Der Vorsitzende der US-Notenbank Federal Reserve, Jerome Powell, hat Vermutungen von sich gewiesen, dass US-Präsident Donald Trump Einfluss auf geldpolitische Entscheidungen nehmen könnte. Politische Erwägungen spielten keine Rolle in der Festlegung des geldpolitischen Kurses, sagte Powell - ohne den Präsidenten beim Namen zu nennen - nach der Zinssitzung der Fed in Washington. Dabei hatten die Währungshüter beschlossen, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld um einen Viertelpunkt auf die neue Spanne von 2,25 bis 2,5 Prozent anzuheben.
Es ist angesichts der boomenden Wirtschaft bereits der vierte Schritt nach oben in diesem Jahr. 2019 sollen nur noch zwei Anhebungen folgen. Im September hatte die Fed noch drei Erhöhungen signalisiert. Powell hatte jüngst betont, die Fed nähere sich einem Zinsniveau, mit dem die Wirtschaft weder angeschoben noch gebremst werde. Daher sei nun ein behutsames Vortasten ratsam.
Powells Statement war eine für den Fed-Chef ungewöhnlich direkte politische Reaktion auf die in der US-Geschichte einmalige direkte und heftige Kritik des Präsidenten an der Notenbank. Ein Pressevertreter hatte Powell explizit danach gefragt. "Niemand wird uns davon abhalten, den richtigen Weg zu gehen", unterstrich der Notenbankchef.
Auf "Normalisierungskurs"
In den vergangenen Wochen hat US-Präsident Donald Trump mehrfach den Kurs der Fed öffentlich kritisiert. Er sieht deren Zinsanhebungen als Hindernis auf seinem Weg, die amerikanische Wirtschaft wieder zu alter Größe zu führen. Auch Powell selbst wurde durch Trump verbal attackiert - obwohl der US-Präsident selbst Powell als Fed-Chef vorgeschlagen hatte.
Trump twitterte, angesichts des sehr starken Dollar, einer quasi nicht existenten Inflation, des Chaos in der "Außenwelt" und eines "brennenden Paris" sei es "unglaublich, dass die Fed eine weitere Zinserhöhung auch nur in Erwägung zieht".
Lob für die Fed kam dagegen von Ökonomen. Es sei richtig, auf "Normalisierungskurs" zu bleiben, sagte Friedrich Heinemann vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. "Die Fed leistet mit dieser beharrlichen Politik einen wichtigen Beitrag für eine höhere Resilienz der US-amerikanischen Volkswirtschaft in der nächsten Krise."
An den Börsen wurden die Aussagen der US-Notenbank als falkenhaft interpretiert. Der Dollar holte einen Teil seiner Tagesverluste auf, so dass der Euro wieder unter 1,14 Dollar fiel. Am Aktienmarkt drehten die Indizes nach unten und gaben im Tief alle Tagesgewinne wieder auf. Aktuell verliert der Dow-Jones-Index 0,1 Prozent auf 23.640 Punkte, nachdem er zuvor gut 1 Prozent im Plus gelegen hatte.
Quelle: n-tv.de
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