden. Täuschende Prüflinge in der Theorie müssten immer noch die praktische Prüfung bestehen, wo die Verkehrsregeln ebenfalls gefragt seien. Zwar werde die Technik zum Täuschen immer besser - aber eben auch die Technik zum Aufdecken der Schummelei.

Tatsächlich sammeln Prüfer heute oft die Handys der Prüflinge ein und nutzten einen Detektor. "Der rettet aber nicht die Welt", sagt Arne Böhne vom TÜV Rheinland. "Der Detektor kann nicht alle Funkfrequenzen abdecken." Bei Störsendern spiele die Bundesnetzagentur nicht mit. Prüfer dürften Prüflinge auch nicht auf Technik am Körper prüfen. Böhne: "Dafür können wir höchstens die Polizei rufen."

Quelle : spiegel.de


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