Viele Unternehmen haben die gesetzlich festgelegten Obergrenzen für die Verbrennung überschritten; die Förderung könnte von den Behörden gestoppt werden.
Möglichst viel verbrennen
Nach Berechnungen der norwegischen Consultingfirma Rystad Energy ist die Menge der Verbrennung und des Ausstoßes von Gas im Permian-Becken (Texas, New Mexico) derzeit doppelt so groß wie die Fördermenge am leistungsstärksten Komplex Mars-Ursa im Golf von Mexiko, wo bis zu 7,5 Mio. Kubikmeter Gas pro Tag gefördert werden.
In den Schieferölvorkommen im Westen von Texas wird jeden Tag Erdgas im Wert von rund einer Million Dollar nutzlos verbrannt, wie das Wall Street Journal berichtet. Die Situation im Schiefervorkommen Bakken in North Dakota ist noch schlechter – im ersten Quartal wurden dort pro Tag bis zu 14 Mio. Kubikmeter verbrannt.
Die von den Behörden festgelegten Einschränkungen werden nicht eingehalten. So wurde 2016 eine Verbrennungs-Obergrenze von 15 Prozent festgelegt, 2020 soll sie auf zehn Prozent gesenkt werden. Allerdings wurden in den ersten drei Monaten dieses Jahres 20 Prozent Gas verbrannt.
Laut Rystad verbrennen diese beiden Ölvorkommen jedes Jahr mehr Gas, als der Gasbedarf von Ländern wie Ungarn, Israel, Aserbaidschan, Kolumbien und Rumänien ist.
Förderung muss gedrosselt werden
Laut Prognosen von Analysten wird die Menge der Gasverbrennung im Permian-Becken in der zweiten Jahreshälfte bei 18,4 Mio. Kubikmeter pro Tag liegen.
Die Situation um das Abfackeln des Begleitgases spitzt sich zu, was die Steigerung der Ölförderung untergraben kann.
Derzeit darf Begleitgas innerhalb von 45 Tagen mit Beginn der Produktion im Bohrloch verbrannt werden. Anschließend muss das Begleitgas beim Fehlen einer Sondergenehmigung erfasst werden, andernfalls muss die Förderung eingestellt werden.
Allerdings sind keine notwendige Infrastruktur und Produktionskapazitäten zur Erfassung, Lagerung und den Transport von Begleitgas in den Schiefervorkommen vorhanden. Die wenigen Gaspipelines, die an den Frackingvorkommen gebaut sind, sind vollständig ausgelastet. Deswegen wird das Gas auch nach dem Ablauf der festgelegten Frist abgefackelt.
Die Behörden von Texas üben Kritik an der Nichteinhaltung der Auflagen, weil sie von Ökologen unter Druck gesetzt werden. Nach Angaben der US-Umweltschutzagentur sind die Kennzahlen des Methan-Ausstoßes beim Abfackeln des Begleitgases im Permian-Becken mit den Abgasen von zwei Millionen Autos vergleichbar.
Die Behörden von North Dakota sind entschlossen gestimmt. Die Aussichten zur Sperrung von Bohrlöchern würden zunehmend realer, so Analysten von Rystad.
Kein Geld
Dies wäre ein herber Schlag für die ohnehin kriselnde Fracking-Industrie. Die Ölförderung stieg in den USA auf die Rekordhöhe von 11,5 Mio. Barrel pro Tag in vielerlei Hinsicht gerade dank des Schieferöls. Doch der Fracking-Boom hat auch eine Kehrseite. Zur Aufrechterhaltung der hohen Kennzahlen werden ständig neue Bohrlöcher benötigt, was enorme Kosten verursacht. Allerdings fehlt es an Finanzmitteln – Investoren haben kein Interesse mehr an unrentablen Projekten und investierten im vergangenen Jahr um 50 Prozent weniger in die Branche.
Im Ergebnis schwappte eine Pleitewelle über die Branche. Im Mai kündigte das US-amerikanische Ölservice-Unternehmen Weatherford International die Vorbereitung auf Insolvenzverfahren an. Das Management von zwei großen Akteuren in der Branche, Halcon Resources und Alta Mesa Resources, stellte die Fähigkeit der Firmen infrage, ihre Tätigkeit fortzusetzen.
Auch die Firma California Resources, spezialisiert auf die Erkundung und Förderung von Öl und Gas, bekam Probleme. Die Pleitewelle erreichte auch die von Schulden belasteten Firmen Bristow Group, PHI, Jones Energy und Rex Energy.
Der Erlös vom Verkauf von einem Viertel des in den USA geförderten Schieferöls fließt vollständig in die Bezahlung der Kreditzinsen. Die Ausgaben wachsen permanent, die Produktion sinkt, die Technologie beschleunigt nur den Zyklus vom Boom bis zum Rückgang. Analysten stellen fest: Seit zehn Jahren können die Frackingfirmen die in sie gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen.
sputniknews
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