Autobauer füttern Chinas Überwachung

  06 Dezember 2018    Gelesen: 925
Autobauer füttern Chinas Überwachung

Deutsche Autobauer übermitteln dem chinesischen Staat Daten wie den Standort ihrer Elektroautos. Kritiker fürchten, dass Peking dies zur Überwachung nutzt. Hierzulande sammeln die Autobauer ähnliche Daten. Die Halter haben keine Kontrolle darüber, was damit passiert.

Anlässlich von Berichten über eine staatliche Totalüberwachung von Elektroautos in China mahnt der ADAC eine Verbesserung des Schutzes von Autodaten auch in Deutschland an. "Aus unserer Sicht sollte der Verbraucher frei wählen können, ob und wem er die Daten zur Verfügung stellt", fordert eine ADAC-Sprecherin gegenüber n-tv.de.


Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet hatte, leiten mehr als 200 Hersteller Daten elektrischer Autos in Echtzeit an ein staatliches Überwachungssystem in China weiter. Offiziell sollen die Informationen, die auch den genauen Standort umfassen, der Verkehrssicherheit, der Verbesserung der Infrastruktur und auch der Vorbeugung von Subventionsbetrug mit den staatlich geförderten Elektroautos dienen.

Kritiker fürchten, dass das System zur lückenlosen Echtzeitüberwachung der Autofahrer genutzt werden kann. "Es gibt null Schutz gegen staatliche Überwachung", zitiert AP eine China-Expertin der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Die Weiterleitung der Daten durch den Hersteller ist in China seit 2016 Voraussetzung für die Zulassung neuer Elektoautos. "Ohne diese Echtzeit-Überwachungssysteme darf in China kein einziges Elektroauto zugelassen werden", sagte ein VW-Sprecher "Spiegel Online". Auch BWM und Daimler werden in dem AP-Bericht genannt.

Ähnliche zentrale Überwachungssysteme gibt es in anderen Ländern zwar nicht, die dafür nötigen Daten sammeln die Autos allerdings auch hierzulande und senden sie in regelmäßigen Abständen an den Hersteller. Was die damit machen, ist für die Fahrzeughalter kaum nachvollziehbar.

"Autobesitzer müssen Datenweitergabe abschalten können"
"Auch in Deutschland werden - gerade bei den Elektroautos mit ihrer noch neuen Technologie - zahlreiche Daten erhoben", kritisiert die ADAC-Sprecherin. Welche das genau sind, wissen die Besitzer meist nicht. Durch eine Untersuchung der Autosoftware konnten Experten des Verbands nachweisen, dass einige Modelle dem Hersteller etwa die letzten 100 Ladestationen und die letzten zehn Abstellplätze meldeten, dazu wie schnell gefahren wurde und verschiedene Informationen zum Fahrstil. Der ADAC setzt sich zudem dafür ein, für jedes Modell eine Auflistung aller im Fahrzeug erhobenen, verarbeiteten und gesendeten Daten öffentlich und kostenlos anzubieten.

Die umfangreichen Informationen, die Millionen von Autos mit ihren zahlreichen Sensoren über ihre Fahrer, den Verkehr und beispielsweise über das Wetter sammeln, gelten als Grundlage für künftige Geschäftsmodelle. Eine McKinsey-Studie prophezeit den Autobauern Einnahmen von Hunderten von Milliarden Dollar bis zum Jahr 2030, sofern sie die exklusive Kontrolle über die Daten behalten. Der ADAC fordert allerdings, die Hoheit über die Informationen müsse bei den Autobesitzern liegen.

Darauf, wie der Autohersteller die Daten nutzt, und ob er sie an Dritte weiterleitet, haben die Fahrzeugbesitzer derzeit kaum Einfluss. Derzeit legen verschiedene Hersteller ihren Kunden beim Kauf zwar Datenschutzerklärungen vor. Die sind allerdings nicht nur äußerst schwer verständlich. Der Käufer hat oft auch gar keine Möglichkeit, einzelne Punkte abzulehnen. Der ADAC fordere daher eine Opt-Out-Lösung, so die Sprecherin: "Bis auf die gesetzlich vorgeschriebenen Fälle, zum Beispiel für den automatischen Notruf/eCall oder die Abgasuntersuchung muss der Autobesitzer die Datenerhebung und -weiterleitung unkompliziert abschalten können, soweit sie nicht zwingend für den Betrieb erforderlich ist."

Quelle: n-tv.de


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