Lungenärzte bleiben an Köhlers Seite

  17 Februar 2019    Gelesen: 737
Lungenärzte bleiben an Köhlers Seite

Wieviel Substanz hat die Kritik von mehr als 100 Lungenärzten an Grenzwerten für Feinstaub- und Stickoxidbelastung? Dass dem Mediziner Dieter Köhler in seinem Papier Rechenfehler unterliefen, fechten weder er noch seine Mitunterzeichner an. Im Gegenteil: Sie veröffentlichen nun eine neues Positionpapier.

Trotz nachgewiesener Rechenfehler bleiben mehr als 100 Lungenärzte im Streit um die Gefahren von Dieselabgasen bei ihrer Position. Dieter Köhler und vier Mitautoren veröffentlichen am Sonntag eine Erklärung, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" (FAS) lag sie bereits vor. Darin heißt es: "Die medizinischen Aussagen zur gesundheitlichen Relevanz der geltenden Grenzwerte bleiben für die Autoren unverändert. Die Zahl der Unterzeichner hat sich seit der ursprünglichen Stellungnahme erhöht."

Im Januar hatten Köhler und seine Koautoren eine Stellungnahme verfasst, die den Sinn von Feinstaub- und Stickoxid-Grenzwerten in Zweifel zieht. Dafür hatten sie mehr als 100 Unterzeichner gefunden. Allerdings wurden ihnen in der vergangenen Woche von der "taz" Rechenfehler vorgeworfen. Die Autoren des Papiers spielen diese Rechenfehler nun herunter. In ihrem ursprünglichen Papier hatte es geheißen, Raucher erreichten in weniger als zwei Monaten die Feinstaubdosis, die sonst ein 80-jähriger Nichtraucher im Leben einatmen würde. In ihrer neuen Stellungnahme schreiben sie laut FAS: "Die detaillierte Rechnung führt nun zu 2,1 Monaten."

Und: "Mit dieser Rechnung werden nicht nur die Aussagen der Stellungnahme in vollem Umfang bestätigt, sondern auch der konservative Charakter des ursprünglichen Vergleichs unterstrichen." Zigarettenrauchen könne nach wie vor als Experiment zur Toxizität des Feinstaubs angesehen werden. Diesem Schluss halten allerdings andere Wissenschaftler entgegen, dass der Körper beim Rauchen immer wieder Ruhepausen bekomme.

"Die Kernaussage bleibt"

In Sachen Stickoxide, die besonders umstritten sind, seien die Gegenrechnungen nicht sinnvoll, heißt es in dem neuen Papier laut FAS. "Da NOx als Gas im Organismus als Naturstoff in den Stickstoffkreislauf eingebunden wird, ist die Berechnung einer kumulativen Dosis unsinnig." Eine Korrektur der ursprünglichen Stellungnahme sei nicht nötig. Allerdings hatten die Lungenärzte in ihrem ersten Papier die NOx-Belastung selbst aufsummiert.

"Auch die wiederholt geäußerte Behauptung, dass die Autoren durch die Automobilindustrie korrumpiert seien, entbehrt jeglicher Grundlage und wird mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen", zitiert die FAS. "Vielmehr wurde bereits in der ursprünglichen Stellungnahme explizit Kritik geübt, dass die Manipulationen von Teilen der Autoindustrie bezüglich des Schadstoffausstoßes unentschuldbar sind."

Mehrere Lungenärzte verteidigten auf Anfrage der FAS ihre Position auch noch einmal einzeln. Horst Olschewski von der Universität Graz führt an, er habe nicht unterschrieben, "um damit alle Rechnungen als richtig zu bestätigen, sondern um die Hauptaussage zu unterstützen, dass nämlich die NO2-Grenzwerte nicht wissenschaftlich begründet sind". Claus Kelbel vom Knappschaftskrankenhaus Dortmund sagt: "Bei genauer Analyse ist Ihnen sicher nicht entgangen, dass sich an der Aussage der Initiative auch nach Neuberechnung nichts geändert hat."

Kurt Rasche, der Chef der Klinik für Lungenheilkunde am Helios-Klinikum Dortmund räumt zwar ein, die Rechenfehler seien "natürlich unschön". Aber: "Die Kernaussage bleibt." Ein anderer Mediziner, Peter Haidl, verteidigte den Aufruf trotz aller Fehler als "Weckruf, die Sinnhaftigkeit der Dieselfahrverbote zumindest zu hinterfragen." Dies sei "im Sinne der freien Meinungsäußerung legitim".


Quelle: n-tv.de


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